BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
Weg.“
Jasmine rührte sich nicht vom Fleck. „Für wen arbeiten Sie?“, wollte sie von Webster wissen.
Eigentlich wäre das sein Text gewesen. Wenn der Kerl nicht echt war, würde er jetzt lügen. Wenn er echt war, wollte er die Antwort gar nicht wissen. Er ahnte sie nämlich und hatte wenig Lust auf familiäre Kontakte.
„Ein Typ namens H. L. Lawless. Aus New York. Ein richtig großes Tier, meint Maggie. Sie hat ’n paarmal mit dem Mann geredet, der für ihn immer hier runterkommt.“
„Und Daniel Lyons Seite der Familie, die Lyons, kommen von wo?“
„Tja, die Lyons, das wäre die Seite von Ihrer Großmutter, stimmt’s, Mr. Lawless?“
Er sah Webster an. Webster sah Jasmine an.
„Lawless?“, wiederholte sie und sah ihn, Lyon, an.
„Richtig“, brummte er. „Hör zu. Willst du das alte Gemäuer sehen oder nicht? Wenn wir es vor Sonnenuntergang finden wollen, müssen wir uns beeilen.“
„Warum folgen Sie mir nicht einfach?“, schlug Webster vor. „Bin in die gleiche Richtung unterwegs. Dieser Vetter von Ihnen in New York hat mich beauftragt, das Land um das Haus herum für ihn auszumessen. Das ganze Land ist bis jetzt noch nie aufgeteilt worden. Alle direkten Nachkommen sollen gleich große Stücke kriegen, drei oder vier Generationen. Schätze, es hängt alles davon ab, wie viele Kinder, Enkel und Urenkel es gibt. Ihr Vetter aus New York war der Erste, der Anspruch auf das Haus erhoben hat, aber das heißt nicht, dass Sie es nicht auch versuchen könnten. Das wird aber alles seine Zeit brauchen, besonders wenn sich dann auch noch die Naturschutzleute einmischen. Ich kenn’ ’ne Menge Leute, die Land besitzen, von dem sie nichts haben, weil sie erst Gerichtsentscheide abwarten müssen. Nur das Finanzamt freut sich immer.“
Lyon holte tief Luft und überdachte seine Möglichkeiten. Webster war offenbar echt. Der Mann musste echt sein. Niemand konnte sich derart verstellen. Da könnte er es eigentlich auch darauf ankommen lassen und hierbleiben, oder …
„Okay, werfen wir einen Blick auf dieses Haus. New York kann es von mir aus haben, aber ich möchte diese Hinterlassenschaft meiner Vorfahren wenigstens mal sehen. Wer weiß, wann ich wieder so eine Chance habe.“
8. KAPITEL
Catfish verließ Jasmine und Lyon, als der Fluss eine Biegung nach Osten machte, nicht ohne ihnen zu erklären, dass etwa eine Viertelmeile weiter südlich ein Kanal vom Fluss direkt zu dem Haus führte.
„Billy hat ihn seinerzeit graben lassen, um sein Holz abtransportieren zu können. Ist ja auch die einzige Zufahrtsmöglichkeit. Deshalb soll der Kanal auch bleiben. Die Umweltschützer sind natürlich dagegen. Treiben sich in letzter Zeit ziemlich viele davon hier herum.“
Der Alte hatte inzwischen noch zwei Flaschen Bier getrunken. „Abends fahr ich zurück flussaufwärts. Wenn Ihnen was einfällt, was Sie brauchen, kann ich es besorgen und morgen früh vorbeibringen. Bin wahrscheinlich ’ne Woche mit Hin- und Herfahren beschäftigt.“
Sie sahen ihm nach, bis er verschwunden war.
Jasmine seufzte. „Was für eine interessante Figur. Wie er wohl als junger Mann war? Ich würde gern seine Frau kennenlernen. Ich wüsste gerne …“
Lyon riss unwillig an der Leine des Außenbordmotors. „Ich wüsste gern, was ich eigentlich hier tue“, brummte er. Er hatte schon fast vergessen, weshalb er die Klinik auf eigene Gefahr verlassen und sich in der Wildnis versteckt hatte.
Sam Madden war einer der wenigen, denen er vertraute. Doch selbst Madden wusste nicht, wo er war. Jedenfalls nicht genau. Irgendwo in North Carolina, hatte er ihm gesagt, was eine verteufelt ungenaue Ortsangabe war. Wenn ihm nicht jemand gefolgt war.
Und es war aber auch möglich, dass ihm niemand gefolgt war. Dass sein Verdacht unbegründet war. Dass er, sobald er alle Teile des Puzzles zusammengesetzt hatte, zu dem Schluss kommen würde, dass alles nur Zufall gewesen war. Ein Fall von schlechtem Timing. Dass niemand Verrat geübt hatte und dass niemand ihn zu finden versuchte.
So etwas passierte in den bestorganisierten Einheiten. Ein Unbeteiligter tauchte auf, völlig unvorhersehbar und zum völlig falschen Zeitpunkt, und der ganze Plan fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. So was gab’s.
Er hätte gern geglaubt, dass es so gewesen war, damals in dem Lagerhaus, doch sein Instinkt sagte ihm, dass etwas faul gewesen war. Und sein Instinkt hatte ihn noch nie im Stich gelassen.
Jedenfalls bis zu diesem Tag. Bis dieses Flugzeug
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