Baccara Exklusiv Band 99
glaube dir kein Wort, aber ich verzeihe dir, weil du ein sehr leckeres Essen gekocht hast. Es hat prima geschmeckt.“ Sie überlegte einen Moment. „Was machen übrigens deine Ameisen?“
„Nichts“, antwortete Richard, ohne zu zögern. „Ich habe jetzt schon zwei Mal auf den Anrufbeantworter des Vermieters gesprochen, und er hat mich noch nicht zurückgerufen. Ich habe ihm die Nummer von meiner Wohnung und von dieser gegeben. Und während ich einkaufen war, lief bei beiden Apparaten der Anrufbeantworter. Ich muss es morgen noch einmal versuchen.“
„Oh“, sagte Brenda nur.
„Es macht dir doch nichts aus, wenn ich dein Sofa noch etwas beanspruche, oder? Ich meine, wenn dir das irgendwie lästig ist, kann ich natürlich auch für ein paar Nächte ins Hotel ziehen oder mich irgendwo bei der Familie einquartieren. Meiner Mutter könnte ich keine größere Freude machen, als ihr die Gelegenheit zu geben, mich endlich mal wieder zum Friseur zu schicken.“
„Nein, nein. Du kannst gern hier bleiben. Das macht mir nicht das Geringste aus“, erwiderte Brenda, wobei sie verschwieg, dass sie in der vergangenen Nacht kaum ein Auge zugetan hatte, weil allein das Gefühl, Richard in so unmittelbarer Nähe zu haben, sie um den Schlaf gebracht hatte. „Im Gegenteil. Du bist ein ausgesprochen angenehmer Hausgenosse. Wenn ich von der Arbeit komme, steht das Essen auf dem Tisch, der Kühlschrank ist voll von den feinsten Sachen. Die Wohnung sieht picobello aus. Was will man mehr?“
Hausgenosse! Richard hätte aufschreien mögen. Der Erfolg seiner Bemühungen war, dass Brenda ihn als Hausgenossen betrachtete. Na, großartig! Lass dich nicht gleich entmutigen, sagte er sich im Stillen. Wir stehen erst am Anfang.
„Ach, das ist nicht so wild“, meinte er betont unbekümmert. „Ich hatte einfach ein bisschen Zeit und …“
„Unsinn“, unterbrach ihn Brenda. „Du kannst Unordnung nicht ausstehen, das ist alles. Es macht dich wahnsinnig, wenn Sachen herumliegen, und dann räumst du sie eben weg.“
„Nun, ganz verkehrt ist das nicht. Weißt du, Brenda, eigentlich ist es auch gar nicht so schwierig. Wenn du etwas nicht mehr brauchst, legst du es einfach an seinen Platz zurück. Das kostet weit weniger Mühe, als hinterher ein riesiges Durcheinander aufzuräumen“, erklärte er geduldig. „Nur ein Beispiel, als du vorhin nach Hause kamst, hast du dir die Schuhe ausgezogen. Einen davon sehe ich mitten im Wohnzimmer stehen. Weißt du, wo der andere ist?“
Brenda beugte sich vor und ließ den Blick forschend durch das Zimmer nebenan schweifen. „Nein, keine Ahnung.“
„Er ist unter dem Sofa.“
„Im Ernst?“ Brenda lachte.
„Im Ernst. Ihn wiederzufinden hätte dich garantiert mehr Anstrengung gekostet, als die Schuhe nebeneinander in den Flur zu stellen. Ist doch ganz einfach, oder?“
„Du hast ja recht“, gab Brenda zu. „Aber schau mal. Ich bin den ganzen Tag dabei, zu planen und zu organisieren, damit das Reisebüro läuft wie geschmiert. Da möchte ich, wenn ich nach Hause komme, eben auch mal ein wenig schlampig sein dürfen.“
„Im Prinzip ja, warum nicht?“ Richard beugte sich ein Stück zu ihr hinüber. „Aber denk mal ein paar Monate weiter. Wenn das Baby da ist, musst du eine Menge Sachen bedenken. Da kannst du nicht mitten in der Nacht loslaufen, um irgendwoher Windeln zu besorgen, weil gerade keine mehr im Haus sind. Da musst du mit der Wäsche auf dem Laufenden sein, und was weiß ich, womit noch alles.“
„Das stimmt allerdings.“ Brenda nickte langsam. „Vielleicht sollte ich tatsächlich ein paar von meinen organisatorischen Fähigkeiten, die ich bei der Arbeit ja durchaus habe, hier zu Hause einsetzen. Das muss aber doch nicht sofort sein, oder? Ja, ich weiß, was du jetzt sagen willst.“ Sie hob abwehrend die Hände. „Also gut, ich werde ab heute nicht mehr so schlampig sein. Wenn der Frosch erst einmal im Anmarsch ist, gibt es bestimmt wichtigere Dinge zu bedenken.“
„Du hast es erfasst“, erklärte Richard anerkennend. „Außerdem garantiere ich dir, dass es dir nach einer Weile selbst besser gefallen wird.“
„Erwarte nur keine Wunder von mir“, schränkte Brenda ein. „Ich kann mich nicht über Nacht ändern.“
„Selbstverständlich kannst du das.“ Richards Ton wurde ernst. „Du kannst das, wir können das. Wenn man etwas wirklich will, kann man alles. Unsere ganzen Denkgewohnheiten und Verhaltensweisen sind keine unumstößlichen Naturgesetze. Man
Weitere Kostenlose Bücher