Backstage
Paula entschlossen. «Lass uns nochmal zusammenfassen. Panitz wird in Brauns Garderobe erstochen aufgefunden. Sowohl der Friseur als auch die Visagistin haben mir am Telefon bestätigt, dass sie von Braun rausgeschmissen wurden, bevor sie ihre Arbeit überhaupt beginnen konnten. Braun war also allein. Nur für kurze Zeit, aber lange genug, um Panitz umzubringen.»
«Aber was ist mit dem Motiv? Es grenzt an Schwachsinn, den Freund zu erstechen, den er gerade wieder gefunden und dem er eine Stelle angeboten hat.»
«Mal sehen, was wir wissen.»
Paula und Melissa trugen zusammen, was sie bisher erfahren hatten.
Da war Lillis Eifersucht auf den Sandkastenfreund ihres Mannes. Die Ehe, die kriselte, Panitz, der ihr Toms Zeit und Aufmerksamkeit wegzunehmen drohte.
Reimann, der den Einfluss Panitz' auf Braun fürchtete. Panitz, der den Sänger der frühen Jahre zu suchen schien und möglicherweise bereit war, sein persönlicher Assistent zu werden. Was würde dann aus den Reimann'schen Neues-Image-Plänen werden?
Teichert rühmte Panitz' Fähigkeiten als Immobilienhändler, die Leidenschaft im Umgang mit Kunden; er schien in der Arbeit aufzugehen und war im Begriff, Braun eine teure Immobilie zu verkaufen.
Wer würde Panitz beerben?
Und wer war wo zum Zeitpunkt des Mordes? Reimann und Braun nach eigener Aussage in der Halle oder nach dorthin unterwegs, Lilli im Restaurant?
«Das genau zu klären überlass mir», sagte Paula.
«Dein ominöser Draht zur Kripo?»
«Frag nicht, dann lüg ich nicht. Auf diese Weise sparen wir Zeit.»
«Es läuft alles auf eines heraus: Wir müssen mehr über Panitz erfahren.»
«Also: Wohnung, Nachbarn ... Wo willst du hin, Lissa?»
«Sekunde mal.»
Als Melissa einige Minuten später wiederkam, ballte sie eine Faust.
«Es hat geklappt. Pass auf. Ich habe mit der Vorsitzenden des Berliner Fanclubs Tom Braun eine Verabredung getroffen. Die Dame war auch am Flughafen, hat mich mit ihm dort gesehen und keine Ahnung, dass ich nicht mehr für Braun arbeite. Wir treffen uns nachher in der Kneipe, in der sie ihre Fan-Zusammenkünfte haben. Solche Leute sind eine wahre Quelle für das Leben ihres Lieblings, sammeln alles, wissen, was sonst niemand weiß. Vielleicht erfahren wir mehr über Freund Panitz, und warum die Freundschaft damals auseinander ging.»
«Die Idee ist gut. Willst du wirklich hingehen? Du siehst schlecht aus.»
«Ich bin gestern Abend verfolgt worden», platzte Melissa heraus. «Was? Wieso erfahr ich das jetzt erst? Schon gut, ich reg mich nicht auf. Erzähle.»
«Es war jemand in einem grauen BMW, mit getönten Scheiben, vom Kennzeichen fehlte zu viel, um den Halter über die Zulassungsstelle herauszufinden. Er hängte sich auf meinem Heimweg an mich, aber irgendwann habe ich ihn abgehängt.»
«Wir stellen ihm ...»
«Oder ihr ...»
«Oder ihr eine Falle. Tamara», rief Paula laut. «Kennst du in der Nähe eine schöne, wenig befahrene Sackgasse?»
Melissas Auto stand noch in der Tiefgarage unter Brauns Haus. «Ich musste Dampf ablassen, laufen», erklärte Melissa.
Tamara fuhr mit dem Klappfahrrad der Detektei, das Paula irgendwann mal angeschafft hatte, zum Gendarmenmarkt, holte das Auto und parkte es hundert Meter entfernt von der Detektei.
Wenige Minuten später erschien Melissa in der Haustür, schlenderte gemächlich zum Auto, schloss auf, verstellte Sitz und Rückspiegel und fuhr los, über die Weidendammer Brücke, auf der Friedrichstraße in nördlicher Richtung, bog in die Oranienburger Straße und hoffte, dass der Verfolger sich zeigte. Auf dem Beifahrersitz lag das Handy, verbunden mit Paula.
Paula ließ sich von Tamara chauffieren, die sich in diesem Kiez hervorragend auskannte und auch vorgeschlagen hatte, wo man den Verfolger hinlocken würde. Ziel war die Kleine Hamburger Straße, die durch ein kleines Stadion geteilt und so zur Sackgasse wurde.
Er war plötzlich da. Fuhr einen VW Polo. Trug einen Hut. Jetzt sah Melissa, dass es sich bei dem Fahrer um einen Mann handelte.
«Es geht los. Schwarzer VW Polo, Kennzeichen B - NO.»
«Hab ihn. Roger.»
Das war Tamara. Hoffentlich war die Kleine so gut wie ihre Beurteilungen.
Hackescher Markt, Rosenthaler und dann in die Auguststraße. «Aufpassen, die Vierte rechts», sagte Melissa ins Handy. Der VW klebte an ihr. Entweder war der Kerl überheblich oder unerfahren.
Melissa beobachtete im Rückspiegel, wie Tamara in ihrem Toyota an dem vor ihr Fahrenden hing. Jetzt hatten sie den Kerl in der
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