Baccara Extra Band 01
übersehen. Eine riesige Familienpackung, die sie ganz allein aufaß. Langsam nahm sie den Löffel aus dem Mund.
„Da habe ich aber Glück, dass du es bist“, sagte sie erleichtert. „Ich dachte schon, ich bekomme einen Strafzettel.“
„Du bekommst einen“, sagte er brüsk und machte sich Notizen auf dem Klemmbrett in seiner Hand.
Er wirkte aggressiv und schien auf einmal die gesamte Autorität seines Berufsstandes zu verkörpern. Das hatte er ihr gegenüber noch nie getan. Trotz der Packung, die allmählich ihre Oberschenkel gefrieren ließ, verschwendete Holly keinen Gedanken mehr an das Eis.
„Aber …“
„Du bist zu schnell gefahren. Besonders innerhalb der Ortsgrenzen ist das verantwortungslos und gefährlich.“ Er spähte ins Innere des Jeeps und deutete auf die Eispackung. „Außerdem isst du während der Fahrt.“
„Das ist nicht verboten“, wandte sie ein.
„Aber es lenkt dich ab. Keine gute Kombination mit überhöhter Geschwindigkeit. Bitte steig aus.“
„Wie bitte?“, fragte sie ungläubig.
Er wartete nicht ab, ob sie seiner Aufforderung nachkommen würde. Ungeduldig öffnete er die Fahrertür, löste ihren Sicherheitsgurt und ergriff sie beim Arm. Nachdem er ihr aus dem Jeep geholfen hatte, nahm er die Wagenschlüssel und ihre Handtasche an sich.
Holly, die es gerade noch geschafft hatte, das Eis von ihrem Schoß zu nehmen, stand mit der Packung in der Hand wie erstarrt da und beobachtete ihn fassungslos.
„Was tust du da?“
„Ich nehme dich fest.“
„Was? Riley, hör bitte sofort auf mit diesem Unsinn!“
Sanft, aber bestimmt brachte er sie zu seinem Einsatzwagen, half ihr beim Einsteigen und schnallte den Gurt fest. Dabei streifte er mit dem Handrücken unbeabsichtigt ihre Brüste.
Sie zuckte zurück und hielt den Atem an. Für einen Moment blickte er sie noch wortlos an, dann schlug er die Tür zu, ging zur Fahrerseite und stieg ein.
„Das ist doch lächerlich“, sagte sie. „Wohin fahren wir?“
„Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich nehme dich fest“, antwortete er in neutralem Tonfall.
„Ich bitte dich. Ich habe doch nur den Motor ein wenig auf Touren gebracht.“
„Du bist definitiv zu schnell gefahren.“
„Das ist ja wohl nicht gerade ein Schwerverbrechen“, erwiderte sie empört.
Er blickte starr geradeaus. In seinem Kinn zuckte ein Muskel. Holly sah ihn von der Seite her an. Er wirkte sehr angespannt und sah trotz seines Dreitagebartes und dem zerzausten Haar wie immer unverschämt gut aus.
„Riley“, sagte sie und wollte schon die Hand nach ihm ausstrecken.
„Ohne einen Anwalt solltest du nichts mehr sagen“, erklärte er tonlos.
Sie zuckte zurück. Er nahm sie tatsächlich fest.
Ganz offensichtlich war sie ihm nun völlig ausgeliefert.
8. KAPITEL
„Wohin fahren wir?“, fragte Holly beharrlich.
Riley schaute auf die dunkle Straße vor sich. Einerseits gehörte sich das beim Autofahren so, andererseits vermied er es, sie anzusehen. Denn ein Blick auf sie würde genügen, und er hätte dem Wunsch, sie zu berühren, nicht länger widerstehen können. Und das wollte er nicht. Jedenfalls noch nicht.
„Das wirst du schon noch merken“, antwortete er.
„Also willst du es mir nicht sagen?“
„Noch nicht.“
„Das kannst du nicht machen“, erklärte sie und hob energisch das Kinn.
Sie war wirklich eine couragierte Frau und ließ sich so leicht nicht aus der Fassung bringen. Doch Riley ahnte, dass sie hinter ihrer tapferen Fassade nervös und ängstlich war. So gut kannte er sie inzwischen schon. Und er kannte sie gut genug, um es leid zu sein, ständig gegen seine Gefühle für sie anzukämpfen. Zugleich war ihm klar, dass sein Vorhaben vollkommen idiotisch war.
Aber diese Einsicht konnte ihn nicht davon abhalten.
„Warum kann ich das nicht machen?“, fragte er mit ausdrucksloser Stimme.
„Weil …“ Sie unterbrach sich, um den heruntergerutschten Träger ihres Baumwollkleides wieder nach oben zu schieben. „Weil ich dafür sorgen muss, dass das Café morgen früh in tadellosem Zustand ist. Morgen kommt nämlich wieder ein Interessent.“
„Ein paar Fettflecke auf den Fliesen halten bestimmt niemanden vom Kauf ab.“
„Aber ich will, dass alles perfekt ist.“
„Damit du hier so schnell wie möglich abhauen kannst?“, fragte er bitter.
„Ich habe es nicht eilig“, erwiderte sie ruhig.
„Das glaube ich dir nicht.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Dann lässt du es eben bleiben. Außerdem muss ich
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