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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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fand, drückte ich sie noch einmal an mich und ließ sie danach los.

    Sie sah mich von der Seite an und nickte. »Ich komm schon klar. Was kann schon passieren? Schlimmstenfalls macht Debra ihre Arbeit so gut, dass unsere Lage noch mieser wird, als sie es ohnehin schon ist. Es gibt noch Übleres.«
    Damit hatte sie gegenüber der Einstellung, die sie in dieser Frage zuletzt geäußert hatte, eine Wende von hundertachtzig Grad vollzogen. Aber wenn man mehr als hundert Jahre gelebt hat, lernt man zwangsläufig, wann es sich lohnt, auf derartige Dinge hinzuweisen, und wann nicht.
    Meine Gehörschnecke signalisierte mir, dass es zwölf Uhr mittags war, und auf meinem Headmount-Display öffnete sich ein Fenster, das mich an mein wöchentliches Backup erinnerte. Lil manövrierte gerade Ben Franklin den Zweiten aus seiner Nische. Sie hatte mir den Rücken zugewandt und sah es nicht, als ich mich mit einem Wink verabschiedete und zum nächsten Uplink-Terminal marschierte. Als ich nahe genug davor stand, um eine sichere Breitband-Kommunikation herzustellen, bereitete ich mich aufs Backup vor. Dennoch nahm ich den Anruf entgegen, als meine Hörschnecke nochmals piepste.
    »Ja«, meldete ich mich ungeduldig, auf subvokalem Wege. Ich mag es überhaupt nicht, wenn man mich von einem Backup ablenkt. Ständig fürchte ich, ein Backup zu vergessen und mich eine ganze Woche lang, bis zur nächsten Erinnerung,
verwundbar zu machen. In meiner Jugend hatte ich es versäumt, mich eigenständig an wiederkehrende Pflichten zu gewöhnen. Deshalb war ich völlig darauf angewiesen, dass Maschinen mich daran erinnerten und mir die bewusste Entscheidung abnahmen.
    »Hier ist Dan.« Im Hintergrund hörte ich, dass im Park gerade Hochbetrieb herrschte: Kinderlachen; die lebhaften Tonspuren der Animatronik; das Trampeln tausender Füße. »Können wir uns im Tiki Room treffen? Es ist ziemlich wichtig. « Ausgerechnet im Tiki Room, der verwunschenen Kammer.
    »Kann das fünfzehn Minuten warten?«, fragte ich.
    »Klar. Dann sehen wir uns in einer Viertelstunde. «
    Ich brach das Gespräch ab und startete das Backup. Auf dem Headmount-Display erschien eine Statusleiste, und ich konnte verfolgen, wie der rein digitale Anteil meiner Erinnerungen übertragen wurde; als das erledigt war, ging es an den organischen Gedächtnisspeicher. Ich verdrehte die Augen und sah in Sekundenschnelle mein ganzes Leben an mir vorüberziehen.

Drei
    Die Bitchun Society hat viel Erfahrung mit der Wiederherstellung aus Backups – im Zeitalter der Unsterblichkeit leben die Leute ziemlich hemmungslos. Manche werden ein dutzend Mal pro Jahr reaminiert.
    Was nicht für mich gilt. Mir ist diese Prozedur zuwider, allerdings nicht so sehr, dass ich ganz darauf verzichten würde. Jeder, der zu diesem Thema eine strikte philosophische Einstellung gepflegt hatte, war, nun ja, seit einer Generation tot. Die Bitchun Society hatte es nicht nötig, ihre Verleumder zu bekehren. Es genügte, sie zu überleben.
    Das erste Mal bin ich kurz nach meinem sechzehnten Lebensjahr gestorben, beim Sporttauchen am Playa Coral in der Nähe von Veradero
auf Kuba. Natürlich kann ich mich an den Unfall nicht erinnern, aber ich kenne meine Gewohnheiten an diesem besonderen Strand, und nachdem ich die Tauchprotokolle meiner Sportkameraden gelesen hatte, konnte ich die Ereignisse rekonstruieren.
    Ich schlängelte mich mit einer geliehenen Sauerstoffflasche und -maske durch die Hummerhöhlen. Ich hatte mir auch einen Taucheranzug ausgeliehen, trug ihn aber nicht – das Salzwasser war angenehm warm und ich hatte ungern etwas zwischen meiner Haut und dem Wasser. Die Höhlen bestanden aus Korallen und Felsen und waren gewunden und verschlungen wie Innereien. Hinter jedem Loch und hinter jeder Biegung verbarg sich ein kugelförmiger Hohlraum von unübertrefflicher, fremdartiger Schönheit. Riesige Hummer flitzten über die Wände und durch die Höhlen. Schwärme von Fischen, die wie Edelsteine funkelten, wichen mir mit Manövern von atemberaubender Präzision aus, als ich sie in ihrem alltäglichen Treiben störte. Unter Wasser kommen mir oft die besten Ideen und ich gleite dann leicht in gefährliche Tagträumereien ab. Normalerweise achten meine Tauchkameraden darauf, dass ich mich nicht verletze, aber diesmal entfernte ich mich von ihnen, indem ich mich durch ein enges Loch zwängte. Und darin blieb ich stecken.

    Meine Tauchkameraden waren hinter mir. Ich klopfte mit dem Heft meines Messers gegen meine

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