BACCARA EXKLUSIV Band 49
Ihrem Gesicht wäre Blut, da hatte ich Angst“, gab sie zu. Nun musterte sie das Äußere des Ladens. „Hier kaufen Sie Ihre Doughnuts?“
„Jede Nacht um zwei Uhr, ganz pünktlich.“ Tony stieg aus, betrat das Geschäft und nickte der dicken Frau mit den orangefarbenen Haaren zu, die hinter dem Tresen stand. „Guten Abend, Carmeline. Zwei von den Üblichen.“ Dann wandte er sich an Delia. „Suchen Sie sich aus, was Sie möchten. Ich gehe in den Waschraum.“
Delia betrachtete das Angebot, während die gelangweilt wirkende Carmeline Tonys Gebäck in eine Tüte warf. „Sind welche mit Himbeerfüllung dabei?“
„Wenn ich das wüsste.“ Die Frau rollte mit den Augen.
Als Tony zurückkam, war er wieder makellos sauber. Er bezahlte die Doughnuts, und Carmeline schnaubte abfällig.
„Ich glaube nicht, dass sie Sie besonders mag“, flüsterte Delia Tony zu, während sie zum Streifenwagen gingen. „Warum kommen Sie weiter hierher?“
„Carmeline? Oh, sie ist nur sauer, und das ist verständlich. Der Laden ist in den letzten drei Wochen zweimal überfallen worden“,erklärte Tony.„Sie macht es der Polizei zum Vorwurf, dass wir die Räuber bisher nicht gefangen haben. Aber sie verkauft die besten Doughnuts von ganz Süd-Dallas.“
Diese Erinnerung an die ständige Gewalt in der Nachbarschaft ließ Delia erschaudern. Doch ein Blick auf Tony genügte, und sie fühlte sich sicher. Er nahm es ihr vielleicht übel, dass sie bei ihm war, aber er würde sie beschützen.
Sie saßen im Wagen und aßen einige Minuten lang, ohne zu reden. Delias Doughnut hatte Kirschfüllung, war aber trotzdem nicht schlecht. „Hm, ich hatte gar nicht gemerkt, wie hungrig ich war.“
„Das kommt von der Aufregung“, antwortete Tony.
„Mögen Polizisten deshalb Doughnuts?“
Tony zuckte mit den Schultern. „Ich jedenfalls. Nach so etwas wie der Jagd auf den Burschen vorhin brauche ich einfach Zucker. Aber da ist jeder anders. Franklin bekommt immer um drei Uhr nachts Appetit auf Brathuhn. Rashin kaut die ganze Zeit Kaugummi.“
„Dann werde ich ja gut dazupassen“, meinte Delia fröhlich. „Bei mir ist es Schokoladeneis.“
Tony warf ihr einen durchdringenden Blick zu. Die kameradschaftliche Stimmung, die für einen Moment zwischen ihnen geherrscht hatte, war vorbei. „Was meinen Sie damit, dass Sie gut dazupassen werden?“
Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt, das zuzugeben, aber ihre Zukunftspläne waren so aufregend, dass die Antwort jetzt wie von selbst herauskam. „Ich habe mich bei der Polizei beworben. Das Interview und die Tests habe ich schon hinter mir.“
„Das ist doch hoffentlich ein Witz.“
Delia biss sich auf die Lippe, um nichts Scharfes zu erwidern, und steckte den Rest ihres Doughnuts in die leere Tüte zurück. Jetzt hatte sie keinen Hunger mehr. Ihr Onkel hatte ihre Ankündigung auch nicht ernst genommen. Bloß weil sie zierlich und einigermaßen hübsch war und finanziell gut dastand, nahmen alle an, sie würde zu nichts taugen, das anstrengend, unerfreulich oder auch nur im Geringsten gefährlich war.
Zugegeben, sie war nicht an die düsteren Seiten des Lebens gewöhnt. Und das, obwohl sie als kleines Kind in einer der schlimmsten Gegenden von Chicago gewohnt hatte. Ihre Mutter hatte stets darauf geachtet, sie von allem, was abstoßend war, fernzuhalten. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie unfähig war, etwas dazuzulernen.
„Das ist kein Witz?“, fragte Tony, als Delia nicht antwortete.
„Ich meine es vollkommen ernst. Haben Sie etwas gegen Frauen bei der Polizei?“
„Zur Hölle, nein. Der beste Partner, den ich je hatte, war eine Frau. Aber sie war …“ Mit den Händen deutete er etwas an, das Delia für ein ziemlich großes weibliches Wesen hielt. „Und Sie sind …“ Er zuckte hilflos mit den Schultern. „Sie werden das Training niemals durchstehen. Es überrascht mich, dass Sie überhaupt angenommen worden sind.“
„Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen“, erwiderte Delia scharf und wischte sich mit einer Papierserviette einen roten Fleck vom Kinn. „Zu Ihrer Information, ich habe alle Eignungsprüfungen bestanden, einschließlich Fitness und Körperkraft.“ Allerdings nur so gerade eben, aber das verschwieg sie lieber.
Tony war skeptisch. „Wissen Sie, was ein Polizist als Erstes lernen muss? Befehle zu befolgen. Und das können Sie ungefähr so gut wie … wie Kirschfüllung von Ihrem Gesicht abwischen.“
„Was?“
Er griff nach einer neuen
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