BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
vielleicht.
Was Judahs Geheimnis auch sein mochte, Cael hatte vor, es zu lüften. Er nahm sein Handy vom Glastisch und rief Horace an, einen seiner treuen Anhänger. „Ich muss so viel wie möglich über Mercy Raintree herausfinden, und über jeden anderen, der zurzeit in Sanctuary lebt. Sei diskret! Wir können nicht riskieren, dass Judah etwas merkt. Verstanden?“
„Ja, Mylord.“
Cael legte das Telefon zurück und verschlang die Eier Benedict, die sein Koch für ihn zubereitet hatte. Perfekt. Genau nach seinen Anweisungen. Wenn er erst einmal Dranir war, würden ihm alle gehorchen, jeder auf der Erde. Nicht nur jeder Ansara, auch jeder Mensch würde ihn verehren wie den Gott, der zu werden er bestimmt war.
Judah hatte immer gewusst, dass von ihm als Dranir der Ansara erwartet wurde, eines Tages einen Erben für die Thronfolge zu zeugen. Aber er hatte noch keine großen Gedanken daran verschwendet. Und wenn doch, hatte er sich als Vater eines männlichen Erben gesehen. Frauen waren anders. Eine Tochter brauchte Schutz vor Männern, wie er selbst einer gewesen war. Daran brauchte man bei einem Sohn nicht zu denken.
Während er beobachtete, wie Eve wilde Blumen auf einer Lichtung pflückte, dachte er darüber nach, was sie bedeutete. Ein gemischtrassiges Kind war schon seit Ewigkeiten nicht mehr geboren worden, und keines hatte überlebt. In seiner Jugend hatte er die Geschichte der beiden Stämme studiert. Angeblich besaß so ein Kind nicht nur die einzigartigen Gaben beider Elternteile, dem Kind wurde auch die Gabe zuteil, einen neuen und einzigartigen Stamm zu gründen, der weder Ansara noch Raintree war.
Unsinn! Eines Tages würde Eve vollkommen Ansara sein, und auch wenn er in Zukunft weitere Kinder zeugte, konnte sie immer noch Dranira der Ansara werden. Aber würde Eve einen Stamm regieren wollen, der das Volk ihrer Mutter vernichtet hatte? Würde sie sich dem Mann willentlich anschließen, der ihre Mutter getötet hatte?
„Daddy, guck! Ich kann eine Rolle machen.“
„Sei vorsichtig“, warnte Mercy, „und gib nicht an.“
Eve ignorierte ihre Mutter und überschlug sich, wieder und wieder, bis sie sich so schnell bewegte, dass ihr kleiner Körper nur noch ein verschwommener Fleck war.
„Eve! Hör auf, ehe du dir wehtust!“
Judah lächelte. Es war offensichtlich, dass sie angab. Für ihn. „Lass sie doch. Sie hat ihren Spaß. Ich habe früher auch alles Mögliche gemacht, um die Aufmerksamkeit meiner Eltern zu erregen.“
Plötzlich hielt Eve an. Die Kraft, die sie benutzt hatte, um ihre Geschwindigkeit aufzubauen, wirkte unvermindert und warf ihren kleinen Körper gute zehn Meter in die Luft.
„Oh, mein Gott!“
Eves Körper schwebte ein Stück über der Erde, auf die sie aufgeprallt wäre, wenn ihre Eltern nicht eingegriffen hätten. Mercy und Judah sahen sich an. Erstaunt stellte er fest, dass sie beide ihre Gaben eingesetzt hatten, um Eve zu beschützen.
Judah hielt Eve weiter kraft seiner Gedanken in der Luft fest, während er eilig die Lichtung überquerte und sie dann an sich zog.
„Mom ist sauer“, flüsterte Eve.
„Überlass deine Mutter mir.“
Mercy stellte sich neben Judah und starrte Eve wütend an. „Ich habe dir gesagt, du sollst aufpassen. Du kannst deine Kraft noch nicht kontrollieren, und so lange musst du dich zurückhalten mit …“
„Aber sich ausprobieren muss sie doch?“ Judah stellte Eve wieder auf ihre Füße.
Eve sah bewundernd zu Judah auf. Mercy zuckte zusammen. „Es gibt sicherere Wege.“
Eve griff nach Judahs Hand, als spürte sie, dass er sie vor dem Zorn ihrer Mutter beschützte. „Daddy kann mir helfen.“
„Nein!“
„Warum nicht?“
„Weil dein Vater heute wieder fährt.“ Mercy warf Judah einen warnenden Blick zu.
„Nein, Daddy, bitte fahr nicht.“ Eve zog an seinem Arm.
„Ich muss. Ich kann nicht bleiben.“
„Du schickst ihn weg!“, schrie Eve Mercy an. „Ich hasse dich! Ich hasse dich!“ Eve kniff die Augen zusammen. Ohne Vorwarnung kam ein starker Wind auf, und Blitze zuckten herab und fuhren rund um Mercy in die Erde.
Stopp!, befahl Judah seiner Tochter. Ich weiß, dass du wü tend bist, aber du könntest deiner Mom wehtun. Das willst du doch gar nicht, oder?
Der Wind legte sich augenblicklich. Judah fing an, die wahren Kräfte seiner Tochter zu begreifen. Und er verstand auch Mercys Sorge. Unausgebildete Kraft, wie Eve sie besaß, konnte nicht nur für andere gefährlich sein, sondern auch für Eve.
Mit
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