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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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um etwas über Panitz zu erfahren.»
    «Panitz, nannte ihn Frau Braun. Panitz und duzen, kein Vorname, obwohl sie sich aus der Jugendzeit kannten. Darüber haben sie nämlich gesprochen. Sie stammen aus demselben Dorf.»
    «Sie tauschten doch wohl keine Jugenderinnerungen aus?»
    «Nee. Die stritten sich, besser gesagt, sie stritt. Aber der Zusammenhang, worüber, ist mir nicht verständlich geworden. Fred hat sie immer wieder gebeten, leiser zu sprechen, ist ihr auch mal ins Wort gefallen, hat die Zankerei unterbrochen. Auf jeden Fall scheint es ihr nicht gepasst zu haben, dass Fred in Amsterdam aufgetaucht ist. Die beiden waren keine Freunde. Sagen Sie, wissen Sie, wo das Ehepaar Braun abgestiegen ist?»
    Paula zögerte einen Moment. Aber spätestens heute würden alle interessierten Fernsehsender zumindest das Hotel nennen. Sie sagte ihm den Namen, ohne das Penthouse, in dem Braun wohnte, zu erwähnen.
    «Die Zimmernummer haben Sie nicht? Ich möchte dem Ehepaar kondolieren.»
    «Tut mir Leid, in dem Fall bin ich zur Geheimhaltung verpflichtet. Ich kann aber Ihre Absicht weitergeben. Vielleicht meldet sich dann jemand bei Ihnen. Ich kann Ihnen ja meine Visitenkarte geben, mit meiner Geschäftsnummer.»
    Paula reichte Teichert die Karte mit ihrem vollständigen Namen, um ihn zutraulicher zu machen.
    Es schien zu funktionieren. Es funktionierte fast immer. Man sah sie gleichsam mit anderen Augen an.
    «Jacobina Pauline Freifrau von Oshinski», las Teichert vor. «Kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein?»
    «Ich komme nochmal auf meine Frage nach Panitz zurück. Was für ein Mensch war er, ich meine, man lernt einen Menschen doch auch bei der Arbeit kennen?»
    «Es ist immer schwer, jemand zu beschreiben, mit dem man arbeitet, man hat doch keine Distanz. Fred war äußerst geschickt im Umgang mit Kunden, das war seine Hauptaufgabe. Er ließ sie immer gut dastehen, wenn Sie verstehen, er drängte sich nie in den Vordergrund, konnte sich anpassen, einstellen auf den jeweiligen Kunden. Sehen Sie, wir verkaufen Objekte, die ihren Preis haben, da kommt nur eine bestimmte Klientel in Frage. Obwohl Fred in einem Dorf aufgewachsen ist und dann in einer Kleinstadt wie Heidelberg wohnte, war er weltgewandt, würde ich mal sagen. Und diskret, wie ein Friseur, dem man seine kleinen Geheimnisse anvertraut.»
    «War er verheiratet?»
    Teichert schüttelte den Kopf.
    «Aber Sie.»
    Teichert nickte.
    «Haben Sie Kinder, wenn ich fragen darf?»
    «Ja. Zwei. Aber schon aus dem Haus.»
    «Hat Panitz Kinder?»
    «Nein. Soweit ich weiß.»
    «Haben Sie außerhalb der Arbeit etwas zusammen unternommen?»
    «Wissen Sie, wir haben zwar hier so genannte Bürostunden, aber im Wesentlichen arbeitete Fred dann, wenn etwas anlag. Wenn ein Kunde abends ein Objekt besichtigen wollte, wurde es eben abends besichtigt. Wir haben uns beinahe täglich gesehen, da mussten wir uns nicht noch privat treffen. Mal ab und zu ein Bierchen, klar. Aber sonst? Da hätte meine Frau protestiert.»
    «Würden Sie mir Panitz' Adresse geben? Er steht nicht im Telefonbuch.»
    «Knesebeckstraße zehn.»
    «In Charlottenburg?»
    «Ja. Er wohnt ... er wohnte allein.»
    «Hatte er eine Freundin? Oder mal den Namen eines Freundes erwähnt?»
    «Nur Vornamen. Immer Männernamen, manchmal dachte ich schon, er sei ...»
    «Homosexuell?»
    Teichert nickte.
    «War er aber nicht, so was merkt man doch.»
    Woran?, lag Paula auf der Zunge. Stopp. Lass dich nicht auf ablenkende Diskussionen ein.
    «Kann ich mit Ihrer Sekretärin sprechen?»
    «Sie hat freigenommen, ist eine Woche in den Süden geflogen, solange hier gemalert wird. Es war doch so kalt, der Frühling wollte nicht kommen. Heute ist es ja richtig warm.»
    «Ich möchte nochmal zurückkommen auf gestern Nachmittag. Was passierte, als Sie zum Haus der Kulturen kamen?»
    «Dort war alles abgesperrt. Frau Braun hatte Mühe, einen Verantwortlichen zu finden, der uns durchschleuste. Es hat sie mächtig geärgert, dass man sie nicht gleich erkannte. Fred hat mich auf später vertröstet, sich entschuldigt, weil er mich als Chauffeur missbraucht hätte. Ich hab noch geholfen, die Koffer reinzutragen. Dann bin ich gefahren. Schade, ich hätte meiner Tochter gern ein Autogramm mitgebracht. Die hörte den früher. Na ja. Ich bin also ins Büro gefahren. Und dann kam der Anruf von der Kripo, die unsere Geschäftskarte bei Fred gefunden hat.» Teichert rieb sich die Augen. Viel Schlaf schien er nicht abbekommen zu

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