Baccara Exklusiv Band 99
Richard MacAllister, sich in Nichts auflöste? Natürlich hatte er seine große Familie, in der er aufgehoben war. Und in acht Wochen würde er ein zauberhaftes Töchterchen bekommen. Außerdem hatte er in Brenda einen treuen Freund. Von ihr wusste er, dass sie ihn und ihre Freundschaft genauso wenig missen wollte wie er sie. Er hatte sich eine neue Existenz geschaffen, und indem er Angestellte hatte, hatte er auch anderen zu einer neuen Existenz verholfen.
Aber war das genug? War das schon die Erfüllung all seiner Wünsche und Träume? Genau hier liegt der Hund begraben, sagte er sich. Den wirklich großen Wurf hatte er verfehlt. Zwar nur um Haaresbreite, aber doch verfehlt. Er hatte alle einzelnen Teile beisammen, die zum Bild eines perfekten Glücks gehörten, aber er konnte machen, was er wollte, die Teile wollten nicht ganz passen. Er bekam dieses Puzzle einfach nicht zusammen.
Blödsinn! dachte er. Was mache ich hier? Ich sitze und philosophiere über Eiswürfel, statt der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Tatsache war, dass er sich nach Liebe sehnte, nach der Frau, mit der er alles teilen konnte, Glück, Tränen, Leidenschaft. Eine Frau, die morgens neben ihm aufwachen würde und mit der er in einem Haus zusammenleben wollte, das erfüllt war von Kinderlachen. Tatsache war aber auch, dass es dieses gemeinsame Glück nicht geben würde. Er war dazu verurteilt, durch eine solide gemauerte Wand von dieser Gemeinsamkeit ausgeschlossen zu sein. Er würde es nicht einmal hören, wenn sein kleines Mädchen nachts aufwachte und weinte, sodass er dann nicht zu ihr eilen und sie trösten könnte.
Und das alles nur wegen eines kaum nachvollziehbaren Unterschieds zwischen der Liebe unter Freunden und romantischer Liebe. Ein Unterschied, auf dem Brenda so beharrlich bestand. Aber vielleicht hatte sie ja recht. Es gab bei ihnen nicht diese romantischen Gefühle, an die man normalerweise dachte, wenn von Liebe die Rede war. Aber trotzdem liebte er Brenda. Sie hatte sich so hingebungsvoll um ihn gekümmert, ihm geholfen, sein neues Büro einzurichten, war mit so viel Anteilnahme bei dieser Veränderung in seinem Leben dabei. Er konnte sich ein Leben ohne Brenda überhaupt nicht mehr vorstellen. Trotzdem stand dieser undefinierbare Unterschied zwischen ihm und der Erfüllung aller seiner Träume.
Richard rief sich selbst zur Ordnung. Es hatte keinen Zweck, dazusitzen und Trübsal zu blasen. Die Dinge waren nun einmal so, wie sie waren. Jetzt galt es, das Beste daraus zu machen, die Aufgaben anzugehen, die anstanden, und ausall dem so viel Glück herauszuholen, wie es eben möglich war. Das sollte genügen, um ihn durch die kommenden Jahre zu bringen – irgendwie.
Richard entdeckte Brenda, die in diesem Augenblick die Terrasse betrat. Ihr Blick glitt suchend über die Köpfe der anderen Gäste hinweg. Richard stand auf und winkte ihr zu. Er sah, dass ein Lächeln ihr Gesicht erhellte, als sie ihn bemerkte. Fröhlich winkte sie zurück und bahnte sich dann ihren Weg zu seinem Tisch.
Himmel, wie schön sie ist, ging es Richard durch den Kopf, als er Brenda auf sich zukommen sah. Sie strahlte so viel Weiblichkeit und Selbstbewusstsein aus, wie sie da ihren Bauch vor sich her durch die Reihen der Tische schob, als wollte sie aller Welt stolz verkünden, dass sie ein Baby bekam.
Golden breitete sich der Sonnenschein über der Terrasse aus, erstrahlte auf Brendas Gesicht und ließ ihr dunkles Haar leuchten. Ihre zartgliedrigen Hände lagen auf ihrem Bauch, als wollte sie das Kind schützen. Sie trug ein hübsches Kleid in Pink mit einem fein plissierten Oberteil und einem runden Rückenausschnitt. Glücklich lächelnd genoss Richard ihren Anblick. Vage kam ihm zu Bewusstsein, dass das Druckgefühl in seinem Magen sich löste und einem Gefühl von Wärme wich.
Er stand auf und ging Brenda entgegen.
„Hi“, begrüßte sie ihn. „Ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange warten lassen. Es war furchtbar voll auf den Straßen. Ich glaube, der ganze Irrsinn des Weihnachtsgeschäfts ist bereits ausgebrochen.“
Richard streichelte ihre Wange. „Brenda, ich …“ Er räusperte sich verlegen und versuchte der Gefühlsaufwallung Herr zu werden, die ihn plötzlich überkam. „Ich muss dir sagen, dass du die schönste Frau bist, die ich je gesehen habe. Vielleicht glaubst du mir das ja nicht, weil du denkst, du hast einen unförmigen dicken Bauch. Aber ich meine es wirklich so, du bist wunderschön.“
„Oh, Richard, danke. Wie
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