BACCARA EXKLUSIV Band 61
Essen.“
Er ging durchs Zimmer und holte seinen Stetson, den er über einen Stuhl gehängt hatte. Sie erwartete ihn an der Haustür, als er das Zimmer verließ. Er setzte den Hut auf und blickte sie an.
„Haven, hätten Sie vielleicht Lust, mich morgen mit Paige auf meiner Ranch zu besuchen?“
„Also, ich weiß nicht …“
„Es wird Paige bestimmt gefallen. Wie wäre es, wenn ich Sie morgen um neun abhole?“
„Aber ich habe auch am Wochenende viel zu tun und …“
Lächelnd küsste er sie leicht auf die Lippen. „Bis neun Uhr dann. Gute Nacht, Schatz.“
Carl trat aus der Tür und zog sie behutsam hinter sich zu.
Mit zitternden Fingern berührte Haven ihre Lippen. „Ich bin nicht dein Schatz“, sagte sie leise.
6. KAPITEL
Carl ging mit langen Schritten durch die Küche, gefolgt von Lupe, die eifrig hinter ihm hertrippelte.
„Ich werde ein sehr leckeres Mittag zubereiten“, sagte sie zu Carls breitem Rücken, „Sí, mucho delicioso für Ihre Freundin.“
Carl blieb so abrupt stehen, dass Lupe in ihn hineinlief. Er drehte sich um und sah sie streng an.
„Lupe, ich sage dir das jetzt zum letzten Mal: Haven ist nicht meine Freundin. Haben Sie das endlich begriffen?“
„Nein“, erklärte Lupe energisch und verschränkte die Arme vor der üppigen Brust. „Sie haben bisher nie eine Frau hierhergebracht. Nicht ein einziges Mal. Also muss diese Haven schon etwas Besonderes sein. Oder ist sie etwa ein Straßenmädchen?“
„Nein, natürlich nicht.“ Carl hatte Mühe, nicht zu laut zu werden.
Lupe strahlte über das ganze Gesicht. „Dann habe ich also doch recht! Haven ist Ihre Freundin.“ Als Carl erneut protestieren wollte, wedelte sie mit den Händen, wie um ihn wegzuscheuchen. „Wenn Sie nicht zu spät kommen wollen, müssen Sie jetzt los. Oh, es wird so schön sein, Kinderlachen auf der Triple-S-Ranch zu hören.“
Carl wollte noch etwas erwidern, wandte sich dann aber seufzend ab. „Bis bald, Lupe.“
„Bis bald, Mr. Shannon“, rief Lupe vergnügt und sah lächelnd hinter ihm her.
Draußen traf Carl auf José, Lupes Mann. Er war wie seine Frau Anfang Fünfzig, aber schlank und drahtig. Sein Gesicht war braun gebrannt, und die Haut wirkte wie gegerbtes Leder, ein Zeichen dafür, dass José lange Jahre draußen gearbeitet hatte.
„Fahren Sie jetzt nach Houston, Señor?“
„Ja. Und, José, deine Frau bringt mich noch mal um!“
José riss die Augen auf. „Lupe hat gedroht, Sie zu erschießen?“
Carl musste lachen. „Nein, natürlich nicht. Ist alles in Ordnung hier draußen?“, fragte er seinen Vorarbeiter dann.
„Sí. Die Männer werden diesen Teil der Herde heute auf die Nordweiden treiben, wie Sie es angeordnet haben.“ José blickte in die Ferne und fuhr dann fort: „Sie kommen erst mittags zurück?“
Carl sah ihn prüfend an. „Ja. Wollten Sie noch etwas mit mir besprechen, bevor ich fahre?“
„Nein, nein“, antwortete José schnell, steckte beide Hände in die Hosentaschen und wiegte sich langsam hin und her. „Ich wollte nur sicher sein.“
„Ist wirklich alles in Ordnung?“
„Natürlich.“ Aber José sah ihn dabei nicht an, sondern starrte angelegentlich auf seine Fußspitzen.
„Dann bis später.“
„Ja.“ Ohne ein weiteres Wort drehte José sich um und ging.
Carl ging zu seinem Pick-up, drehte sich aber noch einmal kurz um und sah, wie José jetzt mit schnellen Schritten Richtung Scheune eilte.
Während der Fahrt nach Houston musste Carl immer wieder an José denken. Sein Vorarbeiter hatte sich merkwürdig verhalten. José war sonst ein ruhiger Mann, den so leicht nichts aus der Ruhe bringen konnte. Heute allerdings hatte er ausgesprochen nervös gewirkt. Aber das Auffallendste war gewesen, dass er es sorgfältig vermieden hatte, ihm in die Augen zu sehen.
Carl zog nachdenklich die Brauen zusammen und klopfte mit den Fingerspitzen rhythmisch aufs Steuerrad. Ohne den Kopf zu bewegen, sah er in die Rückspiegel. Niemand folgte ihm.
Beruhige dich, Shannon, versuchte er, sich selbst gut zuzureden. Du machst zu viel Wind um eine Sache, die sicher gar nichts bedeutet. Wahrscheinlich hat José einen ganz simplen Grund, warum er sich heute etwas anders verhalten hat.
Bei diesem Gedanken wurde ihm bewusst, dass er selbst sich in den letzten Tagen bestimmt verändert hatte. Er war vom Rancher langsam wieder zum Geheimagenten geworden. Sicher deshalb reagierte er jetzt wie ein guter Agent auf jede Kleinigkeit, auf alles, was nicht wie
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