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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
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Amys Mutter aufgrund dieses Gespräches, ihre Tochter auf eine andere Schule zu schicken. Ich war nicht glücklich über diesen Entschluss«, so Sylvia Young im Jahr 2007.
    Zum Zeitpunkt des Interviews dürfte es Sylvia Young wohl auch ziemlich peinlich gewesen sein, dass ausgerechnet »ihr« Supertalent – das jetzt als exzentrischer, komplizierter Weltstar die Schlagzeilen dominierte – von ihrem Institut vorzeitig abgegangen war. Dass sie auf ihre (nun ehemalige) Schülerin auch danach noch große Stücke hielt, wurde deutlich, als sie sich beim angesehenen »National Youth Jazz Orchestra« für Amy starkmachte und ihr zu einem Casting verhalf, das – selbstverständlich – erfolgreich verlief.
    Schon bald absolvierte Amy erste, kürzere Auftritte in den Londoner Jazzclubs (mit Bravour) und wurde in dieser
Szene schnell als »Geheimtipp« gehandelt, als äußerst vielversprechendes Nachwuchstalent. Angeblich besuchten sogar damals schon Trendscouts des Pop-Titanen Simon Fuller (der einflussreiche Mann hinter den »Spice Girls« und Erfinder der TV-Casting-Show »Pop Idol«) eines ihrer Konzerte – doch der Kontakt zu Fullers »Brilliant 19«-Management, kam wenig später auf eine andere, unverhoffte Weise zustande.
    Zunächst einmal setzte Amy ihre Ausbildung als Sängerin fort. Sie wohnte noch immer bei ihrer Mutter Janis im Norden Londons, in East Finchley, und hatte sich dazu entschlossen, auf die »BRIT Performing Arts & Technology School« zu gehen. Zunächst hat sie es wahrscheinlich nur ihrer besten Freundin Juliette erzählt, mit der sie nicht nur gemeinsam Musik hörte und dilettantisch Musik machte, sondern inzwischen auch ab und zu »Dope« rauchte (Zigaretten rauchte sie ja sowieso), doch sie war fest entschlossen zu versuchen, ganz in das Musikgeschäft einzusteigen. Wobei es ihr mehr um die »Musik« ging und weniger um das »Geschäft«.
    Sie hatte inzwischen auf den Bühnen der Jazzclubs erlebt, dass die Besucher ihrer Konzerte regelrecht von ihr hingerissen waren. Das hatte ihr angeknackstes Selbstbewusstsein genügend gestärkt und ihr den notwendigen Mut gegeben, sich an der »BRIT« zu bewerben. Sie wurde 1998 aufgenommen.
    Die weiterführende Schule für Darstellende Künste liegt in Selhurst, im Stadtteil Croydon, und damit im Süden der britischen Hauptstadt, was für Amy eine tägliche Fahrt von mindestens zwei Stunden bedeutete. Amy musste aber zum Glück nur in die Bahn in der Station »London
Bridge« einsteigen, in »Selhurst« aussteigen und dann ihren (vorwiegend weiblichen) Altersgenossinnen hinterhergehen, deren »Schuluniform« sich zumeist aus Röhrenjeans in den schrillsten Farben und Motorradjacken aus Leder zusammensetzten; sie trugen darüber hinaus auffallend häufig Frisuren, die an Vogelnester erinnerten. Vom »Beehive«, der extremen Bienenkorbfrisur, den Amy später überkultivieren sollte, waren sie aber noch meilenweit entfernt. Die damals ein bisschen pummelige Amy trug ihre langen schwarzen Haare glatt.
    Diese ganz besondere Schule, die am ehesten mit der »New York High School for the Performing Arts« vergleichbar ist (an der 1980 der berühmte Tanzfilm »Fame« gedreht wurde), hat (bis heute) mehrere entscheidende Vorteile, die für Amy praktisch maßgeschneidert waren.
    Erstens: Die »BRIT« kostete kein Schulgeld, denn sie wurde vom Staat sowie aus Geldern des »BRIT Trust« finanziert, der Körperschaft hinter den »BRIT Awards« (bei denen Amy später reichlich Aufmerksamkeit und einige Preise gewinnen sollte).
    Zweitens: Die Schule wurde zwar von der lokalen Schul-Aufsichtsbehörde kontrolliert, aber sie wurde unabhängig geführt. Was die (besonders für Amy) angenehme Folge hatte, dass sich die »BRIT« den individuellen Persönlichkeiten ihrer Schüler anpasste, anstatt von ihnen Anpassung zu verlangen.
    Drittens: Die »BRIT« bot talentierten jungen Künstlern glänzende Aussichten und hatte eine hervorragende Bilanz. Jahr für Jahr erreichten rund 90 Prozent ihrer Absolventen in ihren Abschlussprüfungen Bestnoten und konnten so relativ beruhigt ihre Karriere starten.

    Dennoch hielt Amy wieder nur ein knappes Jahr auf der »BRIT« durch.
    »Ich hab mich gefragt: Wo sind die Kerle? Was ist hier los?«, erzählte Amy im Jahre 2007 dem »Observer«. »Also hab ich mich abgeschottet und nur Musik gemacht – weil ich die Schule hasste. In jeder Mittagspause, in überhaupt jeder Pause, bin ich in den Musikraum gegangen und habe Gitarre oder Klavier

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