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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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Butler zu denen, die, eines nicht zu fernen Tages, die Welt mit ihren Memoiren beglücken würden. Per Handy gab Melissa an Tamara den Auftrag zur Zeitungsrecherche über druckwürdige Ereignisse in Panitz' Dorf weiter. Ein knappes «Hallo» und «Tschüs» und «Wir sehen uns heute Nachmittag im Büro».
    Braun ließ Melissa keine fünf Minuten warten. Er trug zerknittertes, helles Leinen, der Anzug auf Figur geschnitten und ein T-Shirt aus edel schimmerndem Zwirn, Ton in Ton, auch die hellen Schuhe.
    Melissa hatte eine ihrer Dienstuniformen an, es sparte Zeit an einem Morgen wie diesem, sie musste nur nach der Temperatur gehen und entsprechend die Stoffart des Hosenanzugs wählen. Braun ließ sich auf den Beifahrersitz fallen, in der Hand zwei Seiten Noten mit Text.
    «Wir haben noch Zeit bis zum Drehbeginn. Ich hab dich früher bestellt, ich meine, hergebeten. Ich hab gehört, dass du Gesang studiert hast. Ich will, dass du mir hilfst, ich meine, den letzten Schliff gibst», sagte er, mit abgewandtem Gesicht.
    «Jetzt? Um diese Uhrzeit singen?»
    Braun grinste. «Ätzend, was?»
    «Wo denn?»
    Braun zuckte mit den Schultern.
    «Hier?»
    Braun hatte schon die Tür geöffnet.
    Die Tiefgarage war leer und erstaunlich gut gelüftet.
    Melissa verdrehte die Augen. Singen. Verdammt. Sie war ja noch nicht mal bei sich, hatte auf Kaffee gehofft und einen Happen Frühstück. Diese Gesangsnachhilfe sollte wohl im Verborgenen stattfinden, niemand mitbekommen.
    Sie ließ Braun Atemübungen machen, sah sich währenddessen den neuen Song an. Ein Text zum Speien. Die Melodie wie aus Computerversatzstücken eingängiger musikalischer Floskeln, mit dem Ziel ausgewählt, nur niemandes Ohr zu strapazieren. Die neue Reimann'sche Route. Es ist nicht deine, redete sie sich zu. Ich bleibe freundlich und geduldig, professionell, mit einem Wort.
    Die Raumakustik mit großem Hall schmeichelte Brauns Stimme, sie klang voll und von gewaltigem Volumen.
    «Der Hall täuscht über den wahren Klang der Stimme», sagte Melissa und lief zu der Tür mit der Aufschrift Hausmeister. Sie war nicht abgeschlossen, es lagerten Handwerkszeug und Leitern in dem kleinem Raum.
    «Wird das eine Liveveranstaltung?»
    «Mit Orchester. Der Leiter ist ein Idiot, spielt alles swingig, kriegt keine geraden rockigen Achtel hin. Mister B. besorgt mir einen Pianisten für den Gig.»
    «Die Tonart muss verändert werden, der Song ist zu hoch für deine Stimme geschrieben, muss mindestens einen halben Ton tiefer transponiert werden. Mit zunehmendem Alter wird die Stimme oft tiefer.»
    Braun zuckte kurz bei der Erwähnung seines Alters, befolgte aber eifrig ihre Ratschläge, übte, die Intervalle sauber zu treffen. Nach einer halben Stunde beendete er die Übungen, «sonst werde ich heiser».
    «Keine Kondition mehr heutzutage, was?», spottete Melissa, lief mit ihm zur Limousine und lenkte sie aus der Tiefgarage. Braun duckte sich, bis Melissa in die Französische Straße abgebogen war.
    Die Drehorte für das Video sollten das neue Image illustrieren: Potsdamer Platz, die NeueMitteBerlins. Zuvor und danach, bei unterschiedlichen Tageszeiten, ein paar Bilder auf der Altonaer Straße, mit der Siegessäule im Hintergrund.
    «Heutzutage, hast du gesagt. Gehörst du auch zu den Damals-Verklärern?»
    Melissa sah Braun fragend an.
    «Panitz ging mir in Amsterdam manchmal auf den Zeiger mit seinen Verklärungen. Er hat von früher erzählt, unser Bandleben damals romantisiert. Ich fand es nie romantisch, im Winter in ungeheizten Räumen zu spielen, auch mal auf nackter Erde als Fußboden, Gigs vor fünf Leuten, einer mehr als die Band Mitglieder hatte, improvisierte Auftrittsorte, wo es zum Beispiel nur Apfelwein zum Trinken gab, zum Kotzen, Gigs, für die man vier Stunden lang zusammengequetscht fahren musste und zwar für zwanzig Mark pro Mann, und dem bisschen Kohle musste man auch noch hinterherrennen.»
    «Wen willst du denn mit deinen Kriegserlebnissen beeindrucken? Da kann ich locker mithalten, und unsere Fahrzeuge waren konkurrenzlos.»
    Braun stutzte, dann grinste er, zu Melissas Erstaunen, fuhr fort. «Ich hab jedenfalls keinen Bock mehr auf so was. Drei Künstler stehen zusammen - und reden über Geld. Mit meinem Bankier kann ich stundenlang über Kunst, meine Musik reden, mit meinen Musikern geht es immer ums Geld. Und dann die scheiß Konkurrenz unter Musikern. Miserable Veranstaltungen. Für die Pause einen Stuhl für die ganze Gruppe, am Abfalleimer. Wir spielten

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