BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
der wohlhabenden Geschäftsleute tummelten. Er konnte sich keinen größeren Unterschied zu Lucy vorstellen.
„Was ist mit dir passiert, nachdem deine Mutter weg war?“, wollte Lucy wissen.
Ethan überlegte. „Ich wurde ein guter Schüler, verbrachte alle meine Ferien bei ihr, und ich kam in die Nationalmannschaft der Schwimmer.“
Sie lächelte. „Ich fand gleich, dass du die Figur eines Schwimmers hast.“
„Ich hätte an den Olympischen Spielen teilnehmen können.“
„Aber?“
Ethan schwieg eine Weile, während er darüber nachdachte, wie viel er ihr noch erzählen sollte. Er hielt nicht viel davon, seine Seele zu offenbaren, aber er fühlte sich beschwingt und unbekümmert. „War nicht Teil des Plans.“
„Des Plans?“ Lucy stieß gegen das Fass.
„Erfolg zu haben. Ohne jeden Zufall.“
„Erfolg zu haben, wo dein Vater versagte.“
Er musste grinsen, weil ihre Augen triumphierend aufblitzten. „Verdammt, Sie haben recht, Freud!“
„Du hast ihm nicht verziehen, stimmt’s?“
„Hast du deinen Eltern verziehen?“
Lucy verzog kurz den Mund. „Ich glaube, es ist nicht leicht, Vater oder Mutter zu sein.“ Sie lächelte traurig. „Falls ich je Kinder haben sollte, weiß ich genau, was ich nicht tun werde.“
„Darauf trinke ich.“ Ethan prostete ihr zu. „Darauf, es besser zu machen.“
Sie stießen mit ihren Flaschen an.
„Würdest du deine Mutter gern wiedersehen?“
Lucy pulte ein Stückchen vom Etikett ihrer Bierflasche ab.
„Nein. Sie hat sich entschieden, und offenbar passte ich nicht in ihr neues Leben.“
„Sie hat deinen Vater verlassen, nicht dich.“
„Ach, Ethan. Wenn das der Fall wäre, hätte sie mit mir in Verbindung bleiben können, wie deine Mutter.“ Sie holte tief Atem. „Aber ich bedauere, dass ich zugelassen habe, dass Dad mich all die Jahre ignoriert hat. Wenn ich mich etwas mehr angestrengt hätte …“
„Wenn er sich vielleicht etwas mehr angestrengt hätte“, sagte Ethan leicht gereizt. Warum sollte sie sich Vorwürfe machen? Sie war es doch, die schlecht behandelt worden war. Und woher kam bloß dieser Drang, den Beschützer zu spielen? Er war immer ein Einzelgänger gewesen und stolz darauf. Er hatte kein Problem mit der Hackordnung im Rudel.
„Man muss ihnen vergeben, oder? Schließlich hat man nur eine Familie.“
„Das ist … sehr großherzig, wenn man bedenkt, was deine Eltern getan haben.“
Lucy hob die Schultern. „Was hat es für einen Sinn, verbittert zu sein?“
Ethan fand das interessant. Er würde sich nicht als verbittert bezeichnen. Aber es war ihm trotzdem nie in den Sinn gekommen, dass sein Vater Vergebung verdiente. Himmel, wenn dem so wäre, was verdiente dann seine arme Mutter?
Und dann ging ihm plötzlich auf, dass seine Mutter in den letzten zehn Jahren vollkommen glücklich war. Sein Vater hatte sie großzügig abgefunden, und sie besaß ein schönes Stück Land und schien mit Drako, ihrem Freund, glücklich zu sein.
„Eigentlich“, unterbrach Lucy seine Gedanken, „haben wir eine ganze Menge Gemeinsamkeiten. Meine Mum heiratete einen viel älteren Mann und brannte dann mit einem jüngeren durch. Dein Dad mag jüngere Frauen. Stell dir bloß vor, was herauskäme, wenn unsere Gene richtig durchgemischt würden.“
Das entsetzte Gesicht, das sie machte, als sie merkte, was sie da gesagt hatte, ließ Ethan in schallendes Gelächter ausbrechen. Sie hatte sich wieder erschrocken die Hand auf den Mund gelegt, entspannte sich jedoch, als er lachte.
„Mach dir keine Gedanken um mich.“ Er schmunzelte. „Sprich ruhig aus, was dir in den Sinn kommt.“
Lucy schüttelte den Kopf. „Ich fasse es nicht, dass ich das eben gesagt habe.“ Sie seufzte. „Streich das aus dem Protokoll.“
Ethan musste noch immer grinsen. Es war herrlich. Er konnte sich nicht entsinnen, wann er zuletzt herzlich mit einer Frau gelacht hatte.
„Tut mir leid. Tom sagt immer, ich solle meinen Verstand einschalten, ehe ich den Mund aufmache.“
„Du bist sehr loyal“, meinte Ethan leise. „Dein Bruder weiß gar nicht, welches Glück er hat.“
Lucy schürzte die Lippen. „Und, hat es geklappt? Mit deinem Erfolgsplan?“
Ethan fragte sich, weshalb Lucy nicht über Tom reden wollte, beschloss aber, sie damit durchkommen zu lassen. „Fast. Ein paar Dinge auf meiner Liste müssen noch abgehakt werden.“
„Erzähl ruhig weiter.“
„Dich noch mal zu küssen, steht ganz oben“, murmelte er, hielt dabei ihren Blick gefangen und
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