BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
Zeltleinwand. „Warum weinst du dann?“
„Ich weine nicht.“
„Nein?“
„Nein. Ich … es ist die Allergie.“
Ja, ja. Von wegen. Dann hatte er auch eine Allergie. Er war allergisch dagegen, keine zwei Meter entfernt von einer Frau zu liegen, mit der er geschlafen hatte, und mit der er wieder schlafen wollte.
Nicht dass es irgendetwas bedeutete. Es war reiner Sex. Sonst nichts. Absolut nichts. „Möchtest du vielleicht Gesellschaft?“, raunte er hoffnungsvoll.
Keine Antwort. Ob sie wohl mit den Schultern gezuckt hatte? Wenn er sich vorstellte, dass sie dort in seinem Schlafsack lag, in seinem großen, warmen, wasserdichten Zweipersonenschlafsack … Ach, zum Teufel.
Er stand auf und ging zum Zelt. „Bist du noch wach?“
Sie stieß nur einen erstickten Laut aus, aber das genügte ihm als Aufforderung. Auf Händen und Füßen kroch er ins Zelt. Hier drinnen war es stockfinster und mindestens zehn Grad wärmer als draußen.
„Ich dachte, wir könnten uns ein bisschen unterhalten, wenn du nicht schlafen kannst.“
Unglaublich, was war aus ihm geworden? Daniel Lyon, sanft wie ein Lamm – und so beredsam. Er fummelte am Reißverschluss herum.
Sie streckte die Hand aus und half ihm, ihn zu öffnen. „Aber nur reden“, warnte sie.
„Hab ich ja gesagt, oder? Morgen gehst du schließlich fort, und vielleicht willst du mir noch ein paar Fragen stellen, für deinen Artikel, meine ich. Ich habe ein paar Dinge erfahren, als ich mich nach dem Land und dem Haus hier erkundigt habe. Es gibt sogar ein Fremdenverkehrsamt in Columbia. Dort bekommst du sicher auch Informationen oder wenigstens eine Telefonnummer, die du anrufen kannst, wenn du nicht weiterkommst.“
Sie atmete mit einem hörbaren Seufzer aus. „Das ist eine gute Idee. Ich glaube, ich komme dort sowieso vorbei, wenn ich zurück zum Flughafen fahre, ich bin aber nicht sicher. Ich habe meine Landkarte im Motel gelassen. Jedenfalls war es eine ziemlich lange Fahrt vom Flughafen bis zu dem Altersheim.“
Sie wich ein Stück zurück, als er zu ihr kroch, aber es war natürlich unmöglich, zu vermeiden, dass sie sich berührten. Ihre Fußspitze streifte sein Bein. Seine Hand lag auf einmal auf ihrer Hüfte. Die Luft im Zelt war erfüllt von dem Duft nach Seife und nach … Jasmine. Es reichte aus, dass ihm schon wieder die Sinne schwanden. Er konnte nur noch an sie denken und daran, was sie getan hatten, als sie das letzte Mal zusammen in diesem Schlafsack gelegen hatten. Es erregte ihn wahnsinnig.
Aber er hatte sich geschworen: keinen Sex. Keinen weiteren Fehler. Nur eine nette, freundschaftliche Unterhaltung. Irgendwo hatte er mal gelesen, dass Männer, die zu lange allein und in primitiven Verhältnissen lebten, Probleme hatten, wieder zu einem normalen gesellschaftlichen Leben zurückzufinden.
Nicht dass er so bald irgendwohin zurückfinden wollte. Er war noch nie sehr gesellig gewesen.
„Ich hoffe nur, dass niemand in meinem Hotelzimmer herumgestöbert hat. Clemmie denkt vielleicht, ich hätte mich davongemacht, ohne meine Rechnung zu bezahlen.“
„Ach wo, das glaube ich nicht. Du hast doch dein Gepäck dortgelassen, oder?“
Sie nickte. Ihr Haar kitzelte ihn dabei am Kinn. Verdammt, er war so schon erregt genug.
„Mein Juckreiz ist ganz verschwunden“, bemerkte sie.
Seiner gar nicht, auch wenn es ein ganz anderer war, als der, von dem sie sprach.
„Clemmie ist sehr nett. Sie hat mir auch von der alten Holzfällerstraße erzählt. Was meinst du, ob dein Vorfahre sie gebaut hat?“
„Billy?“ Er bewegte sich näher an sie heran und drehte sich auf die Seite, sodass er sich an ihren Rücken schmiegen konnte. „Wer weiß? Ist ja auch egal, ich bezweifle sowieso, dass wir verwandt sind. Ich gehöre zur Arkansas-Seite.“
„Ihr seid alle miteinander verbunden.“
Er wusste, womit er verbunden sein wollte, und es war ganz bestimmt nicht irgendein längst verstorbener Holzfäller oder irgendein großes Tier in New York. Er legte ihr den Arm um die Taille und zog sie an sich. Himmel, war sie warm. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht?
„Schlaf jetzt, Jasmine.“
„Ich dachte, du wolltest reden?“
„Ich denke, du weißt genau, was ich wollte.“
Schweigen. Er schwor sich, es nicht zu tun. Es sei denn, natürlich, sie wollte es. Falls ja, nun, er wäre ein Narr, würde er sich unnötig Zwang antun. Sie waren beide erwachsen. Und es war ja nicht so, dass er ihr irgendwelche Versprechungen gemacht hätte.
„Jazzy?“,
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