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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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Polizist. «Wollen Sie nicht lieber zu Hause trinken?»
    Er steckte die Flasche ein, drückte sich an dem Mann vorbei, zwang sich ein Lächeln, ein Kopfnicken ab, ging ruhig hinaus und widerstand auf der Straße dem Impuls, loszurennen. Zurück in die Wohnung, überlegen.
    Wo blieb der verfluchte Kerl?
    Verdammt, verdammt.
    Warum hatte sie sich aus der Reserve locken lassen, warum hatte der Mangel an Respekt sie dermaßen gereizt? Bisher hatte sie sich im Umgang mit Kunden nie auf diese Art profiliert. Sie machte ihren Job, mehr oder weniger im Hintergrund, und akzeptierte das. Und plötzlich setzte sie sich als Sängerin ungeschickt und provozierend in Szene. Wollte sie den Rausschmiss provozieren? Dieser Braun war ihr von Herzen unsympathisch, aber er war nicht der Erste. War sie doch nicht so professionell im Nehmen, wie sie sich einschätzte?
    «Verdammt, beweg dich.» Melissa zeigte einem Autofahrer, der zögerlich Unter den Linden entlangschlich, den Kopf rechts und links zu den Sehenswürdigkeiten drehte, den ausgestreckten Mittelfinger, rannte über den Boulevard, bog vor der Schlossbrücke ab.
    Sie fiel in leichten Trab, lief an der Spree entlang, Zeughaus, Kupfergraben, am anderen Ufer die Museumsinsel, ewige Baustelle, Krach, Staub, Touristen in Schwärmen, die die Eintrittskarten, die für alle Museen einen Tag lang gültig waren, abrannten, abarbeiteten, Kunst als Fast-Food-Menü: Iss, so viel du kannst, der Preis bleibt gleich.
    Melissa passierte das Pergamonmuseum. Etwa hundert Meter entfernt sah sie April Gladys Parker im Gespräch mit einem Mann. Die Amerikanerin sah in ihre Richtung, entdeckte sie, lief auf sie zu; der Mann ging über die Brücke in die Tucholskystraße. «Hi», winkte Gladys. «Wie geht es dir?»
    «Vergisses. Und dir?»
    «Ich habe nach dem Weg zum Palast der Republik gefragt.»
    «Ich würde dir gern Berlin zeigen, aber ich muss arbeiten.»
    «No Problem, das verstehe ich. Kommst du heute Abend mit uns, wie sagt ihr, ein Bier trinken? Ich würde mich freuen», strahlte Gladys Melissa an.
    «Wenn ich es schaffe, gern.»
    «Bye, bye. Take care.»
    Tamara leistete gute Arbeit. Sie räumte die Kartons aus, brachte die mit den persönlichen Sachen in Paulas und Melissas Büro, bediente das Telefon und richtete den eigenen Arbeitsbereich ein.
    Jetzt saß sie mit Paula in der Eingangshalle, einem offenen Raum, von üppigen Palmen unterteilt. Gleich links der Eingangstür waren Garderobe und Kundentoilette, die Tür zu Melissas Büro. Anschließend Holzregale an den Wänden und Tamaras Schreibtisch. Rechter Hand des Eingangs hatten sie eine Sitzecke eingerichtet, war die Tür zu Paulas Büro, schloss sich eine Küchenzeile mit Tresen und Barhockern an. Tamaras Arbeitsplatz, sonnenüberflutet, hatte ein Fenster mit Blick auf ein noch unbebautes Grundstück und die Friedrichstraße.
    «Es sind zwei Anfragen telefonisch eingegangen. Eine Installationsfirma will Mitarbeitern, die offiziell krankgeschrieben sind und vermutlich schwarz arbeiten, auf die Spur kommen. Es scheint, einige Mitarbeiter haben eine Art Subunternehmen gegründet. Privatkunden treten plötzlich von bestimmten Vorhaben zurück. Die Firmenleitung vermutet, dass Mitarbeiter günstigere Kostenvoranschläge machen und die Kunden offiziell absagen. Die Beschäftigten schanzen sich die Aufträge wechselweise zu, während sie offiziell krankgeschrieben sind. Der Krankheitsstand ist hoch in dieser Firma. Zweitens eine Scheidung mit kompliziertem Ehevertrag, die Ehefrau, die dich übrigens zu kennen vorgibt, eine Frau von Elbwangen, möchte ihren Ehemann überprüft wissen. Und ...»
    «Tamara.»
    «Ja?» Sie sah vom Laptop hoch.
    «Rede, wie dir der Schnabel gewachsen ist.»
    «Okay. Die süddeutsche Agentur, deren Geigerin Melissa nächste Woche betreuen soll, hat einen Rückzieher gemacht. Sie steigen aus, selbst, wenn sie regresspflichtig werden.»
    «Weiß Lissa das schon?»
    «Nein.»
    «Was weiß ich noch nicht?»
    Melissa stand in der Tür.
    «Ich bin gefeuert, Mädels», sagte sie.
    «Du hast es erraten.»
    «Das könnt ihr noch nicht wissen. Oder hat Braun angerufen?»
    Einen Kaffee später war das Missverständnis geklärt.
    Melissa und Paula zogen sich in Paulas Büro zurück und tauschten die Ergebnisse des Vormittags aus. Die erste Stornierung als Reaktion auf die Berichterstattung in Presse und Fernsehen erhöhte den Druck, den Ruf der Detektei zu schützen.
    «Wir müssen uns in den Fall Panitz reinknien», sagte

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