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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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Wahrscheinlich träumte er das alles. Nur sein Hals, der sich geschwollen und empfindlich anfühlte, hielt ihn in der Wirklichkeit. Doch jede Regung, jedes unfreiwillige Zucken verstärkte den Schmerz, der durch seine Adern pulsierte und für den keine körperliche Ursache existierte. Er blieb starr, gelähmt, unfähig seinen nächsten Schritt zu planen oder gar auszuführen. Der Polizist stieg aus und sprach mit einem Pfleger. Der bemerkte Gabriels Blick und wandte sich kurz den wenigen Notizen zu, die der Beamte ihm übergab.
    „Ihrem Freund geht es gut“, erwähnte er, als er näherkam und die Worte drangen durch das gleichförmige Rauschen, das Gabriel umgab. Sein Kopf hob sich ruckartig. Er begegnete einem breiten Lächeln. „Nichts Lebensgefährliches“, versicherte der Pfleger. „Die Blutungen wurden bereits gestillt, die Wunden werden genäht. Ein paar gebrochene Rippen brauchen Zeit, aber ansonsten ist er bald wie neu.“
    Gabriel sah ihn verständnislos an, doch langsam begann es, um seinen Mund zu zucken. „Ist das wahr?“
    „Aber sicher.“ Der Mann nickte, winkte Gabriel und führte ihn unter der Überdachung vom Parkplatz weiter in das Krankenhaus. „Jetzt werden wir zusehen, wie wir Sie zusammenflicken können.“
    Gabriel räusperte sich. „Mir geht es gut“, wehrte er ab.
    „Natürlich“, bemerkte der Mann, „Aber je eher Sie uns unseren Job machen lassen, desto schneller können Sie sich selbst davon überzeugen, dass gut für Ihren Freund gesorgt wird.“
    Es brannte ein wenig, als die oberflächlichen Wunden gereinigt wurden. Gabriels Erschöpfung nahm zu. Er fragte nach dem Mittel, das ihm gespritzt worden war, doch seine Konzentration verflüchtigte sich bereits während der Antwort. Ebenso wenig bekam er den Rat mit, der ihm erteilt wurde, registrierte kaum, dass er nach Kontakten gefragt wurde, nach der Erlaubnis in seiner Brieftasche nachzusehen. Wie in einer Endlosschleife kreisten seine Gedanken immer wieder und ausschließlich um Christian. Ebenso wie seine Worte, von denen er kein Einziges registrierte, die nur als stetes Murmeln im Hintergrund plätscherten.
    Fast fühlte er sich erleichtert, als er die Notaufnahme verließ und in ein anderes Stockwerk, auf eine weiter entfernte Station geführt wurde, und man ihn hieß, auf dem Gang Platz zu nehmen. Er starrte auf die verschlossene Tür, konnte nicht erfassen, was mit ihm geschah oder wie viel Zeit verging, während er unbeweglich auf der Stelle saß und sich immer wieder genau dieses fragte.
    Bis hastige Schritte sich näherten, ein Stuhl herangezogen wurde und er plötzlich eine Hand auf seinem Knie spürte. Sein Kopf zuckte hoch und sein Blick fiel auf Arnold, der neben ihm hockte, ihn keinen Moment aus den Augen ließ. Sein Gesicht zeigte Schrecken und Sorge, ebenso wie die Müdigkeit, die Gabriel lähmte.
    „Was machst du für Sachen?“ Arnold nahm seine Hand, um sie zu drücken. Fest und warm fühlte die sich an, ein unerwarteter Trost, der ihn erreichte, sein Gedankenkarussell unterbrach.
    „Mitten in der Nacht wird man angerufen, hört von Schlägerei und Krankenhaus – ich bin zehn Jahre gealtert.“
    Gabriel senkte den Blick, doch brachte es nicht fertig, auch nur etwas Ähnliches wie Schuld zu empfinden. Mechanisch bewegten sich seine Lippen. „Tut mir leid.“
    „Tut dir leid? Spinnst du?“ Arnold sah sich nervös um und sprach leiser weiter. „Um Himmels willen, ich bin froh, wenn ich dir helfen kann. Was für ein Glück, dass du wegen Mrs. Daisy immer die Nummer meines Mobiltelefons dabei hast. Übrigens – die Mädels kommen auch gleich, parken nur noch. Ich war zu aufgeregt, um mich hinters Steuer zu setzen.“
    Jetzt erst bemerkte er Gabriels Apathie. „Aber da rede ich, was ist mit Chris? Man hört ja nichts.“
    Gabriel biss sich auf die Lippen, sah nicht auf, als Arnold seine Schulter rieb. Entfernt spürte er, dass die Geste sich in Wellen über Arm und Brust fortsetzte, prickelte und schmerzte.
    „Macht doch nichts“, murmelte Arnold, als Gabriel nicht antwortete. „Ich habe schon gehört, dass du dich nicht hinlegen wolltest. Du solltest wirklich mehr auf Ärzte hören, zumal du doch selbst in dem Metier arbeitest.“
    „Ich kann nicht.“ Gabriels Kopf hob sich, und er starrte auf die Tür, vor der sie saßen. Die Ruckartigkeit seiner Bewegung erschreckte ihn selbst und er sank nach vorne, griff nach einem Halt. Seine Hand fasste ins Leere und sackte herab. Sein Arm fiel gegen sein

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