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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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erster Kater.“
    Gabriel nickte. „Ich erinnere mich durchaus.“
    „Also ist es wahr. Du hast mich betrunken gemacht, um mir an die Wäsche zu gehen.“ Es sollte wie ein Scherz klingen, dennoch warf Christian Gabriel einen unsicheren Blick zu.
    „Wäre das so schlimm?“, fragte der und hob die Augenbrauen. „Du erinnerst dich – keine Verpflichtungen, nur Spaß.“ Er lächelte, doch seine Augen blieben ernst. „Außerdem habe ich dich nicht gezwungen, jeden von Corinnas Likören zu probieren.“
    Christian rieb sich die Stirn. „Erinnere mich nicht. Was geben die da hinein? Und hättest du mich nicht warnen können?“
    Gabriel lachte. „Nein, du hast dich so gut amüsiert. Ich wollte das nicht kaputtmachen.“ Die Ernsthaftigkeit kehrte in seinen Blick zurück. „Ist noch nicht oft vorgekommen, dass ich dich so entspannt sehe.“
    „Benebelt, meinst du“, murrte Christian und schwang seine Beine aus dem Bett, blieb einen Moment auf der Kante sitzen, bis sich der Schwindel beruhigte. „Auf jeden Fall hast du witzige Freunde.“ Ein Gedanke drängte sich aus dem Nebel. „Was hat Arnold zu dir gesagt?“
    Gabriel sah ihn fragend an. „Arnold redet praktisch ununterbrochen. Was meinst du genau?“
    Christian schwenkte seine Hand Richtung Tür. „Beim Abschied. Er tat so verschwörerisch.“
    „Ach das.“ Tatsächlich erkannte Christian eine sich vertiefende Röte in Gabriels Wangen. „Er empfahl mir, dich so gründlich wie möglich zu vernaschen, weil eine solche Gelegenheit nicht so bald wiederkäme.“ Gabriel zuckte mit den Schultern. „Du siehst, es war nicht meine Idee.“
    Er drehte sich um, sah jedoch über die Schulter zurück. „Das ändert doch nichts zwischen uns.“
    Christian blinzelte, schüttelte rasch den Kopf. Gabriels Aufatmen entging ihm nicht, ließ jedoch sein Herz ein Stück tiefer rutschen.
    „Natürlich nicht“, flüsterte er, als Gabriel längst aus der Tür war und verstummte zerknirscht. Wohin er auch sah, einen Wegweiser entdeckte er nicht. Dennoch reizte ihn eine diabolische Versuchung, Gabriel die Gefühle zu offenbaren, die er sich selbst nicht wissentlich eingestehen wollte. Aber mehr noch als dessen Verwunderung – und manchmal glaubte er, das erstaunte, Fassungslosigkeit ausstrahlende Gesicht bereits vor sich zu sehen – fürchtete Christian die prompte Ablehnung. Das Risiko überwog, dass Gabriel auf dem Absatz kehrt machte und sich nie wieder in der Nähe des Zentrums sehen ließ. Geschweige denn auch nur ein weiteres Wort mit ihm wechselte. Und wenn, dann nur, um ihm vorzuwerfen, dass er ihre Vereinbarung ignorierte. Dass er das Ungezwungene und Zufällige in ihrer Bekanntschaft zerstörte. Dass er niemanden brauchen konnte, der sich an ihn heranmachte, obwohl er sehr genau wusste, wie weit er unter jemandem wie Gabriel stand. Christian aus dem Weg zu gehen, sollte ihm nach einer Abfuhr nicht schwerfallen. Die Stadt war groß genug.
    Christian stützte den Kopf in die Hände, bekämpfte die aufsteigende Übelkeit. Nein, es gab keinen anderen Weg. Er musste die Tatsachen akzeptieren. Was war falsch daran, einfach befreundet zu bleiben? Und woher stammte dieses unsinnige, fremde Bedürfnis, sich nach mehr zu sehnen?
    Eine vage Erinnerung tauchte auf, flüsterte ihm ein, dass das Problem in ihm selbst begraben lag, dass er nicht aufhören konnte, sich selbst zu bestrafen. Mehr steckte nicht dahinter. Er fühlte sich wohl damit, unglücklich zu sein. Ob er nun von vornherein aufgab oder mit einer geradezu zwanghaften Verbissenheit nach dem Unerreichbaren suchte, lief auf dasselbe Ergebnis hinaus. Letztere leistete ihm zumindest im Zentrum gute Dienste. Hätte er nicht so verbissen um dessen Erhalt gekämpft, wäre Felix längst über alle Berge, und er mit einer anderen, unlösbaren Aufgabe beschäftigt. Natürlich hätte er auch jederzeit aufgeben, sich und anderen seine Niederlage eingestehen und sein trauriges Leben auf dem Grunde eines Sees beenden können. Aber Christian kannte sich gut genug, um zu wissen, dass dem unvermeidlich letzten Schritt ein Abstieg durch Alkohol und Drogen vorausginge. Dass ihm eine derartige Zukunft des Öfteren prophezeit worden war, daran konnte er sich nur zu gut erinnern.
    Christian rieb seine Schläfen, presste die Augenlider zusammen, als Gabriels Stimme ihn aufschreckte.
    „Kaffee hier drüben!“ Wie konnte Gabriel nur derart gut gelaunt erscheinen?
    Selbstverständlich strahlte der ihm entgegen, als er in den Raum

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