Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
umgeben von einem schier undurchdringlichen Kreis aufdringlicher Fotografen und Journalisten, die erst nach endlos scheinenden Minuten eine Lücke freigaben, durch die sie dann hindurchschlüpfen konnte – um sich sofort im nächstbesten Geschäft in Sicherheit zu bringen.
Die Fragen, die sich angesichts dieser Szenen aufdrängen, lauten: Wo war ihr Vater Mitch, der sich unablässig in der Presse darüber ausließ, wie groß seine Sorgen wären, die er sich um Amy machen würde? Und wo war Amys Management, das inzwischen mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen konnte, dass Amy bei den anstehenden Grammy Awards im Februar 2008 in Los Angeles mächtig abräumen würde. Island Records hätte eigentlich klar sein müssen, dass Amy in ihrem Zustand keine gute Figur auf einem roten Teppich machen würde.
Oder hatte Amy alle gut gemeinten Hilfsangebote wieder einmal stur »in den Wind geschlagen«; übrigens einer der wenigen »persönlichen Fehler«, die sie selbst in einem ihrer seltenen, längeren Interviews (mit dem »Rolling Stone«) eingeräumt hatte.
Doch auf einmal schneite von unerwarteter Seite ein
freundliches Hilfsangebot herein: Bryan Adams, der international erfolgreiche kanadische Rockstar und angesehene Fotograf, hatte bei Island Records durchblicken lassen (er selbst war beim Mutterhaus Universal unter Vertrag), dass er es für eine gute Idee hielte, Amy einen Tapetenwechsel zu gönnen und gemeinsam mit ihr und anderen netten, coolen Leuten aus der Musik- und Modeszene Weihnachten und Silvester zu verbringen – unter der karibischen Sonne von Mustique.
Dort besaß Bryan Adams eine der 89 Villen, die sich über die knapp sechs Quadratkilometer kleine Insel im Karibischen Meer verteilen, die zur Gruppe der Grenadinen gehört. Mustique, von nur 500 Einwohnern besiedelt, befindet sich im Besitz der »Mustique Company«, die dort zwei Hotels unterhält. Das Eiland, das über einen eigenen Flugplatz und einen Inselarzt verfügt, ermöglicht der gestressten, fast ausschließlich britischen, prominenten Klientel ein luxuriöses Leben in Ruhe und Abgeschiedenheit.
Bryan Adams meinte, Robbie Williams und Mick Jagger würden mit Sicherheit da sein, vielleicht auch Tommy Hilfiger und Liz Hurley. Er hätte zwar schon ein paar Freunde in sein Haus eingeladen, aber er hätte noch Gästezimmer frei – und überdies hielte er es sogar für überlebenswichtig , dass Amy, deren Musik er sehr schätzte, mal ein paar gesündere Tage verleben könnte. Darüber hinaus könnte er mit ihr am Strand ein Fotoshooting organisieren; die Bilder könnte man exklusiv einer Zeitung oder einem Magazin anbieten und auf diese Weise vielleicht auch dazu beitragen, Amys Image wieder aufzupolieren.
Das hörte sich nach einem sehr guten und noblen Vorschlag
an. Vielleicht könnte Adams, der Drogen, Alkohol und Zigaretten strikt ablehnt (und darüber hinaus überzeugter Veganer ist), Amy sogar davon überzeugen, ihre selbstzerstörerische Lebensführung einmal gründlich zu überdenken.
Amy erfuhr als Letzte von dieser großzügigen Einladung, und vermutlich dürfte es sie ziemlich überrascht haben, dass sie offenbar mehr Freunde besaß, als sie vermutet hatte – berühmte und erfolgreiche Kollegen und Freunde, die sich wirklich Sorgen um sie machten. Sie nahm die Einladung an – erstaunlicherweise ohne lange Widerrede. Weihnachten spielte im jüdischen Glauben sowieso keine besondere Rolle. Ihre Eltern würden sicherlich froh sein (und ebenfalls einmal durchatmen können) und das Management auch …
Allerdings hatte Amy darum gebeten, nicht alleine in die Karibik fliegen zu müssen und vorgeschlagen, dass Alex Foden sie doch begleiten könnte. Schließlich wäre er ihr Stylist, was für ein Fotoshooting sicherlich von Vorteil wäre.
»Aber Amys Management wollte nicht, dass ich sie begleite, weil es befürchtete, dass wir zusammen auf Drogensuche gehen würden«, erzählte Foden, der zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits eine Entzugstherapie begonnen hatte, die ihm Amy finanzierte. (Diese Therapie sollte übrigens erfolgreich sein.)
Die Plattenfirma fragte stattdessen bei Amys altem Schulfreund Tyler James an, ob der nicht Zeit und Lust hätte, ein paar Tage auf lau in der Karibik zu verbringen – als Aufpasser. Auch Bryan Adams erklärte sich einverstanden, und sein Haus bot genügend Platz. James war
zwar als Musiker nicht mehr so gefragt (Island Records hatte ihn so gut wie fallengelassen), aber für Tyler würde sich auf
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