Baccara Extra Band 5
liebsten Arsen in die Suppe schütten würden, wenn herauskommt, dass ihr heiratet?“
„So ähnlich habe ich mir das vorgestellt.“
„Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen – er hat nie eine von ihnen geliebt. Das weiß ich hundertprozentig.“
Mich liebt er auch nicht.
Celia spießte ein Stück Zucchini auf die Gabel. „Ich freue mich schon darauf, Jethros Wohnung in Manhattan zu sehen.“
„Sie ist nicht so nüchtern wie sein Apartment in Paris.“ Lindy kicherte. „Noch viel gemütlicher ist natürlich sein Blockhaus in Vermont. Es ist sein Zufluchtsort. Dort verkriecht er sich, wenn er mal die Arbeit und all die Menschen, die ständig etwas von ihm wollen, hinter sich lassen will.“
Celia zuckte unmerklich zusammen. Zu diesen Menschen zählte sie sich auch. Es war das erste Mal, dass sie von dem Holzhaus hörte, sie war sicher, dass Jethro es nicht erwähnt hatte.
„Das Haus liegt in den Green Mountains“, erzählte Lindy verträumt weiter. „Direkt daneben fließt ein kleiner Bach vorbei, und die Bäume sind immer schön anzusehen, egal, zu welcher Jahreszeit. Dort wird es dir sicher gut gefallen.“
Wenn das wirklich Jethros Zuflucht war, dann würde sie sie bestimmt nie zu Gesicht bekommen. Celia beschloss, das Thema zu wechseln, und brachte das Gespräch auf ihre erfolglose Suche nach einem Hochzeitskleid. Lindys Augen leuchteten auf. „Ich kenne eine Reihe schicker Boutiquen nicht weit von hier. Wir können ja nach dem Lunch ein bisschen bummeln gehen.“
Das taten sie. Aber obwohl sie einige schöne Kleider entdeckten, war das richtige für Celia nicht dabei. Kurz nach vier verabschiedeten sie sich voneinander, und Celia fuhr nach Hause. Melcher informierte sie, dass ihr Vater sich hingelegt hatte und Mr Lathem ausgegangen war.
Celia beschloss, eine Runde zu laufen. Sie schlüpfte in ihre Spandex-Shorts und ein trägerloses Top und machte sich auf den Weg ins Zentrum Washingtons. Nachdem sie das Kapitol umrundet hatte, bog sie in die westliche Mall ein. Sie liebte es, die Mall entlangzulaufen, vorbei am „Smithsonian Institute“.
Dann schlug sie den Weg um das Tidebecken ein, der von Kirschbäumen gesäumt war. Die nächste Kirschblüte würde ihr Vater nicht mehr erleben. Celia spürte heiße Tränen in sich aufsteigen. Sie musste Jethro heiraten, ihr blieb gar nichts anderes übrig.
Wenn es bloß so einfach wäre … Ihr hätte klar sein müssen, wie viele andere Menschen da hineingezogen würden. Menschen wie Lindy, die ihren Bruder liebte und am Boden zerstört sein würde, wenn Jethro sich so kurz nach der Hochzeit wieder scheiden ließ.
Das ist die Geschichte meines Lebens, dachte Celia bedrückt. Erst handeln, dann nachdenken, und zum Teufel mit den Konsequenzen.
Sie umrundete den See in den „Constitution Gardens“. Allmählich wurde sie müde, und ihr Top war schweißnass. Heute hatte sie sich selbst übertrumpft. Fast zwei Stunden war sie jetzt unterwegs. Das tat gut. Doch sie konnte nicht bis in alle Ewigkeit weiterlaufen. Irgendwann musste sie nach Hause zurückkehren und sich ihrem Vater und Jethro stellen. Musste weiter lügen und betrügen.
Schwer atmend passierte sie schließlich die Tore Fernleighs und lief zur Hintertür. Erschöpft lehnte sie sich an die kühle Steinmauer und kontrollierte ihren Puls. Plötzlich flog die Tür auf, und Jethro donnerte: „Wo zum Teufel bist du gewesen?“
Der trügerische Frieden war dahin. Celia umklammerte ihre linke Ferse und bog das Bein nach hinten hoch bis zum Po. „Ein Hochzeitskleid kaufen, siehst du das nicht?“
Sein Blick flog über ihr feuchtes Haar. „Du hast Melcher gesagt, du gehst eine Stunde laufen.“
„Ich habe meine Meinung geändert.“
„Das hier ist nicht Collings Cove, Celia – das ist eine Großstadt. Willst du, dass dein Vater umkommt vor Sorge, dass du gekidnappt wirst oder Schlimmeres?“
„Jethro“, stieß Celia mit mühsam unterdrückter Wut hervor, „jetzt klingst du genau wie er. Wage es ja nicht, mich zu kontrollieren – ich hasse das! Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte und nicht zu spät zum Dinner. Also, lass mich in Ruhe.“
„Ich mag nicht, wenn man mir vorschreibt, was ich tun soll.“
„Dann hör auf, mich herumzukommandieren“, konterte sie hitzig. „Wenn ich es nicht besser wüsste, käme ich doch glatt auf die Idee, dass du es warst, der sich Sorgen gemacht hat.“
„Ach, tatsächlich?“ Seine Augen blitzten.
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