Baccara Extra Band 02: Ein Wüstenprinz zum Küssen / Heiße Stunden in Mendocino / Die Schöne und das Biest / Ausgerechnet ein Millionär! / (German Edition)
Licht fiel auf die verletzte Muskulatur des linken Schenkels, doch die Wut ließ bei ihr gar keine anderen Gefühle aufkommen.
„Gänge in den Mauern?“, fragte sie. „Du hast sie gekannt?“
„Natürlich.“
„Aber mir hast du nichts davon gesagt? Lieber Himmel, Richard, wenn ihr nun etwas zugestoßen wäre! Wir … ich hätte sie nie gefunden. Es war egoistisch und gefährlich, dass du geschwiegen hast.“
„So bist du auch in mein Zimmer gekommen, nicht wahr, Daddy?“, fragte Kelly und betrachtete die beiden besorgt.
„Ja, Prinzessin.“
Kein Wunder, dass er sich im Haus bewegen konnte, ohne entdeckt zu werden. Laura stellte das Kind auf den Boden und verschränkte die Arme. „Sieh mal einer an.“
„Nur in ihr Zimmer“, stellte er klar, weil er genau wusste, was sie jetzt dachte.
„Ich hätte auch nicht erwartet, dass du in mein Zimmer kommst“, gab sie verächtlich zurück. „Dort brennt ja schließlich Licht.“
„Daddy erzählt mir jeden Abend eine Geschichte.“
„Was?“, fragte Laura verblüfft und wandte sich an Richard. „Du kommt jeden Abend durch diese Gänge zu ihr und erzählst ihr eine Geschichte?“
„Ja.“
Sie marschierte auf ihn zu und stieß ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust. „Das ist …“ Sie seufzte, weil sie ihm nicht länger böse sein konnte, und legte ihm die Hand auf die Brust. „Das ist wunderbar, Richard. Ich freue mich für euch beide.“
„Das ändert nur wenig.“
„Es zeigt mir auf jeden Fall, dass du auch ohne mich auskommst.“ Alle ihre Sinne erwachten, als er sich zu ihr beugte.
„Du wirst nicht weggehen“, sagte er leise, aber eindringlich. Das hätte er nicht ertragen.
„Bitte, Laura, geh nicht, bitte!“, rief Kelly ängstlich.
„Aber nein, Schätzchen, ich gehe ja nicht weg. Noch nicht“, fügte sie so leise hinzu, dass nur Richard es hörte. Gleichzeitig fragte sie sich, wie sie diese beiden jemals verlassen sollte. „Ich sagte dir schon, dass ich so nicht weitermachen kann.“
Richard beugte sich noch weiter zu ihr, bis ihre Lippen sich fast berührten. „Du wirst es aber tun.“
Er dachte dabei sicher an Kelly, und er hatte recht. Trotzdem gefiel es ihr nicht. „Darüber sprechen wir später, Mr Blackthorne“, entgegnete sie und kümmerte sich wieder um das Mädchen.
„Ja, Schöne, darüber sprechen wir noch.“
Das klang eher wie eine Drohung, nicht wie ein Versprechen.
Laura wälzte sich unruhig im Bett hin und her. Zum ersten Mal beruhigte sie das Plätschern des Regens und der Donner nicht. Wenn sie nicht bald einschlief, stand ihr ein schlimmer Tag bevor. Das war natürlich Richards Schuld. Sie hatte Kelly gebadet und mit ihr gegessen. Danach hatte sie gelesen, gezeichnet und Kamillentee getrunken. Sie war erleichtert, dass sie Kelly gefunden hatten. Und sie freute sich darüber, dass Richard jede Nacht bei seiner Tochter war. Trotzdem wurde sie die innere Anspannung nicht los.
Die unvergesslichen Minuten in seinen Armen kamen ihr immer wieder in den Sinn. Gereizt schlug sie die Decke zurück, stieg aus dem Bett und trat ans Fenster. Ruckartig zog sie den Vorhang weg und setzte sich auf die Bank. Weiße Schaumkronen tanzten auf dem schwarzen Meer. Laura fühlte sich so aufgewühlt wie das Wasser, das hart gegen das Ufer schlug, als wollte es alles verschlingen.
Sie betrachtete den Bademantel, der auf dem Stuhl lag, und überlegte, ob sie zu Richard gehen und ihn dazu bringen sollte, ihr zu vertrauen. Es wäre jedoch sinnlos gewesen. Sollte er jemals bereit sein, würde er von sich aus zu ihr kommen. Vielleicht würde das nie passieren, doch wenn sie ihn bedrängte, zog er sich womöglich wieder zurück. Kellys wegen durfte sie das nicht riskieren. Sie war schließlich nur wegen des Kindes hier. Und dieses Kind brauchte einen Vater, der sich unbefangen vor jedermann zeigte.
Es erschreckte sie, wie wichtig Richard ihr geworden war. Von einem solchen Mann war sie schon einmal verletzt worden.
In gewisser Weise waren sie und Richard einander ähnlich. Der Unfall war zu einem Wendepunkt in seinem Leben geworden, hatte ihn unwiderruflich verändert und ihm vor Augen geführt, was wichtig war und was nicht. Sie war durch die geplatzte Verlobung stärker geworden und hatte erkannt, dass sie nur wenigen Menschen vertrauen durfte.
Richard dachte, sie wäre zu schön, um einen Mann wie ihn zu mögen. Er begriff nicht, dass sie nicht die Narben sah. Sie hatte sich in die Stimme in der Dunkelheit verliebt. Seine
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