back to past - zurueck zu dir
vorsichtiger nahm Gabriel Christians Finger in seine, achtete auf die Nadel, die im Handrücken steckte, als er die ihm nie zuvor so zerbrechlich erschienene Hand mit seinen beiden eigenen umschlang.
„Ich hatte keine Ahnung. Nie hätte ich gedacht, dass er durchdreht. Nicht so.“
Er neigte den Kopf. Haar fiel ihm in die Stirn, und er fühlte Arnolds Hand auf seiner Schulter.
„Dass er unbeherrscht war, intensiv, gefiel mir, doch dann veränderte er sich. Und ich …“
Der Druck von Arnolds Fingern verstärkte sich, als der sich zu ihm lehnte. „Du musst jetzt nicht darüber sprechen.“
Gabriel schluckte und in diesem Moment öffnete Christian erneut die Augen.
Gabriel fing seinen Blick und weitere Worte fielen ungewollt von seinen Lippen. „Ich hielt es nicht mehr aus. Es ging nicht mehr. Ich musste ihn loswerden, so schnell ich konnte, das war wie ein Zwang. Als ob ich nie davonkäme, wenn ich nicht alles hinter mir ließ. Und ich wusste, dass es gerade noch rechtzeitig war. Er war wütend, das sah ich. Und doch hatte er sich immer im Griff. Es war nur … wie eine Ahnung. Und ich wollte es nicht wahrhaben.“ Seine Worte überschlugen sich. „Auch nicht, als er mit den Anrufen anfing.“
„Was für Anrufe?“, fragte Corinna und Gabriel sah schuldbewusst zur Seite. „Er hat nie gesprochen“, setzte er leiser hinzu. „Ich dachte, dass es jeder sein könnte, ein Streich oder eine Störung in der Leitung. Aber dann … habe ich ihn doch atmen gehört.“ Er senkte den Kopf. „Ich wollte nicht, dass es wahr ist, wollte nicht an ihn denken. Das war vorbei. Ich hatte abgeschlossen, wollte nur vergessen und neu anfangen.“
Christian bewegte seinen Mund, und Gabriel neigte sich zu ihm. „Es ist gut“, flüsterte er und dieses Mal blieb das Lächeln auf seinem Gesicht.
Die Schwester kehrte zurück und begann, die Besucher aus dem Raum zu scheuchen. Doch noch bevor Gabriel sich weigern und Schwierigkeiten bereiten konnte, hatte Arnold die Frau bereits beiseite genommen. Nach nur kurzer Verhandlungszeit schob ein Pfleger ein Besucherbett in den Raum und fixierte es neben dem Christians.
„Sie sollten beide schlafen“, bemerkte die Schwester und warf Gabriel einen strengen Blick zu. „Ich weiß ohnehin nicht, warum sie um diese Zeit und mit dieser Dosis noch wach sind.“
Ihre Augen wanderten zu Arnold und begannen ihn zu durchbohren, bis er entwaffnend die Hände hob. „Wir sind ja schon weg. Nehmt ihr mich mit oder muss ich mich auch hier einquartieren? Wackelig genug dafür fühle ich mich allerdings.“
Corinna schnaubte amüsiert, winkte noch einmal in Christians Richtung und zwinkerte Gabriel zu, bevor sie Arnold mit einem Arm und ihre Freundin mit dem anderen aus dem Zimmer schob.
Nachdem Ruhe eingekehrt war, lehnte Gabriel den Kopf zurück gegen die Wand, drehte das Gesicht zu Christian und sah ihn an, ließ seine Augen für sich sprechen, bat um Verzeihung und Verständnis.
Christian erwiderte den Blick, bevor seine Lider zufielen.
Gabriel stand mühsam auf, kroch in das freie Bett, und sobald sein Kopf das Kissen berührte, umgab ihn Dunkelheit. Doch blieb die frei von Schrecken, denn das Letzte, was Gabriel unternahm, war der Versuch, zu Christian zu gelangen. Ob seine Hand es wirklich auf die Matratze neben ihm geschafft hatte oder ob er nur träumte, dass ihre Finger sich fanden und miteinander verschlangen, sollte er nie erfahren. Doch spielte es auch keine Rolle. Er hatte den Entschluss gefasst, Christian nicht wieder loszulassen. Nicht mehr, solange der es ihm erlaubte.
*
Als er aufwachte, glaubte er für einen Moment, unter einem Lastwagen zu liegen, der zuvor über ihn hinweg gerollt war, um ihm jeden Knochen im Leib zu brechen. Sein Kopf brummte und sein Hals schmerzte. Als ihn ein Husten schüttelte, krümmte er sich zusammen und schlug die Augen auf. Mit der Helligkeit kehrte die vergangene Nacht zurück. Er vergaß seine Beschwerden und fuhr hoch.
Christian schlief. Gabriel blinzelte. Das Licht stach in seine Augen. Ein Löffel klapperte, und Gabriel verzog das Gesicht. Langsam drangen auch andere Geräusche in sein Bewusstsein. Stimmen, Schritte und das Rollen von Rädern über den Linoleumboden. Erst als er ein weiteres Mal blinzelte, sah er einen fremden Mann, der aufrecht in seinem bereits hochgeklappten Bett saß, ein Tablett vor sich. Es roch nach Kaffee, und Gabriel erkannte das bereits benutzte Frühstücksgeschirr. Er fuhr sich über das Gesicht, fühlte
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