BACCARA EXKLUSIV Band 49
Serviette. „Da ist Ihnen etwas entgangen.“ Er beugte sich vor und berührte sanft einen Fleck auf Delias Wange.
Es war eine so intime Geste, dass Delias Knie weich wurden. Plötzlich schien das Innere des Wagens zu eng, zu warm. Es knisterte geradezu. Delia und Tony sahen sich in die Augen, und sie wusste, dass er das Gleiche spürte wie sie.
Immer noch hätte sie ihn am liebsten geschüttelt, weil er sie nur nach dem Äußeren beurteilte. Aber aus irgendeinem unbekannten Grund hätte sie ihn auch gern in die Arme genommen. Das ergab keinen Sinn, aber seit wann waren Hormone vernünftig?
Die Serviette verschwand, und stattdessen berührte Tony mit den Fingern Delias Wange. Sie sah auf seinen unglaublich sinnlichen Mund. Würde er sie tatsächlich küssen? Hier auf dem bestens beleuchteten Parkplatz, wo jeder, der vorbeikam, sie sehen konnte? Ein Teil von ihr wünschte es sich, aber der gesündere Teil riet ihr, sich von ihm zurückzuziehen. Die gegenseitige Anziehungskraft war da, aber es war die ganz und gar falsche Zeit.
Plötzlich ertönte die Stimme des Dienstleiters aus dem Funkgerät. „Eine Schießerei wurde gemeldet, Brumly Street 1214, Apartment 2. Wer in der Nachbarschaft ist, bitte melden.“
Tony blinzelte, als er in die Wirklichkeit zurückkehrte. Er ließ seine Hand sinken. „Das bin ich“, sagte er, während er nach dem Funkgerät griff. „Hier 346. Ich bin ungefähr fünf Blocks weg von der Schießerei.“ Er schaltete Blaulicht und Sirene ein und fuhr los.
„Eine Schießerei?“, wiederholte Delia.
Tony nickte grimmig und bereitete sich schon auf die Szene vor, die ihn erwartete. Darüber, was vorhin beinahe geschehen wäre, konnte er später nachdenken.
Es dauerte weniger als drei Minuten, bis sie an der angegebenen Adresse ankamen. Es war ein baufälliges Apartmenthaus mit ungepflegtem Vorgarten. Tony hielt am Bordstein und sprang aus dem Wagen.
Als er schon den halben Weg bis zum Haus zurückgelegt hatte, sah er über die Schulter und bemerkte, dass Delia ihm zögernd folgte. Hatte diese nervtötende Frau denn keinerlei Selbsterhaltungstrieb? Verdammt, er hatte jetzt keine Zeit, sich um sie zu kümmern. Aber bevor er entscheiden konnte, was er tun sollte, ertönte ein lauter Schrei.
„Sie haben auf meinen Bruder geschossen!“ Eine Frau, die ein ausgeblichenes Kleid mit Blumenmuster trug und Lockenwickler im Haar hatte, kam zur Tür herausgelaufen.
„Sind sie immer noch da?“, wollte Tony wissen.
„Nein, sie sind weg, kurz bevor Sie gekommen sind.“ Die Frau deutete die Straße hinunter. „Helfen Sie bitte meinem Bruder.“
Tony trat an ihr vorbei und ging ins Haus.
„Den Flur runter und dann rechts.“ Die Frau folgte ihm.
Tony war klar, dass er Delia hätte befehlen sollen, im Auto zu bleiben. Aber verdammt, wenn die Täter nicht mehr da waren, bestand vermutlich keine Gefahr. Delia sollte sich ruhig ansehen, was sie erwartete. Danach würde sie hoffentlich den Wagen den Rest der Nacht überhaupt nicht mehr verlassen wollen.
Die Tür zu Apartment 2 stand offen. Der Geruch von Pulver lag noch in der Luft, zusammen mit einem anderen – dem des Todes. Tony wusste sofort, dass dem jungen Mann, den er auf dem Boden ausgestreckt vorfand, nicht mehr zu helfen war.
Die Frau wusste es auch. Tony konnte es in ihrem Gesicht erkennen, ihrem leeren Blick. „Haben Sie gesehen, was für ein Auto die Täter hatten?“, fragte er.
„Einen schwarzen Lieferwagen, neu und glänzend“, antwortete sie wie betäubt.
Tony hörte, dass jetzt noch ein Streifenwagen eintraf. Seine Kollegen konnten den Tatort sichern. Er selbst würde die Verbrecher verfolgen, die den Mann umgebracht hatten. „Rühren Sie nichts an“, befahl er der Frau, während er sich umdrehte. In diesem Moment bemerkte er Delia. Sie stand in der Tür, starrte das Opfer an, und ihr Gesicht war so grün wie Erbsensuppe.
Verdammt, genau das hatte er befürchtet. Er griff nach Delias Schultern. „Gehen Sie ins Auto zurück“, ordnete er an, während er sie den Flur entlangzerrte. Er fühlte sich hin und her gerissen zwischen seiner Sorge um sie und dem dringenden Bedürfnis, die Mörder zu verfolgen.
„Ich könnte helfen“, meinte Delia schwach. „Diese arme Frau …“
Die Frau, um die es ging, weinte laut.
„Sie werden niemandem eine Hilfe sein, wenn Sie in Ohnmacht fallen oder sich übergeben müssen. Bitte, tun Sie wenigstens diesmal, was ich …“ Er stand mit dem Rücken zu einem dunklen Flur. Zu
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