Baccara Exklusiv Band 99
wirklich das Beste, so schwer es auch fiel, aus ihrem Gedächtnis zu streichen, dass sie miteinander geschlafen hatten.
Mit einem Seufzer verließ sie Richards Wohnung. Aber schon als sie Momente später die Tür ihrer eigenen Wohnung hinter sich zuzog, wusste Brenda, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen war, vergessen zu wollen, wie wundervoll sie sich geliebt hatten.
Eine Stunde später hatte Brenda geduscht, sich das Haar gewaschen und gefönt und Jeans und ein sportliches rotes Top angezogen. Sie setzte sich an ihren Küchentisch. Die nahezu erschöpften Vorräte im Haus und der fast leere Kühlschrank gaben für ein Frühstück nicht viel her. Es reichte zu einer Schüssel mit trockenen Cornflakes, einem Glas Orangensaft und einem Stück kalter Lasagne von gestern.
Ihre Infektion schien sie los zu sein. Die Antibiotika hatten offensichtlich angeschlagen und ihren Job getan. So betrachtet war sie wieder die Alte. Aber sie war nicht mehr die Alte. Brenda stützte den Kopf in die Hand und starrte ins Leere. Alles war anders geworden seit gestern, einem Gestern, das Ewigkeiten zurückzuliegen schien. Eigentlich war es ein trauriger Gedanke, dass das, was sich in der Nacht ereignet hatte, sich nicht wiederholen würde.
Sie konnte nun zwar von sich behaupten, wenigstens einmal im Leben erfahren zu haben, welche Hochgefühle zwischen Mann und Frau möglich waren. Aber was nützte ihr diese einmalige Erfahrung? Denn, und davon war sie fest überzeugt, es würde ihr nicht noch einmal möglich sein, sich einem Mann so rückhaltlos hinzugeben, wie sie es gestern bei Richard getan hatte.
„Oh, verdammt! Jetzt sitze ich hier und warte für den Rest meiner Tage darauf, dass es wieder so wird, wie es gewesen war – und das alles nur seinetwegen“, sagte sie laut zu sich selbst. Das war einfach nicht fair. Und dennoch …
Brenda stand auf und stellte die Schüssel und das Glas in die Spüle. Sie konnte nicht einfach Richard allein die Schuld geben. Was sie gestern getan hatten, hatten sie beide getan, und sie waren beide verantwortlich dafür und für das, was daraus folgte. Außerdem hatten sie eine Vereinbarung getroffen, wie sie künftig damit umgehen wollten.
Richard würde also fortfahren, seine Traumfrau zu suchen, mit der er Romantik pur erleben konnte. Und sie, Brenda? Sie würde sich weiterhin mit Cousins von Bekannten – Zahnärzte ausgenommen – verabreden, in der Hoffnung, sich doch noch einmal in einen von ihnen zu verlieben, der dann der Richtige wäre, mit dem sie dann glücklich werden könnte.
Brenda ging hinüber ins Wohnzimmer, setzte sich aufs Sofa und legte die nackten Füße auf den Couchtisch. Also blieb alles beim Alten. Richard ging seinen Weg und sie ihren. Zwischendurch würden sich ihre Wege bisweilen kreuzen, und sie würden sich wie beste Freunde begegnen, alles wie gehabt. Von ihrer gemeinsamen Nacht würde nicht mehr die Rede sein. Daran, dass Richard mit einer anderen Frau im Bett liegen würde, durfte sie überhaupt nicht denken. Nein, es war nicht wie gehabt. Warum sonst hatte sie das Gefühl, als müsste sie im nächsten Augenblick losheulen?
Aber das konnten auch nur die Auswirkungen der Infektion sein, die ihr noch in den Knochen steckte. Brenda berührte ihre Stirn. Das Fieber schien weg zu sein. Geschwächt von der Krankheit fühlte sie sich trotzdem noch. Außerdem stand ihr ein Sonntag bevor, den sie damit verbringen musste, die Wohnung sauber zu machen und mit der verhexten Waschmaschine im Keller zu kämpfen.
Es klingelte an der Tür. Sie ging hin und öffnete. Vor ihr, in Jeans, einem frisch gebügelten schwarzen Hemd und mit finsterer Miene, stand Richard. Brenda sah ihn erstaunt an.
„Das ist nicht fair“, sagte er, als er an ihr vorbei in die Wohnung stürmte. „Während ich unter der Dusche stand, hast du dich einfach aus dem Staub gemacht. Das gehört sich nicht am ‚Morgen danach‘, Miss Henderson.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und war bereit, die Herausforderung anzunehmen. „Das mit dem ‚Morgen danach‘ hatte sich meines Wissens schon erledigt, Mr MacAllister“, entgegnete sie kampfeslustig. „Hatten wir uns nicht geeinigt, einen gewissen Punkt und alles, was damit zusammenhängt, auszulassen? Also, wenn du einen Grund für schlechte Laune brauchst, such dir einen anderen.“
Richard seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Tut mir leid. Du hast recht“, meinte er. „Ich bin wahrscheinlich nur sauer, weil ich in
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