BACCARA EXKLUSIV, BAND 64
Zulassungsnummer. Tom gab keine Antwort. Jemand hinter ihnen in der Schlange beschwerte sich, dass sie so lange brauchten.
„Tom?“ Sie durfte sich ihre wachsende Besorgnis nicht anmerken lassen. Nicht mit Ethan neben sich.
„Ich habe vergessen, den Wagen zuzulassen.“
„Was?“ Sie sprach leise und wandte sich ab, um ihre Bestürzung zu verbergen.
Tom seufzte schwer. „Letztes Jahr.“
„Letztes Jahr?“ Lucy unterdrückte einen wenig damenhaften Fluch, beendete das Gespräch und wandte sich wieder an den Polizisten, weil sie Ethan nicht anschauen mochte. „Scheint so, dass mein Bruder versäumt hat, ihn zuzulassen.“
Der Polizist verzog angewidert das Gesicht.
„Aber Sie können trotzdem nach dem Wagen fahnden, oder?“
Aus dem Augenwinkel sah sie Ethan den Kuli hinlegen und das Formular zusammenfalten. Sacht legte er ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich würde sagen, deine Glaubwürdigkeit ist dahin“, erklärte er ruhig. Auf dem Weg zum Ausgang zerknüllte er das Formular. Draußen sank Lucy mit einem Seufzer auf eine der Treppenstufen. Ethan blieb stehen und lehnte sich an die Wand der Polizeistation.
Lucy starrte auf seine Schuhe. „Ich kann sehr wohl lesen und schreiben. Nur, wenn ich nicht darauf vorbereitet bin oder wenn mir Leute zusehen, werde ich nervös.“ Weil er nicht antwortete, sah sie ihn an. Er wirkte ernst und besorgt.
„Rück ein Stückchen.“ Ethan setzte sich neben sie. „Wie hieß der Typ aus dem Stadion noch mal?“
„Ich weiß es nicht“, schwindelte Lucy und stützte dann den Kopf auf ihre Hände. Was war los mit Tom? Sie hatten sich nie besonders nahegestanden, aber sie waren Geschwister. Seine Launen in letzter Zeit und die Probleme, auf die er immer wieder anspielte, machten ihr langsam Sorge.
„Warum deckst du ihn?“
„Wen?“
„Deinen Bruder.“
„Das tue ich nicht.“
„Lucy, er ließ Kunden mit einem nicht zugelassenen Wagen durch die Gegend fahren, der jetzt auch noch gestohlen wurde, vermutlich von einem verstimmten Geschäftspartner.“
„Das wissen wir doch gar nicht.“
„Ich habe gehört, was der Kerl sagte. Er hatte den Wagen gesehen, und du sollst Tom ausrichten, dass er nach ihm sucht.“
Konnte dieser Abend noch schlimmer werden? Verzweifelt überlegte Lucy, wie sie Ethan ablenken konnte. „Ach Großmutter, was hast du für große Ohren.“
Sie wurden von einem Pärchen unterbrochen, das an ihnen vorbei ins Haus wollte. Ethan stand auf. „Welche Probleme hat Tom denn?“
Auch Lucy sprang auf. „Er hat keine. Lass uns zum Restaurant gehen. Du hast heute Abend schon genug Zeit mit mir vergeudet.“
Ethan sah sie fest an. „Ich habe jede Menge Zeit.“
Schweigen und eine seltsame Starre machten sich zwischen ihnen breit. Nachdem sie Stunden in der engen Loge auf Tuchfühlung mit ihm verbracht hatte, sich seiner überdeutlich bewusst gewesen war und nicht bezweifelte, dass es ihm genauso ergangen war, war es unglaublich verlockend nachzugeben, sich in Ethans Arme zu schmiegen und ihre Probleme für den Rest des Abends einfach zu vergessen.
Diese Anwandlung überkam sie an diesem Tag viel zu oft. Und es fiel ihr schwer, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass sie sich erst seit Kurzem kannten. Es bestand eine Vertrautheit und Innigkeit zwischen ihnen, wie sie sich normalerweise nur bei intimeren Bekanntschaften einstellte.
„Ethan, ich bin sicher, dieser Mann hat nichts mit dem gestohlenen Wagen zu tun. Aber ich werde es Tom sagen, und dann kann er entscheiden, ob er die Polizei einschalten will. Zufrieden?“
Ihr Puls beschleunigte sich, als Ethan ihr erneut tief in die Augen schaute und sie dann mit hochgezogenen Brauen anlächelte. Lucy eilte davon, um der Versuchung zu entkommen.
„Unter einer Bedingung“, rief Ethan ihr nach.
Sie schaute über die Schulter zu ihm zurück.
„Magnus und Juliette sind in den Flitterwochen.“ Er holte sie ein. „Überlassen wir sie also ihrer Zweisamkeit und gehen etwas trinken.“
5. KAPITEL
„Es sei denn“, fuhr Ethan fort, „du würdest lieber nach Hause gehen.“
Lucy blinzelte ihn an und schluckte. In ihrer Fantasie sah sie sie beide allein in einer Wohnung, ganz in der Nähe eines Bettes.
„Äh … ich glaube, hier in der Nähe gibt es eine Kneipe.“ Sie wich seinem Blick aus, und er lächelte. Etwas zu trinken würde genügen, im Moment.
Die Kneipe befand sich ein paar Straßen weiter. Sie war überfüllt, und Plätze gab es nur noch vor der Tür, wo die Raucher an
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