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BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition)

Titel: BAD BLOOD - Gesamtausgabe: Die Saga vom Ende der Zeiten (über 3000 Buchseiten!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland / Timothy Stahl / Adrian Doyle
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möglichen Richtungen, und dazwischen mengten sich Geräusche, deren Ursprung zumindest Raphael in den allerwenigsten Fällen kannte.
    Aber er wusste, dass er nicht der einzige 'Schüler' hier war. Er wusste auch, dass die meisten Prüfungen und Lektionen weit weniger harmlos waren als das, was sein Lehrmeister vorhin mit ihm praktiziert hatte. Und aufgrund dieses Wissens konnte er zumindest ein paar Quellen der Laute, die ihn erreichten, erahnen...
    Nach weiteren drei Minuten veränderte sich die Klangkulisse. Stimmen und Geräusche blieben hinter den beiden Männern zurück, und an deren Stelle wurde etwas laut, das Raphael beinahe zum Stehenbleiben veranlasst hätte.
    Musik.
    Gesang.
    »Il lamento di Federico«...
    Baldacci kannte das Stück aus Francesco Cileas »L'Arlesiana«, mit der damals Enrico Caruso zum ersten großen Opernstar avanciert war. Und es schien ihm sogar Carusos Stimme zu sein, die hier »Die Klage des Federico« intonierte. So klar und deutlich und von so grandioser Akustik, als sänge der legendäre Tenor tatsächlich und leibhaftig in einer der nahegelegenen Kavernen...
    Raphael fand jedoch kaum Muße, sich an dem wundersamen Musikgenuss zu laben. Denn schon wenig später begriff er, dass der Gesang nur einem Zweck diente: Er sollte etwas anderes überlagern.
    Etwas auf furchtbarste Weise Kakophonisches.
    Schreie.
    Die schrecklichsten Schreie, die Raphael Baldacci je gehört hatte.
    Und er wagte sich nicht einmal vorzustellen, was einen Menschen zu solchem Brüllen veranlassen könnte.
    Denn dass es ein Mensch war, der da schrie, daran zweifelte er nicht. Er wünschte, er hätte es gekonnt. Vielleicht wäre das Gebrüll dadurch ein bisschen leichter zu ertragen gewesen...
    Mit jedem Schritt, den sie weitergingen, wurde Carusos Gesang leiser – oder auch nur von den Schreien erstickt.
    »Hast du je etwas vom 'Träumer' gehört?«
    Salvats Frage kam so unvermittelt, dass Baldacci zusammenzuckte. Dann nickte er.
    »Ja«, sagte er und fuhr fort: »Wie man erzählt, soll er eine Art Medium sein, das auf ungewöhnliche Schwingungen des Machtnetzes reagiert.«
    Raphael Baldacci war noch nicht
sehr
lange, aber immerhin lange
genug
an diesem Ort, um zumindest von einigen Mysterien, die hier gehütet wurden,
gehört
zu haben. Wenn er es recht bedachte, war er ja selbst eines davon...
    Salvat nickte.
    »Ja, so ist es. Doch der Träumer kann noch ein bisschen mehr. Er empfängt Hinweise, bisweilen sogar Bilder, wenn etwas die Strukturen der Macht durcheinanderbringt.« Er verstummte kurz und fügte dann lächelnd und mit einer vagen Kopfbewegung, die den Gesang hinter ihnen meinte, hinzu: »Sein wahrer Name ist übrigens Federico.«
    »Il lamento di Federico«...
    Baldacci erschauerte unwillkürlich, als ihm der zynische Zusammenhang bewusst wurde: Hinter ihnen besang Enrico Caruso stimmgewaltig die 'Klage des Federico' – nur um die wahre Klage des echten Federico zu übertönen! Denn er, den sie den 'Träumer' nannten, war es, der sich ein Stück entfernt fürchterlichstes Leid aus dem Leibe brüllte...
    »Und genau das ist geschehen?«, kam Raphael auf den Kern ihrer Unterhaltung zurück; zum einen aus echtem Interesse, zum anderen jedoch, um sich wenigstens ein bisschen von den Schreien abzulenken. »Die Strukturen der Macht sind durcheinandergeraten?«
    »Wir wissen es nicht mit Bestimmtheit«, antwortete Salvat und bog in einen schmaleren Seitengang ab. »Aber es scheinen Dinge in Gang geraten zu sein, die dem Wort 'weltbewegend' eine neue Bedeutung geben könnten.«
    »Und diese Dinge gilt es zu verhindern?«
    »Das ist eine Entscheidung, die erst zu fällen ist, wenn wir diese Dinge wirklich kennen. Und wir können mehr darüber erfahren, wenn wir den Spuren und Hinweisen folgen, die uns der Träumer geben kann.«
    Salvat blieb vor einer niedrigen Öffnung in der Felswand stehen und wies mit einladender Geste darauf.
    »Darf ich vorstellen? Der Träumer.«
    Raphael trat vor, sah in den hinter dem Loch liegenden Raum – und erstarrte.
    Weil das Geschrei geradezu ohrenbetäubende Qualität erlangte.
    Und weil der Anblick schlichtweg entsetzlich war.
    In der Mitte der Felskammer befand sich ein fast runder Steinblock mit ebener Oberfläche. Und darauf krümmte und wand sich wie in Krämpfen – der Träumer.
    Eine dürre Gestalt, die aus kaum mehr als Haut und Knochen zu bestehen schien. Unweigerlich fragte Raphael sich, aus welchen verborgenen Winkeln seines ausgemergelten Körpers dieser

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