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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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ohne ihn jedoch unter all denen, die den Platz in der Dorfmitte bevölkerten, zu entdecken. Tatsächlich war der Anblick ganz so wie an jedem anderen Tag, und nichts wies darauf hin, dass dies der Tag war, auf den ich so lange hingewirkt hatte.
    Sollte ich mich getäuscht haben? Hatte ich meine eigentliche Aufgabe etwa so lange vernachlässigt, dass ich wirklich menschlich zu werden begann, mit all den Unzulänglichkeiten, die ein solches Dasein bedeutete? Waren mir Unruhe und Ungeduld nicht länger fremd?
    Nein!
    Er
war
gekommen. Und ich hatte ihn nur deshalb nicht unter den anderen erkannt, weil er war wie sie – ein Mensch eben.
    Die Zielstrebigkeit aber, mit der er auf mich zukam, ließ keinen Zweifel daran, dass ich es war, den er suchte.
    Wie mochte er meine Gegenwart empfinden? So wie ich die seine? Als Witterung, der ich nicht bis zur Quelle zu folgen vermocht hatte? Oder sah er mich anders, konnte er durch meine Maske hindurchsehen und mein wahres Wesen erkennen?
    Er ist nur ein Mensch!
mahnte ich mich; aber allein die Tatsache,
dass
ich mich solcherart beruhigen musste, schürte die Selbstzweifel in mir – und ließ mich fürchten, nicht mehr zu sein als er.
    Ähnlich waren wir uns aber in jedem Falle!
    Ich selbst konnte spüren, dass sein Auftreten auf die Menschen in gleicher Weise wirkte wie das meine. Etwas umgab ihn einer Aura gleich, die ihm Gehör verschaffen musste, wann immer er es wollte, und die jeglichen Zweifel an seinen Worten erstickte, noch bevor er auch nur keimen konnte.
    Eines unterschied uns aber – sein Lächeln wirkte so unbefangen, dass es jeden für ihn einnehmen musste, meinem dagegen war dieser Effekt nur vordergründig beschieden; dahinter indes lauerte etwas, das die Menschen nicht gewann, sondern lähmte und ihren Willen gefrieren ließ. Er aber, das wusste ich, vermochte den Geist eines jeden Menschen zu öffnen – für sich und seinen Willen.
    Er war einer, wie er nur einmal unter einer Million oder Milliarde geboren wird – und mochte es Männer seiner Qualität auch vor und nach ihm gegeben haben, so waren sie ihm doch nicht gleich, denn was immer seinen Schutz über ihn gelegt hatte, es hatte einzig ihn auserwählt.
    Und doch war er nur ein Mensch...
    Ich lächelte ihm entgegen, und mein Lächeln ließ ihn innehalten. Kaum merklich nur, aber es genügte, um mich jeden zweifelnden Gedanken vergessen zu lassen. Er war mir nicht überlegen –
    Es genügt, wenn er dir ebenbürtig ist
, flüsterte es in mir, als hätte sich die Furcht von meinem Ich abgespalten, um eine eigene Stimme zu erhalten.
    Der junge Mann kam weiter auf mich zu. Aus der Nähe besehen wirkte er nicht wie einer, der zum König ganzer Völker berufen war. Haar und Haut waren schmutzig vom Staub seiner Wanderung, ebenso sein Gewand, das die Farbe des Sandes angenommen hatte.
    »Du also bist der Nazarener«, sagte ich.
    »Und du jener, der meinen Namen führt«, erwiderte er. Seine Gelassenheit war die eines Alten, und unbekümmert schien er mir wie ein Kind.
    Ich hob einhaltend die Hand. »Das habe ich nicht getan. Die Menschen hielten mich für dich –«
    »Und du hast ihnen nicht widersprochen.«
    »Hätten wir uns sonst getroffen?«, fragte ich.
    »Wer weiß?«, erwiderte er mit einem Lächeln, so rätselhaft, dass ich es nicht zu durchschauen vermochte. »Aus welchem Grund liegt dir so an unserer Begegnung, dass du all diese Anstrengungen unternommen hast, um auf dich aufmerksam zu machen?«
    »Weil ich wissen wollte, was du für ein Mann bist, dass die Menschen dich für einen Heilsbringer halten.«
    »Ich bin nur einer von ihnen«, entgegnete er in echter Bescheidenheit, und fast klang es so, als könne er seinen besonderen Ruf selbst nicht ganz verstehen.
    »Sie halten dich für einen König«, erinnerte ich.
    »Sieht so ein König aus?«, Er wies an sich herab.
    »Keiner von der Art, wie man sie bislang kannte«, gab ich zurück.
    »Und sollte ein König nicht über ein Reich gebieten?«, fragte er weiter. »Wo soll es sein – mein Reich?«, Er ließ den Blick nach allen Seiten schweifen.
    Ich wandte mich um und gab ihm einen Wink.
    »Komm herein«, sagte ich und wies in mein Haus. Er kam meiner Einladung nach, ich folgte ihm –
    – aber es war nicht länger mein Haus, was wir betraten...
    »Wo sind wir?«, fragte mein Gast.
    Und ich hieß ihn willkommen: »Bei mir!«
     
     
    Um uns her war alles wüst und öd. Die Ebene begann irgendwo und endete nirgends. Unsichtbare Hände warfen Staub

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