Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
gespielt.«
Es lässt sich im Nachhinein nicht klar sagen, warum es für Amy auch auf der »BRIT« schieflief, trotz eines hoffnungsvollen Beginns. Ob Amy selbst das Handtuch warf oder wegen ihrer permanenten Renitenz »gegangen wurde«, könnte vermutlich nur sie allein beantworten. Allerdings behaupten einige ihrer Freunde, Amy hätte sich die »BRIT« eigentlich schenken können, da sie längst fertig war – im positiven Sinne.
Richtig fertig war sie jedoch finanziell. Völlig abgebrannt, mit einem ziemlich dürftigen Schulabschluss in der Tasche, der ihr nur wenige Möglichkeiten bieten würde, irgendwann einen vernünftigen, gut bezahlten Beruf zu ergreifen oder vielleicht doch noch auf die Universität zu gehen. Jetzt brauchte sie erst einmal Geld, auch um sich endgültig von ihrer Mutter abzunabeln.
Als Retterin in der Not trat in dieser vertrackten Situation ihre Freundin Juliette in Aktion, mit der Amy inzwischen ein kleines Appartement teilte. Über ihren Vater verschaffte Juliette ihr einen Job bei »WENN«, einer Nachrichtenagentur für das Showbiz mit Büros in Los Angeles, New York und Berlin. Er, der zu den Gründern von »WENN« gehört, erbarmte sich und stellte Amy als Praktikantin ein.
»Ich wollte Journalistin werden, habe eine Lehre gemacht und dabei ein bisschen was geschrieben«, erklärte Amy in einem Gespräch mit der »Sunday Tribune« im Jahre 2007. Sie verschwieg, dass sie es in der Redaktion nur drei Monate ausgehalten und fortan am Empfangstresen gearbeitet hatte, obwohl ihre Schreibe bei ihren KollegInnen gut angekommen war – und Amy selbst bei einem ihrer Kollegen ganz besonders.
Neun Monate war sie mit dem Journalisten Chris Martin zusammen, der sieben Jahre älter war als sie. Er wurde ihr erster, richtiger »fester Freund«, ihre erste Liebe. Doch nach nur neun Monaten ging diese Beziehung in die Brüche. Für Amy eine gescheiterte, unglückliche Beziehung, die sie immer wieder in Depressionen sinken ließ – über drei Jahre lang, in denen sie langsam, aber »unregelmäßig stetig« an den Songs für ihr Debutalbum »Frank« arbeitete.
Während Amy nun in ihrer Wohngemeinschaft mit Juliette ihr verwundetes Herz zu kurieren versuchte und dabei auch die gesamten seelischen Verletzungen, die aus ihrer Familiengeschichte herrührten, auf Papier brachte (und an den Wochenenden weiterhin regelmäßig mit Mitgliedern des »National Youth Jazz Orchestra« oder dem gesamten Ensemble auftrat, was ihren Lebensunterhalt mehr schlecht als recht sicherte), bekam sie unerwartete Schützenhilfe.
Tyler James, ein hochmusikalischer und nicht minder attraktiver junger Mann aus Canning Town im Süden Londons (der in Barnsley, South Yorkshire geboren war), hatte Amy ein paar Jahre zuvor auf der »Sylvia Young«
kennengelernt und sich mit ihr angefreundet. Sie waren im gleichen Alter, kamen aus ziemlich ähnlichen Familienverhältnissen und teilten ihre Leidenschaft für schwarze Musik aus den 1960ern bis hin zu Hip-Hop.
Tyler war in einem reinen Frauenhaushalt aufgewachsen, nachdem sein Vater die Familie früh verlassen hatte. Auch bei ihm dudelte zuhause ständig Musik: Seine Mutter hörte den ganzen Tag Motown-Größen wie die Supremes oder Marvin Gaye und nur zur Abwechslung ein bisschen Bob Marley. Seine ältere Schwester steuerte TLC und Erykah Badu bei.
Tyler war aber nicht nur Amys Klassenkamerad auf der »Sylvia Young« gewesen, sondern auch der junge Mann im Bademantel, den Janis Winehouse häufig als Ersten erblickt hatte, wenn sie nach der Arbeit abends nach Hause gekommen war und vermuten musste, dass Amy wieder einmal die Schule geschwänzt hatte.
Tyler wurde von Amy wie von einer fürsorglichen Gattin umsorgt, bekocht und durfte natürlich auch manchmal mit ihr schlafen. Ihre damalige Beziehung beschrieb Amy später lediglich als »mates, who shag« – als »Kumpel, die ab und an was miteinander haben«.
Amys Großmutter Cynthia hatte gegen die Teenagerfreundschaft nichts einzuwenden.
»Meine Oma meinte, er sehe aus wie Leonardo DiCaprio, aber er wäre viel schöner«, sagte Amy.
Viele Jahre später, als die beiden »mates« ein vielbeachtetes Duett zusammen aufgenommen hatten (»Best for Me« war ein Projekt, mit dem Amy ihrem alten Freund im Jahre 2008 unter die Arme griff, denn Tyler James war schon 2005 von Island Records ausgemustert worden,
obwohl er längere Zeit als »Großbritanniens Antwort auf Justin Timberlake« gehypt worden war), Amys Beziehung mit
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