BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
flüsterte er.
„Hm …“
„Bist du … Liegst du bequem?“
„Hm.“
„Möchtest du … Gibst es etwas, das du jetzt gern hättest?“
Er hätte schwören können, dass sie jetzt lächelte. Sie hatte eine Art zu lächeln, die einen Gletscher zum Schmelzen bringen konnte. Und er war kein Gletscher. Vielleicht so hart, aber nicht so kalt.
„Pizza und einen Milchshake“, murmelte sie. Am Klang ihrer Stimme konnte er hören, dass er keinen Meineid geleistet hätte: Sie lächelte tatsächlich. Merkwürdig, wie viel es ausmachte, ob man eine Frau näher kennengelernt hatte oder nicht.
„Schlaf jetzt“, brummte er und zog sie noch ein bisschen dichter an sich.
Was bin ich doch für ein Narr, dachte er. Kein Wunder, dass es mich fast erwischt hat. Mein Verstand funktioniert nicht mehr. Ich fange schon an, zu denken wie einer von diesen Spießern, die mit Schlips und Kragen und einem Ford Kombi jeden Tag brav zur Arbeit fahren, von neun bis fünf, Tag für Tag. Diese Idioten.
Ihr Atem ging schon sehr regelmäßig, lange bevor er überhaupt die Augen schloss. Kurz bevor er dann einschlief, kam ihm der vernünftige Gedanke, dass er vielleicht seinen Job wechseln sollte. Denn offenbar hatte er sich verändert. Er hatte keinen kühlen Kopf mehr. Und damit wäre er in seinem Job früher oder später zum Scheitern verurteilt. Und er wollte nicht scheitern. Zum ersten Mal lag ihm wirklich etwas daran, nicht zu scheitern. Er wollte etwas erreichen in seinem Leben. Und zwar mehr, als nur das in Ordnung zu bringen, was andere verbockt hatten.
9. KAPITEL
Im ersten Moment dachte Jasmine, es sei eine Stechmücke. In Anbetracht der kühlen Jahreszeit schwirrten hier erstaunlich viele von diesen Biestern herum. Sie hatte Insekten schon immer gehasst, aber was konnte man tun? Sie waren eben da, wie so vieles im Leben, das man nicht ändern konnte. Man musste sich darauf einstellen – oder man litt umso mehr darunter.
Lyon schlief noch. Sie spürte seinen warmen Atem im Haar. Seine Arme lagen immer noch um ihren Körper, seine Beine waren mit ihren verflochten. Sie versuchte, sich auf die Zukunft zu konzentrieren. Es war Zeit, dass sie zu ihrem normalen Leben zurückkehrte. Wenn alles gutging, konnte sie schon morgen Abend wieder zu Hause sein. Während des Fluges könnte sie Ordnung in ihre Notizen bringen.
Und ich werde nicht mehr an ihn denken, gebot sie sich. Ich empfinde nichts für ihn. Es war nur Sex, weiter nichts. Nichts, das von Dauer wäre.
Ja, genau, sie würde sich auf ihre Zukunft konzentrieren. Keine Aushilfsjobs mehr. Keine unrealistischen Hollywood-Träumereien. Sie würde sich ernsthaft als Autorin versuchen.
Und dieses Mal würde sie es schaffen, denn diesmal hatte sie wirklich etwas, worüber sie schreiben konnte. Zum Beispiel über ihre Großmutter. Die Generationen verstanden sich nicht mehr, Familien zerbrachen, und wie wirkte sich das auf alte Menschen aus? War darüber schon geschrieben worden?
Bestimmt. Aber sie würde es besser machen.
Flüchtige sexuelle Begegnungen. Was war die Gefahr dabei? Erzwungene Intimität. Was waren die Folgen? Und so weiter und so weiter.
Lyon brummte im Schlaf. Eigentlich hörte es sich mehr wie ein Schnurren an. Wie das Schnurren einer großen, schläfrigen Raubkatze. Als seine Hand herabglitt und dabei ganz kurz ihre Brustspitze berührte, wurde ihr blitzartig heiß.
Hatte er das absichtlich getan?
Nein, er schlief ja noch. Doch wie auch immer, sie packte seine Hand und schob sie zurück auf ihre Schulter. Es war nicht leicht, aber sie war entschlossen, sich auf das zu konzentrieren, was vor ihr lag.
Ihr Leben würde sich ändern. Sie überlegte, was sie schreiben würde, wie sie diesen Sumpf beschreiben würde.
Mit dem Monster aus der schwarzen Lagune hatte das hier eigentlich gar nichts zu tun. Es war kein schwüler, tropischer Dschungel, sondern eine düster melancholische Sumpflandschaft. Man dachte dabei eher an die Geschichten von Edgar Allan Poe. Wie war das mit dem schwarzen Raben? „Nimmermehr“ hieß sein Lied.
Wie viele Leute wussten überhaupt, dass eine solche Landschaft noch existierte, gar nicht weit vom Highway entfernt und von Farmland und Kleinstädten umgeben?
Und wie wirkte sich diese Landschaft auf die Leute aus, die darin lebten? Allein dieser Catfish wäre schon eine Geschichte wert. Offenbar schritt die Zeit langsamer voran in Gegenden, in denen die Menschen für Generationen am selben Ort lebten. Sie sprachen über Dinge,
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