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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Schuller
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schaffen.
    So wie die Leute von »Brilliant 19« machte auch Noble
des Öfteren Bekanntschaft mit der Unmöglichkeit, Amy zu domestizieren. Während er mit ihr arbeitete, stellte er fest, dass jegliche Form von Druck oder Härte sich sofort kontraproduktiv auswirkte. Er musste sich daher zunächst daran gewöhnen, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Denn nur dann geschah das Wunder: Amy marschierte ins Studio, ging schnurstracks zum Mikrofon, schaltete es an und nahm innerhalb von wenigen Minuten einen Song auf.
    Dem Musikjournalisten Nick Johnstone erzählte Noble, wie beispielsweise der Song »Alcoholic Logic« entstanden war (der allerdings auf keinem Album erscheinen sollte):
    »Einer von vier Tracks, die wir neu produziert hatten, hieß ›Alcoholic Logic‹. Am Wochenende war sie in Southhampton gewesen. Ich hatte währenddessen den Beat gemacht und spielte ihn Amy am Telefon vor, während sie noch im Zug nach London saß. Als sie im Studio ankam, haben wir dann innerhalb von 20 oder 30 Minuten das Ganze aufgenommen. Sie hat den Song zum Track im Zug geschrieben – im Grunde hatte sie nur aufgeschrieben, was sie am Wochenende gemacht hatte …«
    Parallel zu ihrer Studioarbeit absolvierte Amy in dieser Zeit mehrere Konzerte in kleineren Londoner Clubs wie dem »Dublin Castle« in Camden, ohne Band, nur mit einer Gitarre im »Singer-Songwriter-Stil«. Das alles gehört zum Brot-und-Butter-Geschäft eines Künstlermanagements: Es wirft Köder für die Plattenfirmen aus.
    Amy war genial, aber eben auch nicht leicht zu »handhaben«. Doch die Nervenkostüme »der beiden Nicks« schienen aus Stahl zu sein. Nur ein einziges Mal platzte Nick Shymansky der Kragen, als »Brilliant 19« Anfang des
Jahres 2002 auffällig unauffällig mehrere Demobänder an den richtigen Stellen platziert hatte und der Kontakt zum Island-Records-Label sich vielversprechend entwickelte.
    »Die Gerüchteküche«, schrieb Nick Godwyn später, »war jedenfalls ganz schön am Brodeln, soweit es Amy betraf. Virgin Records bissen als Erste an und wir verabredeten einen Termin mit dem Marketing-Direktor. Doch wir warteten eine geschlagene Stunde auf Amy, bevor ich sie endlich erreichen konnte. Sie hatte sich verlaufen und war einfach wieder nach Hause gegangen. Also vereinbarten wir einen neuen Termin. Diesmal ging mein Partner Nick Shymansky los, um sie abzuholen. Erst eine Minute vor Beginn des Treffens kamen sie an, beide von Kopf bis Fuß total eingesaut. Sie standen vor uns und klopften sich den Dreck ab. ›Nick, was zur Hölle ist hier los!?‹, fragte ich, und er sagte, sie wäre komplett ausgerastet und er hätte sie deshalb in einen Mülleimer gestopft und erst wieder rausgelassen, als sie sich beruhigt hatte. Ich dachte nur: ›Super, wir sind gerade im Begriff, das Büro des MD von Virgin Records zu betreten, um über ein sehr wichtiges Projekt zu verhandeln, und du hast sie in einen Mülleimer gesteckt?‹«
    Der Deal mit Virgin Records platzte, sodass es am 22. Dezember 2002 zu einem Treffen mit den Bossen der Universal Music Group kam, dem damals größten Musikunternehmen der Welt. (Heute firmiert Universal unter dem Dach des französischen Vivendi-Konzerns.) Auf dem Tisch lag ein unterschriftsreifer Plattenvertrag mit einem der zahlreichen Labels des Unternehmens: Island Records.
    Das Treffen mit Lucian Grainge von Universal und Darcus Beese von Island Records wurde im Büro des Labels
in der High Kensington Street arrangiert. Es war ein gemütliches Stadthaus, klein und übersichtlich, und es gab ein Tonstudio, sodass Amy dort umherstreifen konnte, falls sie sich langweilen würde. »Die beiden Nicks« hatten offenbar an alles gedacht und rechneten damit, dass die Stimmung dementsprechend entspannt und positiv sein würde. Allerdings hatten sie die geistige Abwesenheit nicht einkalkuliert, von der Amy manchmal befallen wurde.
    »Das Treffen war für die Mittagszeit angesetzt«, erinnerte sich Godwyn, »und wir hatten ihr ein Taxi geschickt. Doch wir mussten warten, sie war schon wieder eine halbe Stunde zu spät und irgendwann rief sie an und sagte: ›Ich bin da. Ich bin hier, bei der Publishing-Firma!‹ Aber wir hatten den Vertrag über ihre Musikrechte bei EMI bereits drei Monate zuvor unterschrieben.«
    So musste Godwyn seiner jungen Künstlerin erst einmal erklären, dass es an diesem Tag um einen Plattenvertrag ging und um verschiedene Firmen in einem Konzern.
    »Aber so war Amy nun mal«, so Godwyn, »und ich habe sie

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