BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01

war, reif genug war, um eine so unglaubliche Macht zu bewältigen.
    „Du wirst tun, was deine Mom dir sagt“, sagte Judah.
    Eve verzog den Mund und quetschte sich eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel.
    „Sidonia, ich will, dass Eve das Chaos beseitigt, und ich will nicht, dass du ihr hilfst.“
    „Daddy!“
    Judah ignorierte Eve, griff Mercys Arm und führte sie aus der Küche. Sobald sie den Korridor erreicht hatten, machte Mercy sich von ihm los.
    „Sie ist ganz schön schwierig, was?“
    „Du klingst, als wärest du noch stolz darauf.“
    „Hättest du lieber eine wimmernde kleine Maus?“
    „Du warst wahrscheinlich als Kind auch ziemlich schwierig.“
    „Bin ich immer noch“, sagte er neckend.
    Das war der Judah, wie sie sich an ihn erinnerte: charmant und mit Sinn für Humor. Hätte sie nur vor all den Jahren gewusst, dass sich dahinter ein wildes Tier verbarg … Sie ging den Korridor hinunter zur offenen Tür ihres Arbeitszimmers. Ohne sich umzusehen, wusste Mercy, dass er ihr gefolgt war. „Setz dich bitte.“ Sie deutete auf einen Stuhl und nahm auf dem Sofa Platz. „Eve ist mein Kind. Sie ist eine Raintree. Ich werde nicht zulassen, dass du ihr wehtust, und ich werde nie zulassen, dass du sie mitnimmst.“
    „Du lässt uns nicht viele Möglichkeiten, einen Kompromiss zu schließen.“
    „Das stimmt.“
    „Dann lass uns – jedenfalls für den Moment – sagen, dass ich dir zustimme. Ich werde Eve bei dir lassen, in dem Wissen, dass du mein Kind beschützt.“
    Für den Moment? „Eve wird bei mir bleiben, bis sie erwachsen ist.“ Mercy wollte, dass Judah sie genau verstand.
    „Wir sollten uns jetzt nicht über die Details streiten. Ich fahre heute Nachmittag wieder, und Eve bleibt bei dir.“
    „Aber du hast vor, wiederzukommen.“
    „Eines Tages.“
    „Tu das nicht.“
    „Soll das heißen: Geh nicht?“, fragte er betont beiläufig.
    „Komm nie mehr wieder.“
    „Ich hatte vergessen, wie temperamentvoll du bist.“ Er sah sie von oben bis unten an. „Ich hatte vieles vergessen.“
    Mercy zwang sich, keine Gefühlsregung zu zeigen. Sie stand langsam auf. „Es gibt keinen Grund für dich, länger zu bleiben. Wenn du willst, hole ich sofort jemanden, der dich zum Flughafen fährt.“
    Judah lehnte sich entspannt zurück. „Ich fahre heute Nachmittag.“
    „Warum willst du noch bleiben?“
    „Ich will ein paar Stunden mit meiner Tochter verbringen.“
    „Nein.“
    „Mach hieraus keine Kraftprobe.“ Judah stand nun ebenfalls auf.
    „Wenn ich dir Zeit mit Eve gebe, versprichst du dann, ihr auf keine Weise Leid zuzufügen? Und das schließt ein, dass du nicht versuchst, sie zu belehren oder ihren Geist zu brechen. Und wirst du diesen Ort danach ohne sie verlassen und nie mehr zurückkehren?“
    „Ich verspreche dir, dass ich ohne sie fahre. Und es gibt keinen Grund, warum ich versuchen sollte, die Raintree in Eve zu brechen. Die Ansara in ihr schläft vielleicht noch, aber eines Tages wird Eve eine wahre Ansara sein.“
    Mercy hasste Judah dafür, dass er ihr die Zukunft so fürchterlich ausmalte, aber er hatte nichts gesagt, woran sie nicht selbst Tausende Male gedacht hatte, seit ihr Kind geboren war. „Du darfst ein paar Stunden mit Eve verbringen, aber nicht allein. Sidonia wird bei ihr bleiben.“
    „Nein, nicht Sidonia“, antwortete Judah. „Wenn du nicht willst, dass sie mit mir alleine ist, kannst du bei ihr bleiben. Bei uns .“
    Cael frühstückte auf der Terrasse. Während er ein Glas frisch gepressten Orangensaft trank, sah er durch die offenen Türen in sein Haus und auf den Fernseher. Der Nachrichtensender zeigte schon wieder Bilder von dem vernichtenden Feuer, das in einem Kasino in Reno ausgebrochen war. Dante Raintrees Kasino. Dante lebte noch, aber sie hatten ihm einen schweren Schlag verpasst. Und Cael hatte eine ganz besondere Ansara nach Wilmington, North Carolina geschickt. Tabby war eine furchtbar bösartige kleine Schlampe, was sie ideal für den Job machte. Vor der Schlacht mit den Raintree, die in einer Woche stattfand, wollte Cael die königlichen Geschwister und noch einige weitere wichtige Mitglieder der Raintree-Familie vernichten, egal wie. Unglücklicherweise lebten die Geschwister noch – für den Augenblick. Wenigstens Echo, die Seherin der Raintree, war tot, Tabby sei Dank.
    Judah konnte seine Pläne jetzt nicht mehr durchkreuzen. Aber warum war er nicht heimgekehrt? Was hielt ihn in Amerika? Besser gesagt wer? Mercy Raintree