BACCARA EXKLUSIV Band 61
gewohnt zu sein schien. Aber diese Wachsamkeit konnte man natürlich auch übertreiben.
Carl schüttelte den Kopf, als könne er damit auch die Zweifel abschütteln, und dachte an Haven Larson. Er hatte von ihr geträumt, und obwohl er es hartnäckig versucht hatte, war es ihm nach dem Aufwachen nicht gelungen, den Traum so schnell wie möglich aus seiner Erinnerung zu drängen.
Es war natürlich nicht ungewöhnlich, dass Szenen und Personen, die mit den Aufträgen zusammenhingen, an denen er gerade arbeitete, auch in seinen Träumen auftauchten.
Aber dieser Traum war ganz anders gewesen. Weder Brian noch Spione, noch Autojagden oder Waffen hatten darin eine Rolle gespielt. Nur Haven war durch den Traum gegeistert, in ein weich fließendes, weißes Gewand gehüllt, das ihr bis auf die nackten Füße reichte. Der dünne Stoff hatte die Umrisse ihres zarten Körpers nur ahnen lassen, was erst recht aufregend gewesen war. Wie durch einen Nebel war sie auf ihn zugetreten und hatte sehnsüchtig die Arme nach ihm ausgestreckt. Aber jedes Mal, wenn er einen Schritt auf sie zutat, schien sie sich wieder von ihm zu entfernen. Sie hatte leise seinen Namen gerufen, und er hatte die Leidenschaft in ihrer Stimme gehört. Er hatte ihr geantwortet und ihr gesagt, dass er sie ebenso leidenschaftlich begehrte wie sie ihn.
Diese Szene hatte sich viele Male wiederholt, doch es war ihm nicht ein einziges Mal vergönnt gewesen, Haven endlich in die Arme zu schließen und voller Begehren an sich zu drücken.
Schließlich war er mit wild klopfendem Herzen und in Schweiß gebadet aufgewacht. Selbst jetzt noch wurde er nur bei dem Gedanken an ihr betörendes Traumbild von heißem Verlangen erfasst. Er verlagerte sein Gewicht auf dem abgewetzten Autositz und zwang seinen Körper wieder in seine Gewalt.
Carl seufzte. Es würde ein höllisch langer Tag werden.
Haven ging in ihrem Wohnzimmer unruhig auf und ab. Sie wollte den Tag nicht bei Carl Shannon auf seiner Ranch verbringen.
Sie hatte schlecht geschlafen und sich ständig von einer Seite auf die andere gewälzt, um das Bild dieses großen, dunklen Mannes aus ihren Gedanken zu vertreiben. Es hatte nichts genützt, immer wieder hatte sie ihn vor sich gesehen, sein Lächeln, seinen nachdenklichen Blick in die Ferne. Meistens jedoch hatte er mit seinen unwiderstehlichen braunen Augen sie angesehen, so durchdringend, als würde er bis auf den Grund ihrer Seele blicken.
Auch der Anbruch des hellen Tages hatte dieses Bild nicht vertreiben können. In der Dusche hatte es sie besonders drängend verfolgt, und selbst jetzt, hier in ihrem Wohnzimmer, ließ der Gedanke an diesen Mann sie nicht los. Carl Shannon.
Warum, so fragte sie sich wohl zum hundertsten Mal, warum nur habe ich eingewilligt, ihn zu besuchen?
Haven blieb stehen und stemmte die Fäuste in die Hüften. Nein, ich habe ja gar nicht wirklich zugestimmt, rief sie sich entschieden ins Gedächtnis. Er hatte ihren Protest einfach ignoriert und sie mit einem Kuss zum Schweigen gebracht. Der Mann hat Nerven!, dachte sie wütend. Mich einfach zu küssen, als ob er jedes Recht dazu hätte! Carl Shannon war ein arroganter, eingebildeter Kerl.
Und dieser Kerl hatte mit seinem flüchtigen Kuss ein Feuer des Verlangens in ihr entfacht, das immer noch glühte.
„Ein schrecklicher Mensch!“, schimpfte sie laut vor sich hin.
Und nein, sie würde nicht zu seiner Ranch mitfahren. Sie war schließlich kein verknallter Teenager, der keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, nur weil ein gut aussehender, charmanter Typ auftauchte, der die Männlichkeit in Person war.
Er hatte sie mit seinem Kuss überrumpelt, und dann war er aus der Tür gewesen, bevor sie hätte Nein sagen können. Aber es war nicht zu spät, das noch nachzuholen. Sie würde sich jedenfalls nicht aus dem Haus rühren.
Sie schreckte hoch, als es laut an der Tür klopfte. Zitternd legte sie die Hand auf ihr Herz, weil es wie wild schlug, und holte tief Luft. Dann ging sie energisch zur Tür und riss sie auf. Sie würde Carl Shannon sofort darüber informieren, dass sie nicht mitkam!
Aber der Vorsatz löste sich schlagartig in nichts auf, als sie in Carls dunkle Augen sah. Mit brennendem Blick sah er sie an. Sie nahm kaum die Stiefel, die Jeans, das graue Westernhemd und seinen schwarzen unverwechselbaren Stetson wahr und hatte total vergessen, was sie ihm sagen wollte.
„Hallo, Haven.“ Carl ließ den Blick langsam über ihre Gestalt gleiten. Sie sah sehr anziehend
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