back to past - zurueck zu dir
unbedacht, gefährlich, das Risiko nicht wert, Gabriel zu verlieren.
*
Wenig veränderte sich, nachdem Christian bei Gabriel die Nacht verbracht hatte, doch eine Sache war neu. Nun fühlte er sich frei genug, um ihn zu sich einzuladen, sei es auch nur aus Fairness. Wenigstens wollte er glauben, dass er keine andere Absicht vermittelte.
Wenn Gabriel sich über seine Adresse wunderte, dann zeigte er es nicht. Doch als er vor dem Haus auftauchte und Christian ihn außerhalb des Gartens stehen sah, beobachtete, wie Gabriels Blick über den Zaun wanderte, über die Beete und sorgfältig geschnittenen Bäume, über den erst kürzlich erfolgten Anstrich und die blank geputzten Fenster, bemerkte er die Überraschung in seinen Augen. Ebenso wie den geöffneten Mund, der sich rasch wieder schloss.
Christian trat aus dem Haus, wischte sich die Hände an dem Küchenhandtuch ab, das von seinem Gürtel hing, und winkte Gabriel herein. Der schob nach kaum merklichem Zögern das Gartentor auf und folgte dem mit hellen Kieselsteinen ausgestreuten Weg, bis er an den zwei Stufen ankam, die ihn ins Innere des Gebäudes führten. Als er die Küche betrat, reichte Christian ihm ein Glas mit rotem Inhalt und einer Orangenscheibe am Rand. Neugierig schnupperte Gabriel daran. „Was ist das?“
Christian lächelte. „Orangensaft und Grenadine. Süß.“
Gabriel ergriff die Frucht und biss hinein. „Genau, was ich brauche“, murmelte er in sich hinein.
Christian wandte sich wieder dem Schneidebrett zu, zerteilte geschickt eine Tomate, bevor er sie zu den anderen in eine Salatschüssel gab und mit den restlichen Zutaten durchmischte.
„Harter Tag?“, fragte er, und Gabriel rollte mit den Augen. „Stell dir fünf Arnolds am Stück vor, einer weniger einsichtig als der andere.“
Christian warf ihm einen übertrieben mitleidigen Blick zu, und Gabriel lachte, bevor seine Hand eine umfassende Bewegung vollführte, die sowohl die Mahlzeit als auch das Haus mit einschloss.
„Ich bin beeindruckt“, stellte er fest.
„Von meinen Kochkünsten?“, fragte Christian amüsiert und öffnete den Ofen, um den darin brutzelnden Auflauf herauszunehmen. „Du hast noch gar nicht probiert.“
Gabriel beobachtete, wie Christian die Topflappen in den Händen drehte, bevor er nach seinem eigenen Glas griff.
„Von deinen Kochkünsten und von dem Haus“, meinte er. „Mir war klar, dass du das Haus deiner Familie übernommen hast, aber das hier ist umwerfend.“
Er betrachtete die Fensterbank, auf der sich Töpfe mit Kräutern reihten. „Hast du es abgerissen und neu aufgebaut?“
Christian lachte. „Nur renoviert. Und frag mich nicht, wie viele Jahre ich daran gearbeitet habe.“ Seinen Stolz zu verbergen versuchte er nicht. Er wurde zum ersten Mal, seitdem er hier wohnte, von dem Gefühl belohnt, dass das Ergebnis seine zahlreichen geopferten Nächte, Abende und Wochenenden wert war. Dass es sich nicht nur um eine Beschäftigungstherapie gehandelt hatte, die ihn von zu vielen und zu unangenehmen Gedanken abhielt. Auch wenn jede Tätigkeit sinnvoll war, sofern sie ihn daran hinderte, in alte Gewohnheiten zurückzufallen.
„Der Garten ist unglaublich“, äußerte Gabriel nun. „In tausend Jahren hätte ich dich nie für einen Gärtner gehalten.“
Unbehaglich zuckte Christian mit den Schultern. „Es entspannt. Und irgendwann setzt eine Art Besessenheit ein. Dann stören die herumliegenden Blätter, das wuchernde Unkraut. Und über kurz oder lang hat man sich eine Gartenschere angeschafft, eine Schaufel, Gießkannen. Der Weg ins Gartencenter und die ersten besorgten Blumenzwiebeln besiegeln dein Schicksal.“
Gabriel hob abwehrend beide Hände. „Ich bin nicht sicher, ob das etwas für mich ist. Seit meiner Kindheit habe ich in keinem Haus mit Garten mehr gelebt. Balkone sind das Höchste der Gefühle.“
„Das kann sich jederzeit ändern“, rutschte es Christian heraus. Doch als er sah, wie Gabriel hastig den Blick abwandte, presste er die Lippen zusammen und griff nach der Salatschüssel. Er räusperte sich.
„Ich habe im Wohnzimmer gedeckt. Du kannst es nicht übersehen.“
Gabriel nahm ihre Gläser und für einen Augenblick herrschte Schweigen.
„Hör mal“, brachte Christian hervor, „ich wollte keinesfalls andeuten …“
„Natürlich nicht“, fiel ihm Gabriel ins Wort. „Ich verstehe, was du meinst. Aber – ich bin eher der Typ für eine Wohnung, weniger Arbeit, mehr Freiheit, nette Nachbarn.“
Christian
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