BACCARA EXKLUSIV Band 49
empfinde, desto größer wird meine Angst, dass ich dich verlieren könnte. Der Gedanke, du könntest verletzt oder gar getötet werden, lässt mir keine Ruhe.“
Das war es also. Er stellte sich vor, sie wäre die angeschossene Kollegin. „Tony, Unfälle passieren nun mal. Polizisten werden verletzt, Männer, Frauen, Anfänger, alte Hasen, die schon zwanzig Jahre dabei sind. Sogar im Norden der Stadt. Das heißt nicht, dass es mir geschehen wird.“
Tony schwieg.
Sie versuchte es wieder. „Ich mache mir auch Sorgen um dich, seit du wieder Streife fährst. Aber ich lasse mich von dieser Angst nicht auffressen. Es ist einfach etwas, mit dem ich leben muss. Ich werde mich daran gewöhnen, und du wirst das auch schaffen.“
„Nein!“, antwortete er so heftig, dass sie erschrak. „Es wird mit der Zeit noch schlimmer. Bitte versteh das richtig, was ich jetzt sage. Ich will nicht gemein oder unfair sein. Es ist eine Frage des Überlebens … für dich und für mich.“
Delia wurde ganz schlecht. Sie ahnte, was nun kommen würde. „Sprich weiter.“
Er wandte sich von ihr ab. „Wenn du darauf bestehst, deine Ausbildung fortzuführen, wenn du wirklich Polizistin werden willst, dann musst du das ohne mich tun. Ich werde nicht damit fertig, mir bei jeder Schicht Gedanken darüber zu machen, ob du wohl gesund nach Hause kommen wirst. Und falls dir tatsächlich etwas passiert … das würde ich nicht überleben.“
Delia schüttelte den Kopf. Sie musste Tony falsch verstanden haben. Er konnte ihr nicht wirklich so ein grausames, egoistisches Ultimatum stellen. „Willst du damit sagen, dass du mich verlässt, falls ich die Ausbildung nicht abbreche? Dass du mich nicht mehr sehen willst?“
„Darauf läuft es hinaus.“
„Wie kannst du das von mir verlangen, wenn du mich liebst? Du weißt, wie viel es mir bedeutet, wie hart ich gearbeitet habe …“ Wieder schüttelte sie den Kopf, verletzt und verwirrt.
„Ich liebe dich, und zwar so sehr, dass ich sehen will, wie du so alt wirst wie deine Großmutter.“
„Du meinst das wirklich ernst.“ Das war keine Frage.
„Ja.“
„Tony, du musst wissen, dass ich dich auch liebe. Ich würde fast alles für dich tun, aber du verlangst viel zu viel.“
„Ich weiß.“
Delia wartete, hoffte vergebens, dass er seine Forderung zurücknehmen würde. Sie war so unfair, passte überhaupt nicht zu dem anständigen Mann, als den sie Tony kennengelernt hatte. Aber das Schweigen zwischen ihnen wurde immer unbehaglicher.
Schließlich fragte Tony: „Wirst du wenigstens darüber nachdenken?“
Delia erstarrte und sprach die Worte aus, von denen sie wusste, dass sie Tony für immer vertreiben würden. „Ich werde nicht aufgeben.“
Er seufzte. „Das dachte ich auch nicht.“
„Was wäre, wenn ich im Norden der Stadt arbeiten würde?“, erkundigte sie sich aus ihrer Verzweiflung heraus, obwohl sie das überhaupt nicht wollte.
Tony schüttelte langsam den Kopf. „Dort ist die Schießerei letzte Nacht passiert. Du hast selbst gesagt, dass es überall geschehen kann.“
„Tony, hör dir mal selber zu. Es kann wirklich überall geschehen. Ich könnte einen netten, sicheren Job als Bibliothekarin haben, und dann fällt ein Regal voller Bücher auf mich und bringt mich um.“
Er warf ihr nur einen Blick zu, der ihr die Seele aus dem Leib zu reißen schien, und dann wandte er sich ab.
Während sie zusah, wie er zum Haus zurückging, fiel ihr ein, dass sie mehr als eine Karte in der Hand hielt. Sie konnte Tony von der Möglichkeit erzählen, einen Job bei der Spurensicherung oder als Statistikerin zu bekommen. Falls sie diesen Weg wählte, würde sie das Risiko ausschalten, das er nicht akzeptieren konnte. Und sie würde ihn nicht verlieren.
Sie atmete tief ein, wollte ihn zurückrufen, aber sie brachte seinen Namen nicht über die Lippen. Ganz gleich wie sie sich entschied, es musste ihre eigene Entscheidung sein. Wenn sie Tonys Erpressung nachgab, würde das die Dinge vielleicht kurzfristig in Ordnung bringen, aber im Lauf der Zeit würde sie ihm seine Manipulation übel nehmen.
Also ließ sie ihn gehen. Sie hatte keine andere Wahl, wenn sie sowohl ihre Beziehung als auch ihre Selbstachtung retten wollte.
Erst als Tony außer Sicht war, begann sie hemmungslos zu schluchzen.
11. KAPITEL
Es war der Tag der Abschlussfeier.
Tony hatte versucht, es zu vergessen, aber er hätte das Datum ebenso gut rot im Kalender anstreichen können. Heute würde eine gewisse Frau mit
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