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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
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idealistisch und naiv, aber ich liebte sie.«

Kapitel IV
▶ Frank
    Debüt
     
     
    S imon Fuller, 1960 im englischen Hastings geboren, spricht gerne Klartext, damit große Diskussionen erst gar nicht entstehen. Auf die Frage, wie er seinen Beruf des Pop-Managers definieren würde, antwortet er stets mit den gleichen Worten:
    »Ich mache Stars. Das ist mein Geschäft. Popstars, das sind Marken, die man bis zum Letzten ausreizen muss.«
    So gesehen war es vielleicht keine gute Idee, dass Amy ausgerechnet beim »Brilliant 19«-Management einstieg. Simon Fuller hatte die Firma 1985 gegründet, als sein Freund Paul Hardcastle mit »19« einen Mega-Hit landete, und 1995 hatte er die »Spice Girls« unter Vertrag genommen, die als Gegenstück zu den zahlreichen Boybands konzipiert worden waren. Er trieb die fünf jungen Frauen zu ihrer ersten Hit-Single »Wannabee« und ihrem Debütalbum »Spice« an, das im Oktober 1996 in Europa herauskam. Die ergebnisorientierte Arbeitsweise des Musik- und späteren TV-Produzenten (der u.a. die Castinghow »Pop Idol« erfand, die im deutschen Fernsehen unter dem Titel »Deutschland sucht den Superstar« ausgestrahlt wird, und der zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt zählt) war äußerst umstritten. Einige Stars – darunter Robbie Williams und »Coldplay«-Sänger Chris Martin
– kritisieren bis heute Fullers herzlose Haltung bei der »Markenbildung«.
    Auch Amy sollte im Jahre 2006, als sie »den beiden Nicks« (die im Auftrag Fullers mit ihr arbeiteten) kündigte, kein gutes Haar am Werk des »Brilliant 19«-Management lassen.
    »Ich würde nie ein Teil dieses Systems sein wollen«, ließ sie nach der Trennung verlauten, »ich wäre wahrscheinlich sogar glücklich gewesen, den Rest meines Lebens bloß in einer Coverband zu singen. Aber ich hätte in einer Milliarde Jahre nicht an einer solchen Show teilgenommen, da deine Musikalität nicht von anderen Menschen beurteilt werden sollte. Musik ist etwas, was in dir drinsteckt und was du mit dir selber ausmachst. Und obwohl die Leute, die dort auf der Bühne stehen, tatsächlich ziemlich scheiße sind , kann es ganz schön verletzend sein, dies auch noch gesagt zu bekommen.«
    Mit ihrer Kritik an diesem erfolgsorientierten »Durchlauferhitzer für Pop-Talente« stand Amy nicht alleine da, doch ohne den finanziellen Erfolg, den dieser industriell anmutende Zweig des Musikgeschäfts mit sich brachte, hätte Simon Fuller sich sicherlich nicht den Luxus eines »Hobbys« geleistet, das Amy Winehouse hieß, auch wenn er selbstverständlich Großes mit ihr vorhatte. Denn die Musikfans sehnten sich in jener Zeit nach einer einzigartigen Sängerin mit einer kraftvollen, unverwechselbaren Stimme. Und mit Amy besaß das »Brilliant 19«-Management jetzt einen echten Rohdiamanten, der, anders als so viele »erfolgreiche« Castingshow-Talente im Studio, den (facettenreichen) Ton halten konnte.
    Fuller legte die Betreuung in die bewährten Hände »seiner
beiden Nicks« und hielt sich geflissentlich aus allem raus, was ihn hätte ärgern können. So wurde vor allem Nick Godwyn im Laufe der kommenden Jahre zu so etwas wie einer (zweiten) Vaterfigur für Amy. Er sollte diese unberechenbare Kratzbürste, die sie häufig spielte (oder war), an einer extrem langen Leine lassen. Denn ihm war sehr schnell klar geworden, dass man sie keinesfalls unter Druck setzen durfte, wenn man mit ihr Erfolg haben wollte.
    In den gut drei Jahren ab 1999, in denen Amy eher undiszipliniert an verschiedenen Demobändern arbeitete, um einen Plattenvertrag zu ergattern, wurde sie von ihrem Management daher ganz behutsam (und nur, wenn ihre Anwesenheit zwingend erforderlich war) mit Samthandschuhen gebeten, »doch bitte zu diesem wichtigen Termin zu erscheinen«. Während andere MusikerInnen wahrscheinlich alles für einen Plattenvertrag getan hätten, war Amy nicht bereit, sich zu verbiegen. Stattdessen vergaß sie nicht selten (und mit »lakonischer Gleichgültigkeit«, wie Godwyn meinte) ihre Verabredungen einzuhalten.
    Ab September 2001 nahm Amy ihre Demobänder dann mit dem erfahrenen Toningenieur Gary Noble, genannt »G Major«, in dessen Westlondoner Studio im Stadtteil Kensal Rise auf. Noble, der den Ruf besaß, ein »kreativer« Produzent zu sein, sollte Amy handwerklich zur Seite stehen, ihre Songs »feinjustieren« und mit den richtigen Beats unterlegen, um so die Basis für ein ebenso einzigartiges wie auch alltagstaugliches Gesamtkunstwerk zu

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