BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
es, um Hilfe zu bitten.
„Tut mir leid, aber ich bin auf der anderen Seite des Flusses.“
Erneutes Fluchen.
„Der Fluss sieht aus, als wäre er ziemlich tief, und ich kann nicht schwimmen.“ Selbst wenn er nur knietief wäre, sie hatte absolut keine Lust, in diese schlammige, undurchsichtige Brühe zu steigen, in der es womöglich von Alligatoren wimmelte.
„Gehen Sie am Ufer entlang … zwanzig Meter nach Süden … umgestürzter Baum.“
Ein umgestürzter Baum, so so. „Wo ist hier Süden?“ Sie spähte zwischen den mit Moos bewachsenen herunterhängenden Zweigen hindurch, um einen Blick auf den Mann zu erhaschen, der sich hinter der Stimme verbarg.
„Gegen die Sonne.“
Ja, wenn sie die nur sehen könnte, so dicht wie die Bäume hier standen. „Ich will’s versuchen.“
Ihre Gedanken überschlugen sich, während sie zögernd am Flussufer entlangging. Vielleicht eine Herzattacke oder ein Schlangenbiss, oder vielleicht war er in eine seiner eigenen Fallen getappt und lag jetzt im Sterben.
„Wo, zum Teufel, bleiben Sie?“
„Ich komme.“
Zwanzig Meter. Wie sollte sie die Entfernung abschätzen, wenn sie ständig aus dem Boden ragenden Wurzeln, umgestürzten Bäumen und herabhängenden Zweigen ausweichen musste?
Da. Da war der Baum, von dem er gesprochen hatte. Er war direkt in den Fluss gestürzt und blockierte ihn ungefähr über zwei Drittel seiner Breite.
Jasmine kratzte sich im Gesicht und überlegte. Wenn sie das Gleichgewicht hielt – und nicht die Nerven verlor –, könnte sie es schaffen. Das letzte Stück müsste sie eben überspringen.
Sie verlor die Nerven, aber es war zu spät. Als sie am Ende des Baumstamms angekommen war, hatte sie nur noch die Wahl, entweder auf dem glitschigen schmalen Stamm zurückzugehen oder zu springen.
Sie sprang.
„Au! Oh, nein …!“
„Was ist passiert?“ War das Schmerz in seiner Stimme oder Wut? Hoffentlich nicht Wut. Aber, nein, sie wollte dem armen Mann ja nicht noch mehr Schmerzen wünschen. Trotzdem, ein wütender Mann, ein fremder, wütender Mann, und sie ganz allein mit ihm, hier mitten im Dschungel …
Nein, nicht Dschungel, sondern Sumpf. Aber was war das schon für ein Unterschied? Es gab sicher genug gefährliche Tiere hier, Alligatoren, Giftschlangen …
Oje, warum war sie nur nicht zu Hause in L. A. geblieben?
„Was ist passiert?“, rief er wieder.
„Nichts, außer dass ich im Matsch gelandet bin.“
Kein Quadratzentimeter an ihr schien noch sauber zu sein. Ab jetzt durfte sie sich auf keinen Fall mehr kratzen, nicht bevor sie ihre Fingernägel wieder saubergeschrubbt hatte.
Lyon lag auf dem Rücken und wartete mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er fragte sich, ob er bereuen sollte, um Hilfe gerufen zu haben. Und er versuchte verzweifelt, den grässlichen Schmerz in seinem Rücken zu ignorieren. Er wollte sich dazu zwingen, seine Muskeln zu entspannen, einen nach dem anderen. Aber Schmerz bleibt Schmerz. Und er schaffte es einfach nicht.
Er hörte sie kommen. Natürlich musste es eine Frau sein. Bestimmt eine von diesen Umweltfanatikerinnen, die ihm jetzt Saures geben würde wegen seiner Bierflasche, seiner Würstchendose und weil er dieses kostbare Stück Wildnis mit seiner Anwesenheit beschmutzte.
Er könnte ihr sagen, dass Opossums dankbar wären für das Fett in der Dose und dass die Dose sich in Rost auflösen würde. Dosen wurden schließlich immer noch aus Weißblech gemacht, oder? Und was die Flasche betraf, nun, die würde er eben, in drei Teufels Namen, mit zurücknehmen, wenn sie ihm nur helfen würde, wieder auf die Füße und zurück ins Boot zu kommen. Dann würde die Strömung ihn irgendwann automatisch zu seinem Lager zurücktreiben.
So etwa in ein paar Wochen.
Trug diese Frau Schneeschuhe oder hatte sie einen Trupp Pfadfinder bei sich? Er hörte ihre schweren Schritte im Unterholz, lange bevor sie in Sicht kam.
Lang. Sie war lang. Besonders ihre nackten Beine, die über und über mit Schlamm beschmiert waren. Ihr rotes Haar stand ihr nach allen Richtungen vom Kopf ab wie eine Hexenperücke, oder wie ein Heiligenschein. Nur dass er noch nie einen Heiligenschein in dieser Farbe gesehen hatte, geschweige denn gespickt mit Blättern und kleinen Zweigen.
Sie lächelte. Es war ein überraschend bezauberndes Lächeln, und ihr Gesicht hätte hübsch sein können, aber etwas stimmte nicht mit diesem Gesicht. Am liebsten hätte er ihr gesagt, dass es gefährlich sei, mit so einem Lächeln durch die Welt zu
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