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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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vor.
    April Gladys Parker war Melissa sofort sympathisch. Detective der Polizei in Los Angeles, Unterhändlerin bei Sondereinheiten. Acht Wochen lang hatte Tamara bei ihr gewohnt, während eines Auslandspraktikums innerhalb ihrer Ausbildung, wie Tamara nochmal erklärte. Nun erwiderte Gladys den Besuch, wollte Berlin kennen lernen.
    «Ich habe Urlaub und will Berlin kennen lernen. Nennt mich Gladys.»
    Sie war dreiunddreißig, das Auffälligste ihr schimmerndes, tiefschwarzes, glattes Haar, das sie halb lang trug, praktisch in Jeans und Pullover gekleidet.
    Sie hatte sich aufs Dach führen lassen, fragte, hörte zu.
    Die Frau sprach hervorragend Deutsch und Spanisch, wie Tamara erwähnte. Tamara, die bisher nur über Berufliches gesprochen hatte, war wie umgewandelt. Sie lachte, erwähnte Unternehmungen, die sie mit Gladys vorhatte.
    Und freute sich, für Melissas Geschmack zu offensichtlich, über ihre Bürohoheit in den nächsten Tagen.
    Paula lud die Frauen zum Essen ein. Melissa verzichtete, sie wollte nach Hause.
    Das eigene Auto abgeholt, zügig unterwegs nach Weißensee, einem im Nordosten der Stadt gelegenen Kiez.
    Es war zunächst nur ein Gefühl. Melissa beobachtete sorgfältig den Verkehr im Rückspiegel. Dann wurde das Gefühl zur Gewissheit. Jemand verfolgte sie. In einem Auto mit getönten Scheiben, eine Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen. Melissa versuchte das Autokennzeichen zu lesen. Der graue BMW war in Berlin zugelassen, aber ein Buchstabe und zwei Ziffern waren mit Lehm oder Ähnlichem unkenntlich gemacht.
    Melissa versuchte mit den üblichen Mitteln, den Verfolger aus der Reserve zu locken. Langsamer fahren, beschleunigen, bei Gelb über eine Kreuzung rasen. Der Fahrer ließ sich nicht abschütteln.
    Melissa spürte die Ereignisse des Tages in den Knochen. Sie war müde, die Aufmerksamkeit ließ nach. Sonst hätte sie versucht, den Verfolger, der sich mittlerweile keine Mühe mehr gab, seine Jagd zu tarnen, zu stellen. Noch einige Minuten länger und sie würde zur Gejagten.
    Sie trat aufs Gaspedal, bog unvermittelt ab, überfuhr eine Grünfläche, raste in verkehrter Richtung durch eine Einbahnstraße und hatte ihn abgeschüttelt. Sie kannte ihren Kiez.
    Melissa parkte eine Querstraße von ihrem Haus entfernt, schaute sich um. Der Verfolger blieb verschwunden.
    Dämmerlicht am Rande zur Dunkelheit. Die verdammte Straßenlaterne war mal wieder eingeschmissen.
    Ansonsten wirkte alles unverändert. Rasch schloss Melissa die Haustür auf, verriegelte sie von innen, überprüfte die Fenster, ließ die Jalousien herunter. Dann schnappte sie sich die Flasche Cognac von der Küchenzeile, zog sich aus auf dem Weg zum Bett, knipste alle Lampen aus bis auf den Strahler am Bett, kroch unter die Decke und nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Ihre Ohren suchten förmlich nach Geräuschen, ungewohnten, fremden.
    Zweimal knipste sie den Lichtschalter aus, zweimal wieder an, stand auf, wanderte im Zimmer umher.
    Panitz war der erste Tote, den sie gesehen hatte. Dessen starre Augen verfolgten sie bis in den Schlaf.

DREI
    Wie lange schon war er überzeugt, das im Griff zu haben, jederzeit wieder aufhören zu können, wenn er nur wollte?
    Wann hatte er angefangen, sein Leben nach dem Grad der Einnahme zu richten, Termine auf Uhrzeiten zu legen, zu denen er noch nüchtern sein konnte, später noch einigermaßen nüchtern, und wann fing auch das an, ihm egal zu werden, na und, brauch ich das, aber nicht so wie die anderen, ich nehme den sauberen Stoff, nur Medikamente.
    Aber manches Mal die dunkle Stunde, wenn ihn Reaktionen plagten auf den Tabletten-Suff-Mix, Kopfschmerzen nicht zu betäuben, ein neues Mittel besorgt werden musste, wenn er trotz der Dosis, die er meinte zu überblicken, trotz der überhöhten Dosen, keine Stimmungsveränderung mehr erreichte, keine Entspannung, kein wohliges Betäuben, die Gefühle nicht gänzlich abstarben, der Kopf immer wacher wurde und die Frage hämmerte: Und wie weiter? Und wird sich je noch etwas ändern?
    Wann war ihm sein Leben so entglitten, kaum merklich zunächst?
    Warum? - das fragte er schon lange nicht mehr.
    Er schlurfte hinüber zum Bad. Pinkelte.
    Sex war schon wie lange was, das er nur noch in Filmen sah? Ab und an 'ne Morgenlatte, aber auch die wurde schnell schlaff. Vögeln, eine Frau, er vermisste es kaum noch. Wie so vieles, was früher zu seinem Leben gehört hatte, Sport, Kumpels, Kurztrips übers Wochenende.
    Nach und nach verengte sich sein

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