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Backup - Roman

Backup - Roman

Titel: Backup - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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verschwunden.
    Die Kamerafahrt ist weniger verwirrend. Alle außer mir, Dan und dem Mädchen sind grau übertüncht. Wir drei sind gelb umrandet und bewegen
uns in Zeitlupe. Ich komme aus der Unterführung, das Mädchen schlendert vom Baumhaus der Schweizer Familie Robinson aus zu ihren Freundinnen hinüber, Dan geht auf mich zu. Gleich darauf hebt das Mädchen die Arme und feuert die Pistole ab. Das selbstgesteuerte intelligente Geschoss, das auf meine Körperchemie eingestellt ist, fliegt niedrig, nahe über dem Boden, saust knapp unter Schallgeschwindigkeit zwischen den Füßen der Menge hindurch. Als das Geschoss mich erreicht, schert es nach oben aus, dringt in mein Rückgrat und detoniert, sobald es in meinen Brustkorb vorgestoßen ist.
    Die junge Frau macht sich blitzschnell aus dem Staub und kehrt zum USA-Tor an der Ecke Abenteuerland/Hauptstraße zurück. Die Kamerafahrt beschleunigt sich und folgt ihr, als sie auf der Straße in der Menge untertaucht, sich zwischen den Menschen hindurchschlängelt und auf die Shopping-Arkaden beim Dornröschenschloss zusteuert. Sie verschwindet, taucht vierzig Minuten später im Zukunftsland unweit des neuen Weltraumbahnhofs wieder auf, verschwindet wieder.
    »Hat irgendjemand das Mädchen identifizieren können?«, fragte ich, nachdem ich mir die Ereignisse noch einmal vergegenwärtigt hatte. Inzwischen kochte ich vor Wut. Zum ersten Mal ballte ich meine neuen Fäuste, bohrte die schwielenlosen
Fingerspitzen in die weichen Handflächen.
    Dan schüttelte den Kopf. »Keines der Mädchen, mit denen sie unterwegs war, hat sie vorher schon einmal gesehen.« Das Gesicht des Mädchens gehörte einer der Sieben Schwestern , und zwar Hope . Die Sieben Schwestern waren eine modische Sammlung von Designergesichtern. Jedes zweite junge Mädchen hatte eines dieser Gesichter.
    »Was ist mit dem Dschungelladen?«, fragte ich. »Gibt’s vielleicht eine Aufnahme von der Person, die den Tropenhelm gekauft hat?«
    Lil runzelte die Stirn. »Wir haben alle Käuferinnen und Käufer der letzten sechs Monate überprüft. Nur drei kommen dem Alter nach in Frage, aber diese drei haben Alibis. Gut möglich, dass sie den Helm gestohlen hat.«
    »Warum bloß?«, fragte ich schließlich. Vor meinem geistigen Auge sah ich meine Lungen wie Flügel aus dem Brustkorb bersten, so wabbelig wie Quallen, die Wirbel wie Granatsplitter umherfliegen und das Mädchen lächeln, während es die Waffe auf mich richtete und den Abzug betätigte. Es war ein fast lüsternes Grinsen gewesen.
    »Du warst kein zufälliges Ziel«, sagte Lil. »Das Geschoss war eindeutig auf dich geeicht – und das heißt, dass diese Frau zu einem früheren
Zeitpunkt schon einmal nahe an dich herangekommen sein muss.«
    Folglich musste sie in den letzten zehn Jahren schon einmal in Disney World gewesen sein. Selbstverständlich schränkte das die Anzahl möglicher Kandidatinnen deutlich ein …
    »Wo ist sie abgeblieben, nachdem sie im Zukunftsland war?«, fragte ich.
    »Wir wissen es nicht«, erwiderte Lil. »Mit den Kameras stimmt was nicht. Wir haben die Frau verloren und sie ist nie wieder aufgetaucht.« Lil klang erregt und wütend – technische Defekte im Magischen Königreich nahm sie stets sehr persönlich.
    »Wer könnte ein Interesse daran haben?« Das Selbstmitleid in meiner Stimme war auch mir zuwider. Zwar war es das erste Mal, dass mich jemand ermordet hatte, aber ich musste deswegen ja nicht gleich eine oskarreife Show abziehen.
    Dans Blick schweifte in die Ferne. »Manchmal tun Menschen Dinge aus Gründen, die ihnen selbst völlig vernünftig vorkommen, während der Rest der Welt sie überhaupt nicht nachvollziehen kann. Ich hab einige Attentate miterlebt, die im Nachhinein keineswegs plausibel waren.« Er kratzte sich am Kinn. »Manchmal bringt’s mehr, wenn man statt der Motivation das Temperament und die Veranlagung unter die Lupe nimmt und sich fragt: Wer könnte so etwas fertigbringen ?«

    Ganz richtig. Wir mussten also nicht mehr unternehmen, als sämtliche Psychopathen zu überprüfen, die das Magische Königreich in den letzten zehn Jahren besucht hatten. Das würde den Kreis der Verdächtigen ja ganz wunderbar zusammenschrumpfen lassen, nicht wahr?! Ich startete mein Headmount-Display und warf einen Blick auf die Uhr. Meine Ermordung lag vier Tage zurück. Ich hatte eine Schicht an den Drehkreuzen des Spukhauses vor mir. Ich übernahm gern ein paar Schichten pro Monat, schon deswegen, um die Bodenhaftung nicht

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