BACCARA MAGISCHE MOMENTE Band 01
Vielleicht kann ich ihr die Wahrheit sagen.“
Lily nickte und lächelte.
„Sie wird denken, ich sei verrückt“, sagte er.
Lily legte ihm eine Hand auf die Stirn, und er spürte ihre kalte Berührung. Er sah jeden Tag Geister, sprach regelmäßig mit ihnen, aber sie berührten ihn kaum. Und niemals so. „Sei nicht wie ich, Gideon. Halt dich nicht so sehr zurück. Lebe ein gutes Leben, und hinterlass ein großes Loch, wenn es an der Zeit für dich ist, zu gehen. Sag es ihr.“
„Das ist keine gute Idee.“
„Verdammt, Raintree, Sie machen mir eine Heidenangst“, sagte Hope leise. Sie klang sehr besorgt.
Gideon drehte den Kopf, um zu Hope Malory aufzusehen. Er hatte schon so lange niemandem gesagt, wozu er in der Lage war, und das letzte Mal … war nicht sehr gut gelaufen. „Ich wollte Ihnen keinen Schrecken einjagen. Ich habe mich nur mit Lily Clark unterhalten.“
„Raintree, Lily Clark ist tot.“
„Ja, ich weiß.“ Einige neugierige Menschen aus dem Coffeeshop kamen auf sie zu. Er hatte nicht viel Zeit. „Erinnern Sie sich daran, dass ich gesagt habe, ich kann mit toten Menschen reden?“
„Ja.“
„Das war die Wahrheit.“
Raintree litt an Wahnvorstellungen. Hope drückte fester auf seine Wunde. Wahnvorstellungen wegen einer recht harmlosen Stichwunde? Das ergab doch keinen Sinn. „Das ist unmöglich. Ich rufe jetzt einen Krankenwagen …“
„Wir haben keine Zeit. Ich kann diese Woche in kein Krankenhaus.“
Diese Woche? „Raintree …“
„Pass auf.“ Er richtete seinen Blick auf die nächste Straßenlaterne. Genau in dem Augenblick explodierte das Licht in tausend Funken. „Und die nächste“, sagte er leise. Noch eine Laterne explodierte. „Die nächste?“
„Nicht nötig.“ Sie drehte sich den anderen Menschen zu und brachte ein Lächeln zustande.
„Soll ich einen Krankenwagen rufen?“, fragte der stämmige Mann, der ganz vorn ging. Er war keiner der Angestellten, mit denen sie gesprochen hatten.
„Nein, danke. Mein Freund hat etwas zu viel getrunken und ist hingefallen. Ich glaube, er hat sich einen Splitter eingefangen. Wenn sie ein Verbandszeug oder so etwas hätten, versorge ich ihn schnell und bringe ihn nach Hause.“
Es war eine langweilige Erklärung, und die anderen Schaulustigen drehten sich weg. „Klar. Ich habe einen Erste-Hilfe-Kasten mit jeder Menge Verbandszeug.“
„Super.“
„Super“, wiederholte Raintree, als der Mann die Verbände holen gegangen war. „Dann glauben Sie mir?“
„Natürlich nicht.“
„Aber Sie …“
„Ich glaube, dass etwas im Busch ist. Ich habe nur noch nicht genau herausgefunden, was.“
„Ich habe doch gesagt …“ Raintree bewegte den Kopf und sah sich ein leeres Stück Luft an. „Ja, sie ist hübsch, aber sie ist auch so stur, wie man nur sein kann.“
„Reden Sie wieder mit Lily Clarks Geist?“
„Sie meint, Sie sollten etwas aufgeschlossener sein.“
„Oh, tut sie das?“
„Ja.“ Gideon wirkte verwirrt. „Ich habe nicht genug Blut verloren, um mich so schlecht zu fühlen. Sie hat mir etwas ins Gesicht geworfen. Irgendeine Droge. Vielleicht sogar Gift. Das ist nicht gut. Ich muss hier weg.“
„Sie müssen ins Krankenhaus.“
„Nein. Lily sagt, Sie werden sich gut um mich kümmern.“
„Das sieht nicht wie ein Splitter aus.“ Hope sah den Mann aus dem Coffeeshop. Er beäugte sie misstrauisch. „Ein großer Splitter.“ Hope nahm ihm das Verbandszeug ab.
„Sind Sie sicher …“
Hope ließ ihre Dienstmarke aufblitzen, und er hob ergeben die Hände. „Ist ja auch egal. Geht mich nichts an.“
„Ich lasse Ihnen bald einen Ersatz für die Verbände zukommen.“
„Machen Sie sich darüber keine Sorgen.“ Offensichtlich nahm er ihr die Geschichte nicht ab, aber er würde auch keinen Ärger machen. Hope verband Raintree schnell. Er hatte auf jeden Fall Wahnvorstellungen, und er brauchte mehr Pflege, als sie ihm geben konnte. Dass die Straßenlaternen explodierten … Bestimmt hatte er irgendwo technisches Spielzeug versteckt. Vielleicht war es sogar Zufall gewesen. Er hatte gesehen, wie die Lichter geflackert hatten, etwas riskiert und gewonnen. Ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, dass sie Gideon in die Notaufnahme fahren musste.
„Sie glauben mir immer noch nicht.“ Seine Stimme war belegt.
Konnte es sein, dass er wirklich unter Drogen stand? Das konnte nur ein Arzt feststellen, und sie war keiner. „Es tut mir leid, Raintree.“ Sie half ihm auf. Wenn sie ihn stützte,
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