BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01

sollte es ihnen gelingen, zum Auto zu kommen. Sie gingen langsam, machten einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen. Für die wenigen Menschen im Coffeeshop sah es wahrscheinlich wirklich so aus, als wäre er nur betrunken. Gut so. Das war eine bessere Erklärung als die Wahrheit – was auch immer die sein mochte.
    Raintree murmelte etwas Unverständliches.
    „Wie bitte?“
    „Ich habe nicht mit Ihnen geredet.“
    „Natürlich nicht.“
    Noch einige Schritte, und Raintree sprach erneut. „Berühr sie. Das kannst du. Die meisten Geister können die körperliche Welt nicht beeinflussen, aber du bist anders, Lily. Deine Energie ist stärker an die Erde gebunden. Wenn du dich konzentrierst …“
    „Hören Sie schon auf, Raintree. Das ist nicht mehr lustig.“ Hope stolperte, als es sich auf einmal anfühlte, als berühre sie ein Eissplitter an der Wange.
    „Sie hat Sie angefasst.“ Raintree lächelte. „Ihre Wange. Die linke, direkt unter dem Wangenknochen.“
    Hopes Herz stolperte, wie ihre Füße es nur einen Augenblick zuvor getan hatten. Die Kälte berührte ihren Bauch, als ob ein unsichtbarer Finger durch ihre Kleidung dringen würde.
    „Bauch.“ Das einzelne Wort klang ungewöhnlich schwer.
    „Ich weiß nicht, wie Sie das anstellen …“ Die Kälte legte sich über ihre Ohren. Über beide.
    „Ohren“, murmelte Raintree.
    Sie traten unter eine Straßenlaterne. Die Glühbirne explodierte nicht, aber sie flackerte und verlosch dann. „Ich kann die Energie gerade nicht kontrollieren. Wenn ich in ein Krankenhaus gehe, brennen Maschinen durch, die kranken Menschen helfen sollen.“ Er klang, als wäre er betrunken. „Bringen Sie mich nach Hause, Partner. Vertrauen Sie mir.“
    Hope Malory vertraute niemandem, schon lange nicht mehr. Sie hatte insbesondere kein Vertrauen in billige Zaubertricks und unglaubwürdige Erklärungen. Aber nachdem sie Gideon auf den Beifahrersitz des Mustangs gesetzt hatte, fuhr sie nicht ins Krankenhaus. Sie fuhr in Richtung Wrightsville Beach.
    Die Wirkung der Droge ließ langsam nach. Es war kein tödliches Gift gewesen, sonst würde es ihm schlechter statt besser gehen. Gideon würde sich normalerweise wundern, aber er hatte Lily Clarks Leiche gesehen und kannte den Grund verdammt genau. Tabby wollte Zeit mit ihm allein, um ihn zu foltern.
    Gideon zog den Schutzzauber aus seinem Hemd und strich vorsichtig darüber. Hope würde sagen, dass der Zauber überhaupt nichts genutzt hatte, aber er wusste es besser. Tabby hätte ihn erstechen können, statt nur sein Bein zu verletzen. Er könnte jetzt genau so gut einen Finger weniger haben.
    Hope hätte ihm nicht folgen und den Rücken decken können. „Was haben Sie dort gemacht?“ Sie fluchte leise und hielt den Blick auf die Straße gerichtet. „Ich bin nur neugierig“, fügte er hinzu, als sie schwieg.
    „Dieser Mist, dass Sie bis zum Morgen warten wollen und dann mit der Untersuchung weitermachen? Klang nicht sehr glaubwürdig.“
    „Also sind Sie mir gefolgt.“
    „Ja. Irgendwelche Beschwerden?“
    „Im Moment nicht.“
    „Wenn ich Sie reingebracht und versorgt habe, rufe ich einen Arzt“, sagte Hope, als sie auf seine Auffahrt fuhr und mit der Fernbedienung das Garagentor öffnete.
    „Nein.“
    „Verdammt noch mal, Raintree!“
    „Ich brauche keinen Arzt.“
    „Ichhabe die Wunde gesehen. Ich weiß,ich hätte Sie gar nicht erst nach Hause bringen sollen, aber …“
    „Sie haben bereits vergessen, wie es sich angefühlt hat, als sie Sie angefasst hat. Und Sie vergessen, dass ich gesehen habe, wo sie Sie angefasst hat.“
    „Netter Trick, Raintree.“ Sie stieg aus. „Eines Tages müssen Sie mir zeigen, wie Sie das anstellen.“
    „Es ist kein Trick.“ Sie öffnete ihm die Autotür und half ihm beim Aussteigen. Er hasste es, jemanden zu brauchen, aber jetzt gerade … war sie wirklich sein Partner. „Alles Leben hat elektrische Energie. Elektrizität lässt Ihr Herz schlagen und Ihr Gehirn arbeiten, und sie hält Ihren Geist hier fest, wenn Ihr Körper längst tot ist.“
    „Es ist nicht plausibel.“
    „Elektrizität kann auch Muskelkontraktionen hervorrufen, die manchmal angenehme Folgen haben …“
    „Ich habe Sie gewarnt, Raintree.“
    „Gideon.“ Sie betraten die Küche, Hope machte das Licht an. „Wenn Sie mir immer noch nicht glauben, gebe ich Ihnen gerne eine weitere Kostprobe.“
    „Nein!“ Sie zog sich zurück, ließ ihn jedoch nicht los. Gut so. Er war nicht sicher, ob er schon