Baccara Extra Band 5 (German Edition)
ihr Schicksal und lief die Treppe hinauf, um zu packen.
Kaum in seinem Loft in Manhattan angekommen, machte Jethro sich auch schon wieder zum Gehen bereit. „Ich muss mich beeilen“, erklärte er in abweisendem Ton. „Hoffentlich dauert das Meeting nicht allzu lange. Vermutlich bin ich gegen sieben zurück. Dann gehen wir schick essen. Hier hast du einen Zweitschlüssel, falls du ausgehen möchtest.“
Celia nahm den Schlüssel und starrte auf Jethros Finger, die sie noch vor wenigen Stunden so wundervoll liebkost hatten. „Viel Glück“, sagte sie nur.
Seine Miene wirkte angespannt. „Ich weiß, ich bin nicht – verdammt, das ist nicht der richtige Augenblick, um damit anzufangen. Bis später dann.“
Kaum war die Tür hinter ihm zugefallen, schloss Celia ab und lehnte sich dagegen. Hatte er wirklich ein Meeting, oder war das nur eine Ausrede, um ein paar ungestörte Stunden mit seiner Geliebten zu verbringen?
Doch die quälenden Grübeleien beantworteten ihre Fragen auch nicht. Sie gab sich einen Ruck und richtete die Aufmerksamkeit auf ihre Umgebung. Der Loft war lichtdurchflutet und geräumig. Der Holzfußboden schimmerte in einem warmen Braunton. Einige moderne Skulpturen und helle Möbel in finnischem Design verliehen Jethros Domizil einen leichten, fröhlichen Charakter. Celia fühlte sich auf Anhieb wohl. Hier gab es nichts Bedrückendes, keinen unnützen Trödel.
Sie streifte an den Regalen entlang und bewunderte Jethros Buchauswahl, die vielfältige Interessen verrieten. Am meisten erstaunte sie seine umfangreiche CD-Sammlung, in denen Opern einen herausragenden Platz einnahmen. Jethro und Opern? So viel Gefühl?
Sie trat an die hohe Fensterfront, von wo aus man auf den Hudson River blickte. Ein Schlepper zog gerade eine Barkasse unter einer Brücke hindurch. Jethro hatte eine Telefonnummer hinterlassen, das bedeutete doch sicher, dass er tatsächlich auf einem Meeting war, oder? Hatte er vor ihrer Abreise aus Washington schnell noch seine Geliebte angerufen, um sie zu warnen, dass er seine Ehefrau mitbrachte?
Hör auf damit! Du steigerst dich da in eine fixe Idee. Es gibt doch gar keine Anhaltspunkte, dass Jethro eine Geliebte hat. Geh raus, eine Runde laufen oder shoppen.
Ja, sie würde zum Central Park laufen und anschließend bummeln gehen.
Eine Stunde lang lief Celia sich die Seele aus dem Leib, ignorierte hupende Autos, rempelte Fußgänger an. Dann kehrte sie in den Loft zurück, duschte, zog sich um und machte sich auf den Weg zur Fifth Avenue. Dort erstand sie ein zauberhaftes Abendkleid aus nachtblauem Taft – das passende Outfit für die geplante Hochzeitsparty – und ein Buch über Buschpiloten. Um zehn vor sieben war sie wieder in der Wohnung zurück. Doch von Jethro keine Spur, auch keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.
Celia versuchte sich mit Lesen abzulenken. Vergeblich. Sie betrachtete die abstrakten Skulpturen, überlegte, bei welcher Gelegenheit er sie wohl erstanden hatte und was sie ihm bedeuteten. Aber woher sollte sie das wissen? Sie stieß einen resignierten Seufzer aus. Dieser Mann, dessen Liebkosungen ihr solche Freuden bereiteten, war ihr nach wie vor ein Rätsel.
Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass er nun schon fünfundvierzig Minuten überfällig war. Sie stand auf, ging in sein Schlafzimmer und öffnete seine Schränke. Gab es hier irgendwelche Spuren einer Frau? Nichts. Weder hier noch im angrenzenden Badezimmer.
Celia verachtete sich, dass sie ihrem Ehemann nachspionierte, weil sie eifersüchtig war! Aber sie konnte einfach nicht anders. Wo steckte er bloß?
Der Ausgang des Meetings entsprach voll Jethros Erwartungen. Er hatte sein ganzes Verhandlungsgeschick aufbringen müssen, um sein Ziel zu erreichen, und es hatte sich gelohnt. Der einzige Haken an der Sache war, dass er fast die komplette kommende Woche in Australien und Singapur würde verbringen müssen.
Erst als er die wartende Limousine bestieg, warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Fünf vor acht. Verflixt, er hatte Celia doch versprochen, um sieben zurück zu sein. „Ich bin spät dran, Henry. Beeilen Sie sich bitte.“
„Ja, Sir“, erwiderte der Chauffeur. „Aber es herrscht ziemlich dichter Verkehr.“
Celia jetzt noch anzurufen, hielt Jethro für überflüssig. Sie wusste ja bereits, dass er sich verspäten würde. Nervös trommelte er mit den Fingerspitzen auf sein Knie. Vielleicht sollte er doch besser anrufen? Aber wozu? Er war schließlich nur zwei Häuserblocks
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