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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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zarten, engen Ritze, die unter meinem Druck nachgibt, die sich verheißungsvoll öffnet und mich noch perfekter aufnimmt als ihre Hand vorhin.
    Mir schwinden die Sinne.
    Ich höre ihre Schreie nicht. Ich spüre nicht, wie sich ihre Fingernägel in meinen Rücken graben, ihre Fäuste mich traktieren.
    Nichts zerstört den Zauber, bis der Rausch verklingt.
    Und ich, von ihrem Blut überströmt, begreife, was ich getan habe...
     
     
    Damals hatte es begonnen. In der ersten Vollmondnacht, nachdem er zum Manne gereift war, hatte der in Chiyoda schlummernde Fluch Besitz von ihm ergriffen. Er war aus dem Gesindehaus zurück zu seinen Eltern geflohen. Und erst ihre entsetzten Augen im Licht einer Kerze hatten ihn darauf hingewiesen, dass ihn viel mehr entstellte als nur das Blut seines Opfers...
    Verwirrt blickte er sich um.
    Hob die fellbedeckten Arme. Sah die entmenschten Klauen und Krallen, Pfoten ähnlicher denn Händen...
    ... und fand sich dort wieder, wohin er von seinen Erinnerung gerade verschleppt worden war.
    Die sengend heiße, nie mehr erloschene Scham!
    Das träume ich!
dachte er.
    Von irgendwoher drang Blutgeruch in seine Nase. Er zitterte. Er war zu Hause. In dem Zuhause, das er vor sechzig Jahren für immer verloren hatte. Weil seine Gier es zerstörte. Diese unstillbare Gier nach...
    ... rohem Fleisch!
    Chiyoda sah sich um. Was er hier erlebte, erinnerte ihn an etwas, aber ihm fiel nicht ein, was genau es war. Es war mehr als eine Erinnerung. Als wäre dieser Raum, dieses Haus Realität!
    Nein,
dachte er.
Es ist lange her. Seitdem ist so viel passiert.
    Wirklich?
    Was war schon »wirklich«? Entschieden nicht rein persönliche Faktoren darüber, wie sich das Gesicht der Wirklichkeit für jeden einzelnen Menschen darstellte?
    Menschen?
    Du bist kein Mensch mehr – schon lange nicht mehr!
    Langsam drehte er sich um die eigene Achse. Nirgends brannte ein Licht, und trotzdem war es nicht dunkel. Die Fenster... Wo waren die Fenster? Und die Tür...
    Im ersten Moment glaubte Chiyoda, das Gefühl des Eingesperrtseins nicht ertragen zu können, besonders in
diesem
Zustand. Aber wenigstens bewies das Fehlen von Wegen aus diesem Haus der Erinnerung, dass es nicht real sein konnte!
    Sieh dich an! Nimm einen Spiegel und sieh, was aus dir geworden ist!
    Er zweifelte, dass die drängende Aufforderung aus ihm selbst kam. Aber woher sonst?
    Schleppend ging er zu der Kommode, an der seine Mutter gesessen und sich frisiert hatte. Bevor er ihr das Haar in Büscheln ausgerissen, bevor er ihre unerträglich schrillen Schreie erstickt hatte.
    Im ersten Moment sah es aus, als sei das Spiegelglas blind. Doch dann, nach kurzem Zögern, bildete es das Monster ab, das sich vor ihn hingestellt hatte.
    Das bin ich nicht,
dachte Chiyoda. Aber die Lüge hatte keine Überzeugungskraft.
    Plötzlich tauchte noch eine Gestalt im Spiegel auf. Und noch eine.
    »Warum?«, fragte der Mann, von dem er inzwischen wusste, dass er nicht sein leiblicher Vater gewesen war.
    »Warum hast du uns das angetan?«, fragte auch seine Mutter.
    Traurig blickten sie auf sein Spiegelbild, aber als er den Kopf wandte, war keiner von ihnen bei ihm.
    Bei der Bestie, die er geworden war, obwohl –
    Ich habe alles getan, um mich zu exorzieren!
dachte Chiyoda.
Ich habe nie verwunden, was aus mir geworden ist. Das Gewicht der Schuld, die ich auf mich geladen habe, hat mich mein ganzes Leben lang verfolgt. Letztlich half es mir, das Monster in mir zu unterdrücken...
    Er stockte. Belog er sich nicht schon wieder?
    Das Spiegelbild zeigte die Bestie, die er überwunden zu haben meinte. Aber letztlich hatte sie nur geschlafen, ihn in Sicherheit gewiegt, und war schließlich wieder aus ihm hervorgebrochen! Und nicht nur aus ihm – aus allen, die waren wie er!
    Zitternd hob Chiyoda die Pranken, ballte sie zu Fäusten und presste sie gegen die Schläfen des Wolfsschädels. Er war sicher, den Verstand verloren zu haben.
    Kung-futse – dein treuer Schüler fleht dich an: Hilf mir!
    Doch der Philosoph Konfuzius, der vor zweieinhalbtausend Jahren gelebt und dessen Weisheit sich Chiyoda zu eigen gemacht hatte, um die Kraft zu schöpfen, die seine Geißel ihm abverlangt hatte, blieb, was er immer gewesen war: ein abstraktes Sinnbild.
Zu
abstrakt, um ihm in dieser Situation Beistand leisten zu können.
    Chiyodas Fäuste rutschten über die wölfische Physiognomie, öffneten sich, um die Fratze zu bedecken, zu begraben...
    Da bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung und

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