BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
nicht abschütteln. Kurze Blitze ihrer Sanftheit, ihrer Gutmütigkeit und ihrer liebevollen Berührungen bombardierten ihn. Sie war jetzt noch viel mächtiger als vor sieben Jahren. Mit dreiundzwanzig war sie kein Gegner für ihn gewesen. Heute war sie wahrscheinlich die einzige Frau auf Erden, die ihm nahezu ebenbürtig war.
Er verbarg sich in einem Unsichtbarkeitszauber, während er sich seinem Ziel näherte. Er sah, wie Pax Greynell ein dunkles Seil um Mercys schlanken Hals schlang. Sie war zu tief in ihrer Trance gewesen, um die Anwesenheit ihres Angreifers zu bemerken. Sie griff nach dem Seil und versuchte verzweifelt, es zu lockern.
Judah zog seinen Dolch aus der juwelenbesetzten Scheide in seiner Jacke. Er rannte los, um eine Frau zu retten, die ihm auf eine Art gehörte wie keine andere. Sie war sein. Nur er, Dranir Judah Ansara, hatte das Recht, sie zu töten.
Greynell wurde von seinem Angreifer genauso überrascht wie Mercy von ihm. Judah rammte ihm den Dolch tief in den Rücken. Mercy rang nach Luft, als das Seil sich endlich lockerte.
Judah verwandelte Greynells Leiche mithilfe eines Blitzes in einen Haufen Staub. Er hatte seine Mission erfüllt. Aber er zögerte – nur den Bruchteil einer Sekunde und lange genug, um zu spüren, dass Mercy in Schwierigkeiten war. Die Heilung, die sie an dem Unfallopfer vollzogen hatte, hatte sie ausgezehrt. Durch den Kampf mit Greynell war sie kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren.
Judah handelte nur aus Instinkt. Er packte Mercy, ehe sie in Ohnmacht fallen konnte. Das laute Geheul mehrerer Sirenen erinnerte ihn daran, dass er fliehen musste, aber er konnte Mercy nicht zurücklassen. Wenn er es täte, könnte sie sterben.
Sidonia beschloss, Dante anzurufen, wenn Mercy nicht bis Mitternacht zurückkam. Dr. Huxley hatte sich vor zwei Stunden gemeldet und gefragt, ob Mercy gut nach Hause gekommen war.
„Machst du dir Sorgen um meine Mom?“
Sidonia drehte sich erschrocken zu der Sechsjährigen um. „Ich dachte, ich hätte dich vor Stunden zu Bett gebracht?“
„Ich habe gar nicht geschlafen.“
„Es ist nach elf. Zeit für alle braven kleinen Mädchen, tief und fest zu schlafen.“
„Ich bin kein braves Mädchen. Ich bin eine Raintree.“ Eve kniff ihre ausdrucksvollen grünen Augen zusammen. „Ich bin mehr als eine Raintree.“
Ein kalter Schauer lief Sidonia den Rücken hinunter. „Das sagtest du schon, und ich habe dir zugestimmt.“ Sie griff nach Eves Hand. „Komm mit. Deine Mutter wird mit uns beiden böse, wenn sie nach Hause kommt und du nicht im Bett bist.“
„Sie wird nach Hause kommen. Bald schon.“
„Und das weißt du, weil …?“
„Weil ich sie sehen kann. Sie schläft. Aber bald wacht sie auf.“
War Mercy so schwach, dass sie das Bewusstsein verloren hatte? „Kannst du mir sagen, wo ich sie finden kann?“
„Sie ist in ihrem Auto“, sagte Eve. „Es ist irgendwo geparkt, wo es dunkel ist. Aber es geht ihr gut. Er kümmert sich um sie. Er gibt ihr etwas von seiner Stärke.“
„Wer?“ Sidonias Stimme zitterte. „Wer ist bei deiner Mom?“
Eve lächelte. „Na ja, mein Daddy natürlich.“
Mercy Raintree war schöner als mit Anfang zwanzig. Und gefährlicher. Judah spürte ihre unglaubliche Macht. Sie war ihm jetzt ebenbürtig. Merkwürdig, dass er sie vor einem Mitglied seines Clans gerettet hatte; dass er ihr half, wieder zu Kräften zu kommen. Aber er würde sie umbringen – wenn die Zeit gekommen war. Aber er würde seiner schönen Mercy gegenüber Gnade zeigen und ihr Leben schnell und schmerzlos beenden.
Ihre Augenlider zuckten. Aber Judah wusste, dass sie erst in vielen Stunden wirklich aufwachen würde. Ihr Körper und ihr Geist konnten sich nicht so schnell erholen, nicht einmal mit der Stärke, die er ihr geschenkt hatte. Sie lag vollkommen hilflos in seinen Armen.
Wenn es Greynell gelungen wäre, sie umzubringen, wäre die Hölle los gewesen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Eine ganze Heerschar ihrer Stammesmitglieder wäre nach Hause gestürmt, allen voran Dante und Gideon. Das Risiko, dass der Tod der Raintree-Prinzessin ihren Stamm davon in Kenntnis setzte, dass die Ansara wiederauferstanden waren, war einfach zu hoch.
Judah sah zu Mercy hinab. Sie saß auf seinem Schoß und lehnte friedlich gegen ihn. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, ihre schlanken Arme hingen entspannt hinunter, ihre vollen, runden Brüste hoben und senkten sich mit jedem ihrer Atemzüge.
Er strich ihr mit dem Handrücken über die
Weitere Kostenlose Bücher