Backstage
Habseligkeiten, die, im Auftrag seiner Schwester, verladen wurden.
Paula stieg die Treppe im Vorderhaus hinauf zum zweiten Stock, die Wohnungstür stand offen. Paula lief in den Flur, schaute in das erste Zimmer, das bereits leer geräumt war. Im Schlafzimmer stemmten zwei Männer eine Holzkommode, zwei weitere im Blaumann zerlegten im Nebenzimmer ein Regal, es war das Büro von Panitz.
«Guten Tag.»
«Tack.» Einer sah hoch.
«Ich bin, ich war Herrn Panitz' Mitarbeiterin und suche nach einer Akte. Können Sie mir ein paar Minuten Zeit geben, danach zu suchen?»
«Das geht uns nichts an», erwiderte der Mann, der hochgesehen hatte.
Paula nahm den Geldschein, den sie für den Hausmeister, so es einen gäbe, zurechtgefaltet hatte, und steckte ihn dem Mann in die Hemdtasche seines Blaumannes.
«Ist Fred Panitz' Schwester hier irgendwo?»
«Die ist schon los, vor 'ner Stunde, sie hat gestern schon alles durchgesehen und uns heute früh die Anweisungen gegeben. Sie kümmert sich, dass der Bruder, also die Leiche, überführt wird. Los, Tommy, wir packen in der Küche weiter. Fünf Minuten, junge Frau. Und zeigen, was Sie mitnehmen.»
«Danke.»
Akten, Bücher, Büroutensilien. Paula nahm sich als Erstes den Schreibtisch vor, er hatte also einen hier und einen im Büro. Panitz gehörte zu den Peniblen: Alles war säuberlich beschriftet, geordnet, Büroklammern rechts, Stifte, nach Farben geordnet, links, unbeschriebenes Papier nach Größe gestapelt.
Paula überflog Briefe, Papiere - nichts, das auf den ersten Blick brauchbar schien.
Er hatte noch Infos aufbewahrt, von einer Musikgruppe namens Querkampf, die er vor fünfzehn Jahren gemanagt hatte. Quittungen, Kontoauszüge, Letztere nahm sich Paula vor. Eine Einzahlung zum Monatsende von 1500 Euro, ein Dauerauftrag. Monatlich.
Im Jahr zuvor ebenso. Absender Jon Schmitt.
Die frühesten aufbewahrten Auszüge stammten aus dem Jahr 89. Damals betrug die monatliche Zuwendung 2000 D-Mark. Paula riss zwei Quittungen aus den Heftern, eine von 1989 und eine vom letzten Monat und steckte sie in ihre Jackentasche. Auf dem Schreibtisch lag eine Mappe mit dem Logo der Firma Teichert und Panitz: Fotos eines neu erbauten Hauses, Grundriss einer Wohnung, Werbematerial der Firma. Kleingedruckt im Briefkopf: Inhaber Teichert.
«Wir müssen hier weitermachen. Was haben Sie da?»
Paula zeigte die Mappe mit den Werbeprospekten.
«In Ordnung.»
«Wohin transportiert Frau Panitz - sie heißt doch noch Panitz - die Sachen?»
«Der Auftrag lautet immer noch auf Panitz. Oder hat sie heute Morgen geheiratet? Alles ab nach Heidelberg. Jetzt aber raus. Wie heißen Sie eigentlich?», rief er hinter ihr her. Aber Paula war schon im Treppenhaus, umkurvte einen Mann mit einem Sessel rücklings auf dem Kopf, eilte die Treppe hinunter, lief zu ihrem Auto. Schade, es war keine Zeit mehr geblieben, um die Steuererklärungen unter die Lupe zu nehmen.
Sie bog in die Goethestraße, hielt und telefonierte mit Lilli. Sie würden sich treffen, in einer Stunde, auf Lillis Wunsch in einem Café am Kurfürstendamm.
Melissa brach das Schweigen.
«Ich lag mit einer Indianerin im Bett», grinste sie unsicher. Was konnte sie Gladys beichten über diesen Detektiv, der ihr womöglich gefolgt war?
Erst mal mit Paula die Sache bereden. Erst mal wach werden. Gladys hatte Kaffee gekocht und zwei Becher gefüllt. Das Messer lag wieder in der Küchenschublade.
«Dakota. Vielleicht aus North Dakota. Oder Montana. Ein Stamm der Plain-Indianer, sagt sie. Fuck her. Ich weiß nicht mehr, ob sie lügt und wann sie lügt.»
Melissa nippte an dem Kaffee, der nach Zucker und drittem Aufguss schmeckte.
«Wann musst du bei deinem Rockstar sein?», wechselte Gladys das Thema.
«Um neun.»
«Es ist zehn Minuten nach acht.»
Melissa schnellte aus dem Bett.
Gladys fuhr mit ihr in die Stadt. Sie hörten Musik.
Gladys ließ sich in der Nähe des Gendarmenmarktes absetzen, ohne eine Verabredung zu treffen, ohne zu besprechen, wo sie die nächste Nacht verbringen würde, sie schien es eilig zu haben.
Kurz vor neun bog Melissa in die Markgrafenstraße ein und sah eine Gruppe junger Leute - wann hatte sie eigentlich angefangen, von anderen als den jungen Leuten zu reden? -, nicht lange, dann würden sie Brauns Versteck, drei Häuser weiter, entdecken.
Melissa schrie ihren Namen in die Türsprechanlage, bis der Butler endlich reagierte.
«Warten Sie in der Tiefgarage, Herr Braun kommt zu Ihnen.» Melissa zählte den
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