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Backstage

Backstage

Titel: Backstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schwarzwälder
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der Glienicker, Schauplatz in Schwarzweiß für Agentenaustausch-Geschäfte zwischen Ost und West. Kurz vor der Brücke bog Tamara links ab, fuhr zwischen neu erbauten Häusern durch den früheren Ost-Grenzort, Klein Glienicke, parkte das Auto an alten Holzhäusern im Bayernstil, die vor dem Krieg schon gebaut wurden, und lud Paula ein, mit ihr den Hügel zum Schloss Babelsberg hinaufzugehen.
    Im Rücken das zauberische Schloss, vor sich Seen, das Jagdschloss Glienicke, Wälder und ein Vorort Potsdams, genannt Berliner Vorort, davor das Eisengerüst der Glienicker Brücke. Erstes Frühlingsgrün, das schillernde Blau der Seen - atemberaubend der Blick, Weite suggerierend, und Ruhe. Tamara hatte eine Decke mitgebracht, breitete sie auf dem Rasen aus, der in sanftem Hügel zum Wasser führte.
    Sie schwiegen.
    Paula fragte nicht nach, warum hierher, und Tamara erklärte nicht, wie sie als Kind, aufgewachsen noch in Westberlin, mit dem Vater auf dem Rad, von der Grenzanlage gestoppt, das Schloss in der Ferne bewunderte, das, unerreichbar, auf dem Hügel thronte, mit Türmchen und Erkern und so gar nicht passte in das Leben der Eltern mit politischen Kiezversammlungen, Hausbesetzerdemonstration und Kinderladen-Elternabenden. Am Wasser stand eine ältere Frau, gekleidet wie eine der Kaffeehaus-Witwen mit üppiger Rente vom Ehemann und Fünf-Zimmer-Altbauwohnung im Vorderhaus in einem der guten, alten Westbezirke.
    Sie hielt etwas, das einem Hockey- oder Golfschläger ähnelte, und schlug damit auf einen Ball ein, der etwa dreimal die Größe eines Golfballs hatte.
    Sie spielte den Ball hügelaufwärts, schaffte etwa ein, zwei Meter und benötigte dazu viele Schlagversuche. Immer mal wieder rollte der Ball abwärts, unverdrossen setzte die Frau zum nächsten Schlag an.
    Tamara, die Paula fürsorglich in die Hälfte der Decke eingepackt hatte, lehnte sich auf die Unterarme und ließ das, was sie bisher wusste zum Fall Panitz, an sich vorbeiziehen.
    Irgendwann langten ihre Gedanken bei Gladys an.
    Wo war sie?
    Sie hatte sich auf den Besuch Gladys' gefreut. In der Zeit in Los Angeles war sie in kurzer Zeit so etwas wie ein Vorbild für Tamara geworden. Gladys arbeitete schon in gehobenerer Position, bei einer harten Spezialtruppe, hatte einen Spezialjob, war ehrgeizig. Und sie stellte Tamaras Berufsziel nicht in Frage, wie die Eltern.
    Aber der Besuch war anders verlaufen, als Tamara es sich vorgestellt hatte. Was soll's, Gladys würde schon selbst wissen, was sie wollte.
    Paula ließ die Augen wandern, über Wasser und Wälder, davor schoben sich, zeitlupenartig, Bilder von Lilli. Mit der Zeit aber wurde Paula ruhiger, die Bilder von den letzten Tagen wurden langsamer, blasser, die der Tagesrealität stärker, und Paula tauchte in das ein, was sie im Moment vor sich hatte.
    Melissa wühlte den Kopf tiefer in das Kissen, abwehrend, noch im Halbschlaf, aber es half nicht, das Poltern an der Tür hörte nicht auf. Wie zerschlagen der Körper. Mühsam rappelte sie sich hoch, «ja doch», aber es blieb ein Krächzen. Der Mund war trocken. Mühsam schluckte sie, stand auf und schleppte sich zur Tür.
    Der unvermeidliche Reimann. Reimann, der wütend an Melissa vorbei ins Zimmer stürmte, die Tür offen ließ, die Melissa gähnend schloss. Sie ließ ihn stehen, ging ins Bad, ließ kaltes Wasser laufen, trank gierig und wusch sich das Gesicht.
    Aus dem Spiegel über dem Waschbecken sah ihr das verschlafene Gesicht entgegen, verquollene Augen, wirre Haare, das Leben wie in Watte gepackt. Sie zog die zerknitterte Hose aus, streifte den hoteleigenen Bademantel über und kehrte zurück zu Reimann, der durch das Zimmer tigerte.
    «Und?», fragte sie.
    «Du musst einen Bodyguard für Tom aussuchen. Wenn die Kripo weiß, wo Tom sich aufhält, dann weiß es bald die ganze Stadt.»
    Melissa setzte sich auf das Bett mit der zerwühlten Decke und gähnte, bis es sie am ganzen Oberkörper schüttelte.
    «Du musst dir das vorstellen, eine Stunde lang waren die bei mir. Über eine Stunde. Die konstruieren sich was zurecht, machen einen Schlägertypen aus mir, wegen eines Vorfalls, der sich vor hundert Jahren, noch beim Militär, ereignet hat. Die schmieren mir Jugendsünden aufs Brot.»
    Erwartungsvoll sah er Melissa an. Um Zeit zu sparen, fragte sie nach dem, was er ihr sowieso anvertrauen würde, ob sie wollte oder nicht. Und sie wollte so schnell wie möglich weiterschlafen. «Also, was hast du angestellt, damals?»
    «Ich hatte eine

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