Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
diese Weise eine Chance bieten, wichtige Kontakte zu knüpfen, um vielleicht wieder ins Geschäft zu kommen. Außerdem war er ihr Freund. Amy hatte nichts dagegen einzuwenden.
In der Nacht vor dem Abflug überraschte Alex Foden seine Mitbewohnerin dabei, wie sie in der Küche Heroin im Wert von rund 2000 Pfund in sieben gleiche Häufchen teilte und das Rauschgift dann in sieben Plastiktütchen füllte, die sie sorgfältig verknotete und hinunterschluckte. Foden herrschte sie erschrocken an: ob sie wahnsinnig sei, ob sie nicht wisse, dass sie mit Sicherheit draufgehen würde, wenn eines dieser Heroinpäckchen in ihrem Verdauungstrakt platzen oder reißen würde?
»Doch zu diesem Zeitpunkt war Amy so abhängig von Drogen, dass es ihr egal war«, sagte Foden rückblickend. »Am zweiten Weihnachtsfeiertag rief sie mich dann an. Sie jammerte, dass es nirgendwo was zu trinken gäbe im Haus. Bloß Karotten- und Rote-Beetesaft im Kühlschrank, und nur veganes Essen. Sie war sauer und jaulte in den Hörer: ›Es gibt auf dieser verfickten Insel nur einen Laden, in dem man einen anständigen Burger bekommt.‹«
Alex Foden war jedoch erleichtert, dass Amy den lebensgefährlichen Flug mit rund 20 Gramm Heroin im Bauch heil überstanden hatte.
Tatsächlich hatte sich in der Villa jedoch bereits ein fürchterliches Drama abgespielt, das eine Freundin von Adams miterlebte, die bei seinen Fotoshootings für ihn als Stylistin arbeitete:
»Kurz nach ihrer Ankunft verschwand Amy, kreidebleich
und schwitzend, im Badezimmer«, erzählt sie, »und um ehrlich zu sein: Sie kam die nächsten drei Tage kaum von der Toilette herunter. Es war entsetzlich, mitansehen und mitanhören zu müssen, wie sehr sie unter dem kalten Entzug litt und gleichzeitig versuchte, den Stoff loszuwerden, den sie in ihrem Körper eingeschmuggelt hatte. Denn dafür fehlte ihr als Bulimikerin schlichtweg die Substanz. Das kriegten wir allerdings erst später raus, als sie es dann irgendwann endlich geschafft hatte und plötzlich wie ausgewechselt schien.«
»Das nächste Problem war das Essen. Bryan ist ja Veganer, und da ist er ganz strikt. Sosehr Amy ihn auch anflehte, sich ein Steak braten zu dürfen – er blieb hart und offerierte ihr stattdessen frisches Gemüse und Salat, was ja auch sinnvoll war. Schließlich aber konnte niemand mehr im Haus ihr Gejammer ertragen, und so machte sie sich schließlich in einer Extrapfanne – ein Kompromiss – als Allererstes ein halbes Dutzend Spiegeleier, die sie dann hastig hinunterschlang, um sie jedoch nur Minuten später auf der Toilette wieder zu erbrechen.«
Daraufhin wäre Amy dann mit Tyler zu einer Expedition aufgebrochen, die mit der erfolgreichen Entdeckung des Hotelrestaurants endete, wo sie mit großem Appetit, aber nicht mehr so hastig, einen großen Cheeseburger verspeist hätte.
Auch sonst sorgte Amy auf der Insel für Gesprächsstoff. Um ihr etwas zu bieten, löste Adams sein Versprechen ein und fotografierte Amy am Strand von Mustique. Die Modeaufnahmen dauerten – mit Unterbrechungen – knapp drei Tage und schienen Amy Spaß zu machen. Darüber
hinaus hatte sie in der hauseigenen Bibliothek ein Buch entdeckt, das sie von der ersten Seite an faszinierte: Nabokovs berühmten Roman »Lolita«.
»Nach dem Shooting legte Amy sich an den Strand und las. Sie gab das Buch zwei Tage lang praktisch nicht mehr aus der Hand«, erzählt die Stylistin. »Nur einmal, als Liz Hurley vorbeikam, um ihr einfach ›Guten Tag‹ zu sagen. Amy fühlte sich irgendwie gestört und raunzte sie an. Sie sagte wohl so etwas wie »fuck off‹ zu ihr. Liz war darüber natürlich nicht gerade entzückt. Sie entschied sich, rasch das Weite zu suchen, und Amy pfefferte ihr das Buch hinterher. Aber sie redete nur noch über ›Lolita‹.«
Es war erstaunlich, wie schnell Amy sich erholt hatte. Dass dies vor allem an ihrem heimlichen Heroinkonsum lag, fiel noch immer nicht auf.
»Am Silvesterabend gab Mick Jagger in seinem Haus eine Dinnerparty, ein gesetztes Essen für etwa 100 Gäste. Amy war natürlich auch eingeladen, und sie hatte sich so weit stabilisiert, dass wir sie hätten mitnehmen können, aber sie weigerte sich mitzukommen. Zunächst dachte ich, sie hätte vielleicht Schiss, weil alle bloß über ihr Problem reden würde, aber sie wollte lieber alleine Silvester feiern und sich ganz in Ruhe zudröhnen. Während sie also in Bryans Haus ihre letzten Reste Heroin rauchte, beschäftigte sich die ganze Gesellschaft
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