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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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schwankte, sein zerknittertes Hemd und die nicht minder zerknitterte Hose vervollständigten den Eindruck, den sein bleiches Gesicht und die Stoppel im Gesicht vermittelten. Auch wenn Christian sich nicht länger als unbedingt notwendig im Badezimmerspiegel betrachtet hatte, stellte er sich doch vor, dass Gabriels Vorstellung eines Liebhabers am Morgen mehr beinhaltete als die Erscheinung, die er abgab. Er wirkte mehr tot als lebendig.
    Gabriel reichte ihm einen Becher und Christians Dank glich eher einem Grunzen. Seufzend ließ er sich auf einen der Sessel fallen. Zu allem Überfluss sah es auch noch so aus, als habe Gabriel bereits aufgeräumt. Das Shirt, das er nun trug, war zudem alles andere als verknittert, sondern schmiegte sich perfekt an seinen Oberkörper.
    Christian nippte an seinem Kaffee und registrierte dankbar, dass seine Lebensgeister langsam erwachten.
    „Und?“ Gabriel sah ihn neugierig an. Möglich, dass auch ein wenig Besorgnis in seinem Blick lag, dem Christian rasch auswich.
    „Ich denke, dass ich mein Alkoholpensum für das kommende Jahr weit überschritten habe“, murmelte er, und Gabriel lachte und beugte sich vor, um einen Teller mit sauren Gurken auf Christians Seite des Tisches zu schieben.
    „Tut mir leid“, sagte er, und als Christian seinen Blick hob, wirkte er fast verlegen. „Ich hätte besser achtgeben sollen. Der Stoff der Mädchen benötigt wirklich einen Waffenschein.“
    Christian verzog den Mund am Rand seiner Tasse, bevor er darüber hinweg pustete. „Eigentlich bin ich erwachsen. Und eigentlich kann ich mit dem Zeug umgehen.“ Er schüttelte den Kopf. „Nur gut, dass mich weder Felix noch andere, die mich aus dem Zentrum kennen, gesehen haben.“ Er schauderte leicht. „Maßhalten zu predigen, könnte danach nicht mehr so überzeugend rüberkommen.“
    Gabriel legte den Kopf schief und Christian beobachtete die Strähne, die seine Schulter streifte. „Mach dir keine Gedanken. Du hast dich in keinem Moment anders verhalten, als von einem verantwortungsvollen Vorbild zu erwarten wäre.“
    „Wirklich.“ Christians Entgegnung klang ungläubig.
    „Sicher.“ Gabriel nickte überzeugt. „Nirgendwo steht geschrieben, dass ein Vorbild keinen heißen, verantwortungsvollen Sex haben kann.“
    Christian verschluckte sich, stellte den Becher ab, und schlug scherzhaft nach Gabriel. „Am besten hängen wir eine Notiz an die Pinnwand.“
    „Sicher.“ Gabriel nickte erneut. „Glaub nicht, dass die Kids keine Fragen stellen, oder sich ihre Gedanken machen.“
    „Ich weiß.“ Christian stöhnte, und Gabriels Augen weiteten sich.
    „Im Ernst?“
    Christian nickte und verzog die Lippen zu seinem schiefen Lächeln. „Wenn ich die Frauen nicht längst aufgegeben hätte, dann spätestens, nachdem mir das vierte Mädchen unter einem fadenscheinigen Vorwand und in noch fadenscheinigeren Klamotten aufgelauert hat.“
    Gabriel lachte, klang jedoch nachdenklich, als er fragte: „Also ist es wirklich dein Ernst mit dem Seitenwechsel? Kaum zu glauben nach all den Mädchen, mit denen du dich damals hast sehen lassen.“
    Christian zog die Nase kraus. „Alle Vorurteile, was das Kompensieren angeht, dürften auf mich zutreffen. Außerdem machten sie es mir leicht – wollten provozieren. Und ich schätze, genau das wollte ich auch.“
    Er seufzte. „Ist ohnehin lange vorbei. Und was ist mit dir? Du hattest doch deine Schwärmereien, die sich verdammt endgültig angehört haben, nach Vorort und Kindern.“
    Gabriel strich sein Haar zurück. „Ich bediene das andere Vorurteil – die anbeten, die man nicht bekommen kann, um davon abzulenken, dass man sie nicht wirklich bekommen will.“
    Christian schüttelte den Kopf. „In uns haben sich wohl zwei gefunden.“
    Gabriel nickte, lehnte sich auf der Couch zurück und legte die Arme über die Lehne. Sein Lächeln enthielt ein verhaltenes Strahlen, das sich über sein Gesicht ausbreitete, Christian ansteckte. Für einen Moment sahen sie sich nur an, teilten Einverständnis, bevor Christian den Blick senkte und das Lächeln aus seinem Gesicht wich.
    „Sind wir okay?“, fragte Gabriel plötzlich und Christian blinzelte.
    „Natürlich“, sagte er um den Kloß in seinem Hals herum. „Keine Schwierigkeiten, keine Erwartungen oder …“
    „Freunde?“, fiel ihm Gabriel ins Wort und Christian nickte.
    „Immer.“ Der Kloß verschwand und Wärme breitete sich in ihm aus. Freunde – das war gut, es war richtig. Mehr zu wollen wäre

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