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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
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verschwiegen.
    »Meinen Bruder hat alles sehr viel mehr berührt als mich. Für mich bedeutete die Trennung meiner Eltern: Ich konnte viel Make-up tragen, Miniröcke anziehen und meine Mutter beschimpfen. Ich war meinem Vater nicht böse, dass er gegangen war. Ich habe mir gedacht: Das wird lustig, und ich wusste, er verschwindet ja nicht aus meinem Leben. Er würde immer für mich da sein.«
    So wie ihr großer, introvertierter Bruder, der sich das Gitarrespielen selbst beigebracht hatte und seiner Schwester nun mehr oder weniger geduldig die ersten Akkorde zeigte. Damals, als sie noch gemeinsam in East Finchley unter einem Dach wohnten, Zimmertür an Zimmertür.
     
    Als Kind freute Amy sich natürlich weiterhin über die Zuwendungen, die sie von ihrem Vater erhielt. Wobei es sich nun öfter auch um materielle Dinge handelte, die Mitch seiner Tochter »ans Herz legte«: wie zum Beispiel eine rotweiß lackierte E-Gitarre (Modell »Fender Stratocaster«), ein richtiger Klassiker aus den 1950er Jahren, der bis heute praktisch unverändert gebaut wird.
    Auch als erwachsene Frau ließ sie seine Liebe und seine Besorgnis widerspruchslos zu. Ja, Amy forderte seine väterliche Fürsorge später sogar regelrecht von ihm und ließ ihn an all ihren Höhen und vor allem an den Tiefen teilhaben. Dazu musste sie ihn nicht einmal explizit auffordern. Mitchs schlechtes Gewissen reichte vollkommen aus, um immer für sein Girl da zu sein, in guten wie in schlechten Tagen.

Kapitel III
▶ Estrogenius
    Jugend
     
     
    A ls Amy im Juli 2007 auf ärztlichen Rat hin wegen eines »völligen Erschöpfungszustandes« kurzfristig mehrere Festivaltermine absagte, als sie am 9. August 2007 zusammenbrach und ambulant behandelt werden musste und als sie im Oktober 2007 dann auch noch zusammen mit Blake während ihrer Europa-Tournee im norwegischen Bergen wegen Besitzes von sieben Gramm Marihuana festgenommen wurde (das Paar kam gegen die Zahlung eine Geldbuße frei), war der längst überfällige Zeitpunkt gekommen, an dem man sich nicht mehr nur hinter den Kulissen ernsthafte Sorgen um die Ausnahmekünstlerin machte. Auch die breite Öffentlichkeit begann sich zu fragen, wie es mit Amy und ihrer fatalen Alkohol-und Drogenkarriere weitergehen würde – ob es überhaupt mit ihr weitergehen könnte.
    Einem erfolgreichen Star, der gleichzeitig eine außergewöhnliche Persönlichkeit ist, verzeiht die Szene in der Regel vieles, aber eben doch nicht alles. Auch dann nicht, wenn dieser Star Millionen Alben verkaufte und auf dem Höhepunkt seines Schaffens war. Gleichzeitig fragte man sich, wie ein solch zierliches Persönchen wie Amy ein solches Arbeitspensum überhaupt ohne Drogen absolvieren konnte.

    Amy hatte, zugedröhnt oder betrunken (oder beides zusammen, was nun immer häufiger der Fall war), damit angefangen, ihr positives Image zu beschädigen. Öffentliche Skandale fördern selbstverständlich die Publicity, aber zu diesem Zeitpunkt gab es bereits die ersten Konzertbesucher, die nicht mehr wegen Amys Musik in die Hallen oder Clubs kamen, sondern aus purer Sensationslust. Es begann sich herumzusprechen, dass man auf einem Amy-Winehouse-Gig häufig viel mehr erleben konnte, als gefühlvollen Soul. Würde sie über die Bühne torkeln, ausflippen, ihren Text vergessen oder gar stolpern und sich flachlegen und dabei den Text vergessen?
    Die meisten der kürzeren Festivalauftritte und die enorm wichtigen Fernsehauftritte absolvierte sie hingegen wie eine Eins. Am 12. März 2007 etwa hatte sie in der amerikanischen Late-Night-Show von David Letterman brilliert: Diszipliniert, konzentriert, ausgeruht und ungeheuer sexy hatte sie den Amerikanern mit »Rehab« den Motown-Sound der 1960er Jahre zurückgebracht. Wenn Amy sich zusammenriss und die Maskenbildner und Friseure ganze Arbeit leisteten, konnte sie noch immer perfekt funktionieren.
    Zu diesem Zeitpunkt wurde ihre Wohnung in Jeffrey’s Place in Camden beinahe rund um die Uhr von Fotografen und Kamerateams belagert. Manchmal machte Amy sich einen Spaß daraus, die wartenden Paparazzi mit Tee zu versorgen. Wenn sie dann jedoch im Laufe des Tages oder Abends die Tür ihres Hauses erneut öffnete, um als ganz normale junge Frau nur rasch um die Ecke zum indischen Take-away-Restaurant zu gehen oder auch nur, wenn sie einen Kiosk betrat, um Zeitschriften und Zigaretten zu holen,
musste sie sich ihren Weg regelrecht freikämpfen. Auf dem Videoportal YouTube existieren bis heute zahlreiche

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