Baccara Extra Band 01
beschleunigte sich ihr Pulsschlag. Die Kondome schienen wie Feuer in ihrer Hand zu brennen. Fassungslos blickte sie ihn an.
„Oh, das steht Ihnen wirklich gut“, murmelte er.
„Was?“, fragte sie irritiert.
„Sie sehen verwirrt aus. Und überrascht. Ihre Fassade bröckelt. Auf einmal kann ich Ihrem Gesicht Emotionen ablesen. So sind Sie in meinen Augen viel schöner.“
Was passierte hier? Versuchte er etwa, sie zu verführen?
Es sah ganz danach aus. Denn er kam wieder näher und schaute sie eindringlich an. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. In seinem Blick stand etwas Gefährliches, das sie lieber nicht näher ergründen wollte. Sie verschränkte die Hände ineinander, um sich davon abzuhalten, ihrem Impuls zu folgen und die Arme um ihn zu legen. Es wäre so leicht gewesen.
Sie waren allein. Sie begehrten einander. Und die Kondome in ihrer Hand bedeuteten, dass sie geschützten Sex haben konnten.
Noch vor wenigen Tagen hätte sie es getan. Da wäre vermutlich sie es gewesen, die ihn verführt hätte. Aber sie war nicht mehr jene Holly Stone, die sich einfach nahm, wonach ihr der Sinn stand. In dem Moment, als sie das Ortsschild von Little Paradise passiert hatte, war sie eine andere geworden. Es spielte keine Rolle, dass sie diesen Mann so sehr begehrte, dass es schmerzte. Sie würde es nicht tun. Sie würde ihrem Verlangen nicht so einfach nachgeben. Nie wieder.
Denn nun war sie dabei, etwas aus sich zu machen. Sie war dabei, aus dem Café etwas zu machen. Sie wollte alles lernen, was dafür nötig war. Sie hatte bereits erkannt, dass Kochen ihr Spaß machte. Und dass die Ruhe an diesem friedlichen Ort ihr guttat. Sie freute sich darauf, die Menschen näher kennenzulernen und sie mit ihren selbst gekochten Gerichten zu verwöhnen.
Diese Gedanken waren so ungeheuerlich, dass ihr für einen Augenblick der Atem wegblieb.
Sie war tatsächlich gerade dabei, Spaß zu haben und Freude zu empfinden.
Aber das war schließlich nicht verboten, oder? Sie wollte ihren Eltern einen Gefallen tun und hatte dabei unversehens sich selbst einen Gefallen getan. Auf dem seltsam verschlungenen Pfad, den sie gerade beschritt, war sie dabei, sich selbst zu finden.
„Ich muss jetzt gehen“, flüsterte sie aufgewühlt.
„Müssen Sie oder wollen Sie?“
War da ein Unterschied? Doch, es gab einen. Gerade war er ihr wieder eingefallen.
„Ich muss. Heute kommt ein Interessent für das Café. Ich muss ihn ein wenig herumführen und ihm alles zeigen“, antwortete sie.
Er trat einen Schritt zurück und lächelte sie ein wenig traurig an. „Und wenn er das Café übernimmt, fahren Sie wieder nach Hause.“
Nach Hause. Wenn sie nur wüsste, wo das war. „Ja.“
„Wo ist Ihr Zuhause, Holly? Sie haben es mir nicht gesagt“, erkundigte er sich leise.
Zu ihrem Entsetzen spürte sie, wie ihre Kehle eng wurde und ihr die Tränen in die Augen stiegen. „Ich lasse es Sie wissen, wenn ich es herausgefunden habe.“
Mit diesen Worten ging sie zur Tür. Die Kondome waren immer noch in ihrer Hand.
An diesem Abend betrachtete Holly die Kondome noch einmal nachdenklich, bevor sie sie in den Mülleimer warf.
Sonst war es vor allem die Eroberung eines Mannes, die für Holly den Reiz ausmachte. Diesmal war es jedoch weitaus komplizierter. Sie wollte Riley, aber es ging nicht nur um körperliche Anziehung oder Eroberung. Dahinter stand auch eine tiefe Sehnsucht, die sie nicht in Worte fassen konnte.
Riley stand für alles, was sie in ihrem Leben schmerzlich vermisste. Stabilität, Sicherheit und Geborgenheit. Es war merkwürdig, dass sie erst jetzt bemerkte, wie sehr ihr diese Dinge fehlten.
Während sie versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, ging sie in ihrem Apartment auf und ab. Es funktionierte, denn nach einer Weile hatte sie einen Einfall und entwickelte einen Plan. Einen sehr guten Plan, wie sie meinte. Sie brauchte dafür nur etwas Unterstützung.
Bei diesem Gedanken ließ sie sich auf die Couch fallen und lachte sich selbst aus. Sie hatte doch glatt vergessen, dass es niemanden gab, den sie um Hilfe bitten konnte.
Bisher hatte sie das nicht weiter gestört. Sie war immer ganz gut allein zurechtgekommen. Aber nun, in dieser lächerlichen kleinen Stadt mit diesem lächerlichen heruntergekommenen Restaurant, brauchte sie plötzlich jemanden, der ihr half.
Sie könnte Riley um Hilfe bitten.
„Ich habe keine Ahnung, woher diese sonderbare Idee gekommen sein mag“, sagte sie zu dem
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