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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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Matthias’ Brust. Doch rutschten die ab, und obwohl Matthias strauchelte, näherte sich sein vor Anstrengung verzerrtes Gesicht. Schweiß und Speichel glänzten auf der Haut, Matts Atem stank. Verzweiflung flammte in Gabriel auf, entfachte seine Wut. Mit einem Aufschrei bohrte er seine Daumen in die Augen des Mannes. Der jaulte auf. Der Druck auf Gabriels Hals ließ nach und es gelang ihm, Matthias von sich zu stoßen. Er hustete, schlug zugleich in die Richtung, in die der andere wegsackte, traf dessen Kinn und wiederholte den Hieb mit der anderen Faust, bevor er auf die Füße kam. Er ignorierte Matt, und obwohl ihn der Husten erneut schüttelte, stolperte er auf Christian zu, ging neben ihm erneut in die Knie. Kalt und bleich lag der vor ihm und er glaubte eine eisige Hand zu spüren, die sein Herz umfing und die knochigen Finger zusammenpresste, bis nichts mehr davon übrig blieb bis auf das Blut, das in seinen geschundenen Brustraum quoll.
    Donner erschütterte den Raum, ein Schwall Regen fegte getrieben von einem Windstoß durch die sich öffnende Tür.
    Gabriel beugte sich über Christian, strich über dessen Schläfen, bettete den Oberkörper in seinen schmerzenden Arm und zog ihn in seinen Schoß, während er unhörbar dessen Namen flüsterte. Christian lag still, sein Gesicht blutüberströmt . Gabriel flehte stumm. Er wollte Christian rufen, ihn bitten, aufzuwachen. Doch seine Stimme gehorchte ihm nicht. In seinem Inneren schrie er nach Vergebung, bat Christian um Verzeihung dafür, dass er die Gefahr nicht begriffen, die Zeichen nicht richtig gedeutet hatte. Ohne Unterlass glitten seine Finger durch Christians verklebtes Haar, während sein zerstörtes Herz ein Loch in seine Eingeweide fraß. Die Angst raubte ihm den Verstand. Er wehrte sich gegen den Anblick des stillen Körpers in seinen Armen, gegen die Endgültigkeit, die der ihm bedeuten wollte. Es konnte, durfte nicht wahr sein. Er hatte Christian gerade erst wiedergefunden, er durfte ihn nicht verlieren.
    Jemand zerrte an ihm, wollte ihn zur Seite schieben und er wehrte sich instinktiv, schlug zu, kämpfte gegen die Hände, die nach ihm griffen. Er würde nicht zulassen, dass man ihn von Christian trennte. Keinem Menschen, keinem Wesen in diesem Universum sollte das gelingen.
    Doch plötzlich erstarrte er. Seine Welt gefror und in einem endlos scheinenden Moment beobachtete er, wie Christians Augenlider sich bewegten. Dessen Wimpern bebten und das Loch in Gabriels Brust schloss sich. Er sah, dass Christians Augen sich öffneten und ein Schleier trübte seinen Blick, während er sein Herz wie wild in seinem Hals schlagen fühlte.
    Gabriel lachte auf und in diesem Augenblick wurde er sich der Lichter bewusst, die ihn umgaben. Er hörte das Heulen der Sirenen, das Donner und Rauschen des Regens übertönte.
    Er blinzelte zur Seite und erkannte einen Sanitäter, der beide Hände in Abwehr erhoben hatte, unverständliche Worte sprach. Gabriel lachte wieder. Der Laut schmerzte in seinen Ohren, wurde schrill, und er begann zu hyperventilieren. Er konnte nicht aufhören, konnte nicht denken, wollte mehr als alles andere zu Christian und fühlte sich gleichzeitig gelähmt und taub. Die Kontrolle über seinen Körper war ihm abhandengekommen. Mühsam rang er nach Luft. Plötzlich schien alles absurd, einem Albtraum entsprungen, der doch vor Komik platzte.
    Lachen schüttelte ihn, als Uniformierte Matthias vom Boden zerrten und ihm Handschellen anlegten. Erst jetzt ließ Gabriel es zu, dass der Sanitäter ihn sanft zur Seite schob und sich über Christian beugte. Ein anderer näherte sich mit einem Koffer und einer Infusion. In die geöffnete Tür rollte eine Liege.
    Grelles Licht blendete ihn, als ein dritter Sanitäter seine Taschenlampe auf Gabriels Augen richtete, Worte sprach, Fragen stellte, deren Sinn er nicht entschlüsseln konnte. Plötzlich lehnte er gegen eine Wand. Hände stützten ihn, und er wich ihnen nicht aus. Das Geräusch, das ein Lachen war und sich doch mehr wie ein Weinen anhörte, wurde von dem Pfeifton unterbrochen, der seine Lungen begleitete, als die sich mit Luft füllten.
    Er fühlte eine Nadel an seinem Oberarm und zuckte zurück. Zuvor unterdrückte Panik flackerte auf, und das Lachen setzte aus, als er Matthias’ Blick spürte, als der versuchte sich loszureißen.
    „Niemand verlässt mich!“, schrie Matt. „Schon gar nicht du.“ Er brüllte lauter, als die Liege die Tür passierte und der Weg für ihn frei war, die

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