Baccara Exklusiv Band 99
richtig gute Kumpel‘? Soll ich ihr das sagen?“
„Brenda, hör auf, hör bitte auf damit!“ Richard nahm die Hände von ihren Schultern. „Es reicht.“
„Es reicht eben nicht!“, rief sie bockig aus. „Warum willst du dich plötzlich mit weniger zufriedengeben? Weißt du nicht mehr, wie du noch vor ein paar Monaten verzweifelt nach einer Frau gesucht hast, die deinem Ideal entspricht? Du hast doch auch von einer Frau fürs Leben geträumt. Ist das alles nicht mehr wahr, weil du jetzt Vater wirst? Du weißt doch selbst am besten, dass du etwas anderes gesucht hast als das, was zwischen uns ist. Wir …“, Brenda schniefte, „… wir lieben uns nicht.“
„Woher weißt du das so genau?“, fragte Richard eindringlich. „Was macht dich da so sicher? Wer sagt dir, dass du nicht die Frau fürs Leben für mich bist und ich der richtige Mann für dich bin? Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass wir beste Freunde sind und uns gleichzeitig lieben und es uns vielleicht nur noch nicht so recht bewusst gemacht haben?“
„Richard, sei nicht albern. Wenn das so wäre, wüssten wir es ganz bestimmt.“
„Ach ja, wirklich? Woran merken wir das? Das erklär mir doch mal bitte. Woran genau machst du ‚richtige‘ Liebe fest? Was haben Menschen, die sich ‚richtig‘ lieben, was wir nicht haben?“
„Wie soll ich dir das denn erklären?“, stellte Brenda mit erhobener Stimme die Gegenfrage. „Ich bin auch noch nicht in der glückliche Lage gewesen, ‚richtig‘ zu lieben. Ich denke, dass man das einfach tief in seinem Innern fühlt. Was weiß ich.“
„Eben! Und ich weiß es auch nicht“, konterte Richard beharrlich. „Aber ich glaube daran, dass wir das alles haben und dass es zwischen uns eine genügende Grundlage gibt, um zu heiraten und unser Kind gemeinsam aufzuziehen.“
Brenda schüttelte entschieden den Kopf. „Und ich glaube das nicht.“
„In Ordnung.“ Richard hob die Hände und zuckte die Achseln. „Belassen wir es dabei – fürs Erste. Ich gehe jetzt rasch rüber und hole den Fernseher. Und sei du ein lieber Kumpel und hol uns zwei Stücke Kirschkuchen aus der Küche, ja?“ Er ging an Brenda vorbei und aus dem Zimmer.
„Du brauchst jetzt nicht grantig zu sein“, rief sie ihm hinterher.
„Mir ist aber danach, grantig zu sein“, kam seine Antwort aus dem Flur.
Dann hörte Brenda die Wohnungstür zuknallen. Wie erstarrt stand sie da. Noch immer spürte sie Richards Kuss auf den Lippen. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch.
„Oh, meine Kleine, ist das Leben kompliziert!“, murmelte sie. „Und die Beziehung zu deinem Vater ist das Allerkomplizierteste. Doch leider ist deine Mutter nicht gerade Weltmeisterin darin, so komplizierte Sachen zu ertragen.“
9. KAPITEL
Fröhlich pfeifend betrat Brenda ihre Wohnung. Als sie dann im Flur stand und die Tür hinter sich geschlossen hatte, stutzte sie. Etwas fehlte. Alles ringsherum war still. Kein Richard, der sie wie die ganze vergangene Woche hindurch freudig begrüßt hatte, wenn sie von der Arbeit nach Hause gekommen war.
„Richard?“, rief sie in die Wohnung. Aber es kam keine Antwort.
Sie ging durchs Wohnzimmer, schaute ins Schlafzimmer – es war niemand da. Dabei war Richard die letzte Woche immer da gewesen. Und nicht nur, dass er jetzt nicht zu Hause war, sie war auch erschüttert, zu merken, wie groß ihre Enttäuschung darüber war. Damit hatte sie nicht gerechnet.
Sie streifte ihre Schuhe ab und stellte sie ordentlich nebeneinander unter die Garderobe. Dann ging sie ins Schlafzimmer und tauschte das Kostüm, das sie im Büro getragen hatte, gegen ein langes T-Shirt und bequeme Leggings. Die abgelegten Sachen hängte sie auf einen Bügel. Immer hübsch aufräumen, dachte sie und lächelte in sich hinein. Es war gar nicht so schwierig gewesen, sich an einen gewissen Grad von Ordnung zu gewöhnen. Richard hatte recht gehabt: Sie brauchte bloß ein wenig von der Fähigkeit, mit der sie ihre Arbeit im Büro organisierte, auch hier im Haushalt einzusetzen.
Noch einmal durchstreifte Brenda die ganze Wohnung, dieses Mal auf der Suche nach einer Nachricht, die Richard ihr doch hoffentlich hinterlassen hatte. Aber nichts, auch nicht in der Küche, wo sonst immer schon das Abendessen auf dem Herd stand. Schließlich ließ sie sich aufs Sofa sinken, legte den Kopf auf die Rückenlehne und starrte an die Zimmerdecke.
Das kann doch nicht wahr sein, dachte Brenda. Jetzt saß sie hier und fühlte sich elend und allein, und das
Weitere Kostenlose Bücher